ARD-Doku "Scheißjob Lehrer" zeigt Probleme des Schulsystems
Autorin Claudia Euen hat sich an mehreren Schulen in Deutschland umgesehen. Zu Wort kommen in ihrer Dokumentation resignierte Lehrerinnen, hilflose Schulleiter, klagende Eltern und unzufriedene Schüler. Steht es wirklich so schlecht um unsere Schulen?
"Zu viel Arbeit verteilt sich auf zu wenige Köpfe. Dabei kam die Bildungskrise mit Ansage. Eine vorhersehbare Pensionierungswelle trifft auf steigende Geburten und Zuwanderungszahlen. Das ist seit rund zehn Jahren bekannt. Doch zu lange wurden zu wenige Lehrkräfte eingestellt. Nun müssen die ran, die da sind", stellt Claudia Euen in ihrem Film "Rabiat: Scheißjob Lehrer" fest. Die Dokumentation steht ab sofort in der ARD Mediathek zur Verfügung.
Schulstart mit 75 Fehlstunden
Während die Schülerinnen und Schüler in Nordrhein-Westfalen schon fleißig lernen, enden die Sommerferien in Kürze in weiteren Bundesländern. Die Dokumentation zeigt, wie Schülerinnen und Lehrer oft schon zu Beginn eines Schuljahres mit Problemen konfrontiert werden - zum Beispiel am Otto-Hahn-Gymnasium in Ludwigsburg: "Ich wohne halt relativ weit weg, und dann komme ich zur Schule und es ist kein Lehrer da", berichtet ein Schüler. "Wir sind in diesem Jahr mit 75 Fehlstunden gestartet", erklärt ein Lehrer die Situation. "Das heißt, wir hatten fünf Schwangerschaften in kürzester Zeit und eine einzige Lehrkraft wurde ersetzt."
Hamsterrad mit zu vielen Aufgaben
Wo liegen die Defizite im Bildungsbereich, die dazu führen, dass der Beruf für viele nicht mehr erstrebenswert erscheint, trotz offensichtlicher Vorteile wie das staatliche Gehalt, die Aussicht auf längere Ferien und die komfortable Verbeamtung. Auf die Frage, warum sie sich verbeamten lassen habe, antwortet eine Lehrerin: Es sei eben normal in ihrem Beruf. Doch zufrieden sei sie nicht, denn neben dem eigentlichen Unterricht habe sie etliche Aufgaben: Arbeitsgruppen, die Schulentwicklung machen, einen Schüleraustausch organisieren, Konferenzen, Elternabende. In diesem Hamsterrad bleibe keine Zeit, sich zusätzliche Gedanken um den Unterricht und die Schülerinnen und Schüler zu machen - eine unbefriedigende Situation.
Natürlich ist der Beruf des Lehrers kein Scheißjob, auch wenn der unglücklich gewählte Untertitel dieser Rabiat-Folge dies suggeriert. Es sind die Rahmenbedingungen, die zu dem Problem im Bildungsbereich geführt haben. Und solange diese seitens der Politik nicht optimiert werden, bleibt die Lage an Deutschlands Schulen heikel, für Schülerinnen und Schüler ebenso, wie für Lehrerinnen und Lehrer.
Keine Lösung der Probleme in Sicht
Autorin Claudia Euen hat sich einen Einblick in den oft problematischen Schulalltag von Schülerinnen und Lehrern an verschiedenen Schulen in Deutschland verschafft. Doch gibt es auch Lösungen für die Probleme? "Wie sich die Situation der Lehrer und der Schüler verbessern soll in den nächsten Jahren und wie der Lehrkräftemangel behoben werden soll, das ist mir nicht so ganz klar geworden", sagt Eugen.