Stets für Überraschungen gut: Das neue Programm der Elbphilharmonie
Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter hat die Konzerte der Saison 2024/25 vorgestellt. Das prall gefüllte Programm umfasst mehr als 1.200 Konzerte und reicht von Mozart über zeitgenössische Klassik bis hin zu brasilianischem Pop.
Christoph Lieben-Seutter und sein Team überraschen ihr Publikum gern. Das tun sie auch in der kommenden Spielzeit - und zwar schon zum Auftakt: "Unser Saisoneröffnungskonzert ist ein All-Star-Trio. Leonidas Kavakos, Yo-Yo Ma und Emanuel Ax spielen zu dritt Beethoven-Trios", sagte er bei der Vorstellung. Also kein Orchesterkonzert im Großen Saal sondern Kammermusik zum Saisonstart. Eine von vielen ungewöhnlichen Ideen - , in einer Saison die spannende Schwerpunkte setzt, etwa in der Neuen Musik.
Komponistenjubiliare Schönberg und Boulez rücken ins Zentrum
Gemeinsam mit dem NDR präsentiert die Elbphilharmonie im Februar 2025 die zweite Ausgabe des Festivals "Visions" für zeitgenössische Musik. Außerdem rückt das Schaffen der Komponistenjubilare Arnold Schönberg und Pierre Boulez ins Zentrum. "Ja, man könnte jetzt sagen: Das sind aber sehr viele Konzerte mit ungewöhnlichem Repertoire oder mit vermeintlichen Publikumsschreck-Programmen", räumt der Intendant ein. Schließlich habe man gelernt, dass das Publikum Schönberg und Boulez nicht hören wolle.
Programm auch für eine neue Publikumsgeneration
Und doch: Das Publikum habe sich gewandelt. "Es sind neue Generationen von Menschen, die mit Pop, mit Jazz und den wildesten Geräuschen aufwachsen. Und die diese Hemmschwelle gar nicht haben", führt er aus. Vor allem aber sei die Elbphilharmonie wie kein anderer Saal auf der Welt dafür geschaffen. "Und wir haben außerdem die fantastischen Interpreten dafür. Wer, wenn nicht die Elbphilharmonie macht solche Programme?"
Neben den starken Akzenten in der Moderne gibt es aber natürlich auch Musik aus anderen Epochen, von Renaissance und Barock bis zu Klassik und Romantik. Auch da rückt das Programm einzelne Komponisten besonders in den Fokus.
Im Januar etwa gibt es für ein paar Tage vor allem Mozart - und auch da mit einem bunten Programm. "Von Mozart-Klavierkonzerten über eine Mozart-Oper, sieben oder acht Konzerte, wie auch sonst natürlich viel Mozart gespielt wird. Oder dazwischen eben der Bruckner, nicht ganz so leicht verdaulich. Ich finde Bruckner fantastisch, und das ist auch eine Musik, die super klingt bei uns", schwärmt Christoph Lieben-Seutter.
Das NDR Elbphilharmonie Orchester spielt Bruckners Achte unter Leitung von Alan Gilbert und ist mit rund sechzig Konzerten im Großen Saal zu erleben. Auch das Philharmonische Staatsorchester Hamburg gehört zu den wichtigen Partnern der Elbphilharmonie, die außerdem rund 50 internationale Top-Orchester eingeladen hat. Vom Orchestre Symphonique de Montréal über das Nationale Staatssinfonieorchester der Ukraine bis zur Premiere des Lucerne Festival Orchestra.
Marie Jacquot ist einzige Gastdirigentin
Dass bei diesen fünfzig Gastorchestern nur einmal eine Dirigentin am Pult steht, mit Marie Jacquot bei den Wiener Symphonikern, ist erstaunlich und ein bisschen dünn. Dafür ist das Aufgebot an Dirigenten wie immer erstklassig besetzt. Mit Persönlichkeiten wie Riccardo Chailly, Andris Nelsons oder dem finnischen Shooting-Star Klaus Mäkelä. Dem werfe man ja oft vor, dass er zu viel mache, gar nicht so schnell lernen könnte, sagte der Intendant. "Aber der kann eben."
Klaus Mäkelä kommt für sieben Konzerte in die Elbphilharmonie, mit vier verschiedenen Orchestern, darunter die Wiener Philharmoniker und das Concertgebouw Orchester Amsterdam.
Insgesamt bringt die Saison 1.200 Konzerte in Elbphilharmonie und Laeiszhalle, dazu noch einmal rund 1.000 Musikvermittlungsangebote. Neben der Klassik umfasst das Programm auch andere Genres, wie Weltmusik und Jazz. So kommt etwa die Bandleaderin Maria Schneider mit dem Oslo Jazz Ensemble, und der Gitarrist Marc Ribot gestaltet ein ganzes Wochenende in der Elbphilharmonie.
Brasilianische Rhythmen im kühlen Herbst
Außerdem bringt Christoph Lieben-Seutter Ende Oktober, im kühlen Hamburger Herbst, südamerikanisches Flair in den Norden. Das fasziniert ihn schon lange. "Seit meiner frühesten Kindheit spielt brasilianische Musik eine Rolle, obwohl wir nichts mit Brasilien zu tun haben, ich verstehe auch kein Wort der Texte."
Aber er versteht was von der Musik - und holt Legenden wie Egberto Gismonti oder die Sängerin Marisa Monte in die Elbphilharmonie.