Lehrermangel in Niedersachsen: Land zählt 445 offene Stellen
Zum Beginn der Sommerferien ist in Niedersachsen jede vierte ausgeschriebene Lehrerstelle nicht besetzt. Schülervertreter mahnen Bildungslücken an. Lehrerverbände sorgen sich um überlastete Kollegen.
Rund 1.300 neue Lehrkräfte sind fürs kommende Schuljahr bereits eingestellt, 445 Stellen sind noch offen. Das Kultusministerium in Hannover geht davon aus, dass sich weitere Interessierte finden - das grundsätzliche Problem bleibe aber bestehen. Damit dürfte das nächste Schuljahr so anfangen, wie das alte zu Ende geht, sagt Stefan Störmer, Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Konkret bedeute das viele Lücken im Stundenplan und mit Lehrkräften, die an der Belastungsgrenze arbeiteten.
Schülerrat: Lernrückstände beim Abitur berücksichtigen
Der Landesschülerrat fordert ein umfassendes Paket, um den Lehrermangel zu beheben. "An den Gymnasien fehlt Personal in den MINT-Fächern, in allen anderen Schularten sogar in allen Fächern", sagt der Schülerratsvorsitzende Malte Kern. Auf die daraus folgenden Lernrückstände müsse deshalb künftig Rücksicht genommen werden. Dieses Jahr sei das Abitur - dank Corona-Bonus - sehr flüssig gelaufen, im kommenden Schuljahr könnte es jedoch Probleme geben.
Schulleitungsverband fordert Entlastung für Lehrer
Der Personalmangel gehe zunehmend auch zulasten der Lehrkräfte, heißt es vom Schulleitungsverband Niedersachsen. Immer häufiger fielen Lehrerinnen und Lehrer krankheitsbedingt aus - oder sie arbeiteten in Teilzeit, um den Anforderungen des Berufs gerecht werden zu können. "Seit Langem erreichen uns zahlreiche Hilferufe aus Grundschulen im ganzen Land, die zunehmend noch lauter werden", erklärte der Verband. Das Kultusministerium müsse "unverzüglich" spürbare Entlastungen für Leitungspersonal und Lehrkräfte an Grundschulen auf den Weg bringen.
Hamburg will Hürden für Lehrerberuf senken
Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) rechnet damit, dass der Lehrkräftemangel im Land mindestens zehn Jahre anhalten wird. Das Ministerium arbeite derzeit an einem Plan, wie Schulen trotz des Mangels den Unterricht sicherstellen können. Hamburg will dafür unter anderem erreichen, dass ausländische Berufsabschlüsse leichter anerkannt werden, und die Hürden für Quereinsteiger gesenkt werden.