Zehn Jahre Lehrkräftemangel an Niedersachsens Schulen?
Die Schulen in Niedersachsen ächzen unter permanentem Unterrichtsausfall und einer dünnen Personaldecke. Das könnte zum Dauerzustand werden. Das Kultusministerium sagt schwierige Jahre voraus.
Kurz bevor sich Niedersachsens Lehrkräfte und Schüler in die Weihnachtspause verabschieden, findet die neue KultusministerinJulia Willie Hamburg (Grüne) deutliche Worte zur Personalsituation an den Schulen: "Wir haben bundesweit den Fachkräftemangel, und der wird tatsächlich auch die nächsten Jahre anhalten", sagte Hamburg im Interview mit dem NDR in Niedersachsen. "Mindestens zehn Jahre werden wir durch eine Talsohle gehen, wo wir nicht ausreichend Lehrkräfte haben werden."
Kultusministerin Hamburg spricht offen über fehlende Lehrkräfte
Mindestens zehn Jahre Lehrkräftemangel? Hamburgs Aussage ist bemerkenswert. Zwar ist der Personalmangel an den Schulen bekannt – aber so offen hat in denvergangenen Jahren noch kein Kultusminister und keine Kultusministerin darüber gesprochen. Das heißt: Hamburg versucht gar nicht erst, die Lage schönzureden, sondern bereitet die Schulen auf schwere Zeiten vor. Auch wenn Schule Ländersache ist, fordert die Ministerin eine bundesweite Diskussion darüber, wie sich die Situation verbessern lässt, "damit nicht das eine Land so entscheidet und das andere so."
Größere Klassen als Lösung für den Mangel?
Kultusministerin Hamburg will die Schulen in Niedersachsen mit anderem Personal unterstützen, wenn sich keine Lehrkräfte finden – Therapeuten, IT-Fachleute oder Verwaltungskräfte sollen Lehrerinnen und Lehrern Arbeit abnehmen. Aber auch Hamburg weiß, dass das kaum reichen wird, um die Löcher zu stopfen. Was tun, wenn Personal fehlt? Schulen befürchteten schon länger, dass das Land bald keine andere Wahl haben wird, als die Klassen zu vergrößern.
Niedersachsen will sich mit anderen Bundesländern besprechen
Die Ministerin will sich bei diesem Punkt nicht festlegen – das Thema ist brisant. "Sicherlich kann man sowohl über Klassengrößen als auch über eine Reduzierung der Pflichtstundentafel als auch über die Frage von Kürzungen in anderen Bereichen reden. Aber das sind spekulative Debatten", sagte Hamburg im NDR Gespräch. "Ich glaube, dass uns das derzeit gerade nicht weiterhilft, sondern dass wir gut daran tun, das mit allen Ländern zu besprechen und in Niedersachsen mit den Verbänden."