Leonie Benesch im Spielfilm "Das Lehrerzimmer" © Alamode
Leonie Benesch im Spielfilm "Das Lehrerzimmer" © Alamode
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AUDIO: Berlinale 2023: Große Bandbreite und "ungeahnte deutsche Romantik" (5 Min)

Berlinale 2023: Große Bandbreite und "ungeahnte deutsche Romantik"

Stand: 16.02.2023 16:52 Uhr

Heute startet die 33. Ausgabe der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Im Gespräch blickt NDR Kultur Filmkritikerin Bettina Peulecke auf die deutschen Filme und Stars bei der diesjährigen Berlinale.

Wie sind die deutschen Beiträge bei der Berlinale vertreten?

Bettina Peulecke: Besonders mit dem norddeutschen Aspekt ist der Film "Der vermessene Mensch" von Lars Kraume vertreten, der damals "Der Staat gegen Fritz Bauer" gemacht hat - da ist also immer ganz viel Moral dabei. Darin geht es um einen Ethnologie-Doktoranden, seine Rolle als Forscher in dem Gebiet Deutsch-Südwestafrika - damals eine deutsche Kolonie - und den Herero-Aufstand. Ich glaube, das wird sehr spannend. Im Wettbewerb sind die Deutschen extrem gut vertreten: Fünf Filme sind dabei.

Ist das überdurchschnittlich viel?

Peulecke: Das ist im Gesamtzusammenhang der Berlinale überdurchschnittlich viel. Im letzten Jahr zum Beispiel waren es vier. Dazu muss man sagen, dass das alles reine Koproduktionen waren. Und dieses Mal sind es vier ausnahmslos deutsche Produktionen und eine Koproduktion.

Was sind das für Filme, die da antreten?

Peulecke: Wir haben eine wirklich große Bandbreite. Es gibt teilweise "ungeahnte deutsche Romantik"; wir haben einen Krimi im Drogenmilieu; wir haben Ingeborg Bachmann - allerdings nicht als Lyrikerin, sondern hauptsächlich in ihrer Beziehung zu Max Frisch. Und wir haben Christian Petzold wieder mit dabei - das ist das dritte Mal, dass er auf der Berlinale vertreten ist. Nach "Undine" und "Transit" stellt er jetzt seinen Film "Roter Himmel" vor. Das ist eine tragikomische Beziehungsgeschichte, wieder mit Paula Beer in der Hauptrolle. Ich denke, Petzold ist immer gern gesehen auf der Berlinale.

Margarethe von Trotta kommt auch mal wieder - sie ist diejenige, die die Geschichte über Ingeborg Bachmann inszeniert. Die Koproduktion, von der ich gesprochen habe, hat Angela Schanelec inszeniert, eine Berliner Schule-Regisseurin, die sehr puristisches, konzeptionelles, spaßbefreites Kino macht. Das ist meistens nicht so ganz der Publikumsrenner. In diesem Fall ist es ein Ödipus-Mythos, der auf unsere Zeit in Griechenland und Berlin übertragen wird.

Der einzige Neuzugang ist Christoph Hochhäusler mit seiner ersten Teilnahme auf der Berlinale. "Bis ans Ende der Nacht" ist ein Krimi über einen Drogenfahnder, der eine Beziehung zu einer Transfrau eingeht, um dichter an die Verbrechen zu kommen. Aus Spiel wird Liebe und aus Fiktion wird ernst. Das ist vielleicht die spannendste Geschichte.

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Was wird ansonsten noch gezeigt?

Peulecke: Zum Beispiel ist die Hamburgerin Leonie Benesch dabei: Sie ist im Film "Das Lehrerzimmer" vertreten, in der Serienverfilmung von Frank Schätzings "Der Schwarm" und sie ist der deutsche "European Shooting Star". Das ist schon ein ganz schönes Pfund.

Das ist Deine 33. Berlinale und die erste große nach Corona. Wo steht das Festival aktuell?

Peulecke: Aus meiner Sicht ist es in der Retrospektive immer leichter einzuordnen und Dinge anders zu sehen, als sie zum Beispiel aktuell kritisiert werden. Verschiedene Sachen, die sich unter Moritz de Hadeln eingebürgert hatten, sollte Dieter Kosslick besser machen. Kosslick war auf jeden Fall ein Festivaldirektor, der extrem medienwirksam aufgetreten ist und Stars geholt hat. Das Publikum darf man auch nicht vergessen: Filme hin und her, aber die Berlinale ist das größte Publikumsfestival weltweit, und das heißt, dass man dem Publikum viel bieten muss. Und das hat Kosslick geschafft.

Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt unter der Doppelspitze Rissenbeek und Chatrian so funktioniert. Der erste Wettbewerb unter den beiden war für mich der schlimmste in all den Jahrzehnten. Rein inhaltlich betrachtet war es einfach extrem deprimierend. Ja, Filmkunst und Ästhetik sind wichtig, aber da wirklich kein Licht am Ende des Tunnels. Danach war ich fassungslos. Es hat sich dann ein bisschen gebessert, aber auch jetzt steht das Melodramatische, das ästhetisch Herausfordernde klar im Vordergrund. Es ist eine Richtungsänderung im gesamten Festival. Ob das gut ist oder schlecht, das muss das Publikum entscheiden.

Das Interview führte Jan Wiedemann.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 16.02.2023 | 16:45 Uhr

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