Für mehr Lehrer: Hamburg startet "kleine Revolution" an der Uni
Die Schülerzahlen steigen und viele Lehrkräfte stehen vor der Pensionierung: Hamburg braucht jedes Jahr rund 900 neue Lehrerinnen und Lehrer. Schulsenator Ties Rabe (SPD), Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und der Präsident der Hamburger Universität, Hauke Heekeren, haben am Dienstag Maßnahmen vorgestellt, mit denen die Stadt Lehrkräfte gewinnen will.
Der Weg zum Lehramt an der Hamburger Universität soll erleichtert und die Zahl der Bachelor- und Masterstudienplätze erhöht werden. Uni-Präsident Heekeren sprach in der Landespressekonferenz von einer "kleinen Revolution" im Bereich der Lehrkräftebildung.
Numerus Clausus bei Erziehungswissenschaften fällt weg
So sollen bereits ab dem kommenden Wintersemester 2023/2024 Studienanfängerplätze der Erziehungswissenschaften im Lehramt für die Sekundarstufe I und II zulassungsfrei sein. Bisher benötigten Studierende mindestens einen Abiturschnitt von 1,8.
Aufbau-Studiengang für Quereinsteiger
Ab dem Wintersemester 2024/2025 soll es außerdem im Lehramt für die Sekundarstufe I und II einen neuen Aufbau-Masterstudiengang für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger geben. Damit können Personen, die einen Bachelor in einem inhaltlichen Fach haben, das in Hamburg als Unterrichtsfach studiert werden kann, sich zum "Ein-Fach-Lehrer" für Stadtteilschulen und Gymnasien qualifizieren. Bisher studiert man zwei Fächer plus Erziehungswissenschaft. Quereinsteigende könnten bald "sozusagen im laufenden Studium umsatteln auf das Lehramt und sich dann dadurch ein schönes Berufsfeld erschließen", sagte Rabe.
Zahl der Studienplätze soll erhöht werden
2016 gab es noch 5.700 Bewerbungen auf 900 Studienanfängerplätze im Lehramt, derzeit liegt die Nachfrage bei rund 3.200 Bewerbungen auf rund 1.000 Studienanfängerplätze. Nach und nach möchte die Universität die Zahl der Studienplätze erhöhen. "Für die kommenden Jahre haben wir gemeinsam mit der Wissenschafts- und der Schulbehörde einen Aufwuchs um rund 175 Bachelor-Studienplätze bis 2026 und rund 145 Master-Studienplätze bis 2029 vereinbart", sagte Heekeren.
Schulsenator Rabe sprach gegenüber dem Hamburg Journal von einem "großen Schritt, weil die Universität in sehr komplizierten Verfahren deutliche Verbesserungen bringt". Er gehe davon aus, dass man nun eine dreistellige Anzahl von Lehrerinnen und Lehrern jedes Jahr zusätzlich ausbilden könne.
GEW: "Schritte sind richtig"
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte die angekündigten Maßnahmen. "Diese angekündigten Schritte sind richtig, sollten jedoch durch weitere Maßnahmen flankiert werden", sagte Sven Quiring, Vorsitzender der GEW Hamburg. "Jetzt muss auch genau geschaut werden, wie die Abbrecherquote von bis zu 30 Prozent gesenkt werden kann." Die Begleitung der Studierenden müsse deutlich verbessert werden.
Kritik aus der Opposition
Birgit Stöver von der CDU-Fraktion kritisierte die Maßnahmen als Stückwerk. "Der Wermutstropfen dabei ist, dass sie erst in sechs bis sieben Jahren bei den Schülerinnen und Schülern ankommen." Hamburg habe "viel zu lang auf Kosten anderer Bundesländer gelebt, die mehr in die Lehrerausbildung investieren." Auch die Linksfraktion sieht noch mehr Handlungsbedarf: "Die Aufstockung der Studienplätze besonders in den Masterstudiengängen reicht nicht aus, um den Lehrkräftebedarf zu decken", sagte Sabine Boeddinghaus.