Drohender Lehrermangel: Hamburg will mehr Lehrkräfte ausbilden
Die Schülerzahlen steigen und viele Lehrkräfte stehen vor der Pensionierung: Hamburg braucht deshalb mehr Lehrerinnen und Lehrer. Um einen drohenden Lehrermangel zu vermeiden, sollen mehr Lehrkräfte ausgebildet werden als bisher. Das sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).
Die Zahl der Lehramtsstudierenden müsse erhöht werden, so Fegebank. Sie will an das Pflichtfach Erziehungswissenschaft ran - dort lag der Numerus Clausus zuletzt bei 1,8. Das habe viele davon abgehalten, auf Lehramt zu studieren, meinte Fegebank. Eigentlich vorhandene Studienplätze hätten nicht belegt werden können. Fegebank: "Das heißt, wir haben so rund 20 Prozent Studienplätze - das ist eine ganze Menge - die nicht ausgeschöpft werden. Und da soll der NC kippen", sagte Fegebank dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen.
Quereinsteiger sollen es leichter haben
Schon zum kommenden Wintersemester könnten auch mehr Plätze in beliebten Studiengängen wie Englisch, Deutsch und Geschichte angeboten werden. Denn auch diese sind zulassungsbeschränkt, wie auch die sogenannten Mangelfächer Mathematik, Chemie und Informatik. Und wer nicht von Anfang an auf Lehramt studiert, soll im Laufe des Studiums leichter umsatteln können. Fegebank hofft, so mehr Quereinsteigerinnen und -einsteiger dafür zu gewinnen, sich doch noch für den Lehrerberuf zu entscheiden.
Sven Quiring, Hamburger Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft findet es richtig, die Zahl der Lehramtsstudierenden in Hamburg zu erhöhen. Allerdings bedürfe es einer besseren Betreuung der Studierenden. "Das heißt aber dann: An der Universität müssen zusätzliche Stellen geschaffen werden für Lehre und Forschung und Betreuung." Simone Kohl, Vorsitzende der Elternkammer, forderte, etwas gegen die hohe Zahl der Studienabbrüche in der Lehrerausbildung zu tun.
Schulbehörde will gegensteuern
Mitte April hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) erklärt, wie die Schulbehörde auf den Lehrermangel reagieren will. So will die Schulbehörde zum Beispiel mehr Quereinsteigerinnen und -einsteiger an Bord holen oder die Zahl der Referendariate erhöhen. Und die Behörde will pensionierte Lehrkräfte ermuntern, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten.
Opposition skeptisch
Doch das stößt bei den Schulexpertinnen der Opposition auf Skepsis. "Das kann jetzt wirklich nicht der Schlüssel sein, um wieder mehr Lehrkräfte zu gewinnen", sagte Sabine Boeddinghaus von der Linken. Sie forderte eine Entlastung der jetzt arbeitenden Lehrkräfte, damit nicht so viele in Teilzeit oder Frührente gehen. Auch Birgit Stöver (CDU) wünscht sich "dass Lehrer entlastet werden von unterrichtsfernen Zusatzaufgaben, und dass Lehrer tatsächlich die Möglichkeit haben, sich gut auf den Unterricht vorzubereiten sowie Gespräche mit Schülerinnen und Eltern zu führen". Das würde bedeuten, dass das Lehrerarbeitszeitmodell verändert werden müsste - mit dem Ziel, den Lehrerberuf attraktiver zu machen. Die Elternkammer-Vorsitzende Simone Kohl lehnt einen verstärkten Einsatz von pensionierten Lehrkräften an Schulen ab. Das könne nur eine Ausnahme sein, zum Beispiel im Schwimmunterricht oder in Flüchtlingsklassen.