Schulsenator: Hamburg braucht jedes Jahr 900 neue Lehrer
Viele Pensionierungen und wachsende Schülerzahlen: Nach Angaben der Schulbehörde braucht Hamburg in Zukunft mindestens 900 neue Lehrkräfte - pro Jahr.
"Das ist schon eine ganze Menge", sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Mittwoch in der Hansestadt. Er stellte zusätzliche Maßnahmen vor, mit denen die Schulbehörde den Mangel an Lehrkräften ausgleichen will. So soll die Zahl der Ausbildungsplätze im Vorbereitungsdienst von ursprünglich 810 auf nun 1.215 und bis 2024 auf 1.350 Plätze erhöht werden.
Öffnung für Quereinsteiger und Pensionäre
Außerdem soll es eine noch stärkere Öffnung für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen geben - etwa für diejenigen, die Unterrichtsfächer studiert haben, aber keine Erziehungswissenschaften. Verbessert werden sollen auch die Möglichkeiten, dass Lehrkräfte nach ihrer Pensionierung weiterhin Unterricht geben können. Ziel sei es außerdem, pädagogisches Personal, das bisher nachmittags in der Ganztagsbetreuung arbeite, auch vormittags einzusetzen - etwa für Förderangebote, sagte Rabe.
Bessere Bezahlung
Die Schulbehörde will den Beruf zudem attraktiver machen. Lehrkräfte bekommen in Hamburg den Angaben zufolge künftig mindestens die Besoldungsstufe A13. Außerdem soll es zusätzliche Angebote zur Gesundheitsförderung geben.
Lehrermangel: Geburtenstarke Jahrgänge gehen in Pension
"Aufgrund unserer vorausschauenden Einstellungspolitik konnten wir einen dramatischen Lehrermangel wie in anderen Bundesländern bisher vermeiden", sagte Rabe. Er gehe davon aus, dass die nun vorgestellten Maßnahmen ausreichen werden. "Für schwierige Maßnahmen wie die Einschränkung der Teilzeit, mehr Unterrichtsverpflichtung oder die Erhöhung der Klassengröße gibt es zurzeit keinen Anlass." Dennoch werde die Lage nicht einfacher. "Die geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt in Pension, die nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge können sie nicht ersetzen."
Fast 270 Stellen unbesetzt
Aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linken geht hervor, dass in Hamburg 268,09 Vollzeitstellen unbesetzt sind. Die meisten davon (157,56) betreffen die Stadtteilschulen. Im Durchschnitt fehlten an jeder Stadtteilschule somit fast drei Lehrkräfte - an Gymnasien hingegen nur eine Lehrkraft. An Schulen mit dem niedrigsten Sozialindex 1 - also mit besonders schwierigen Rahmenbedingungen - fehlten 88,87 Lehrkräfte, mit Sozialindex 2 seien es 84,37. An Schulen mit dem höchsten Sozialindex seien sogar 18,97 Stellen über dem Plan besetzt.
Kritik der Opposition
Die Linke forderte eine Entlastung der Lehrkräfte, damit nicht noch mehr in Teilzeit oder Frührente gehen. Die CDU warf Hamburg vor, bei der Lehrerausbildung auf Kosten anderer Bundesländer zu leben. Man habe sich zu sehr auf die Attraktivität der Stadt verlassen, um den Bedarf an Bewerberinnen und Bewerbern zu decken. Der Maßnahmenkatalog komme reichlich spät und sei unvollkommen. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft will im Rahmen eines runden Tisches Lösungen suchen.