Elbphilharmonie und Laeiszhalle: So wird die neue Spielzeit
Rund 1.000 Veranstaltungen, große Namen und künstlerische Vielfalt: Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant von Elbphilharmonie und Laeiszhalle in Hamburg, hat am Dienstag das Programm für die Saison 2023/24 vorgestellt.
Das Publikum ist zurück in der Elbphilharmonie. Der Große Saal ist teilweise wieder monatelang im Voraus ausverkauft, wie vor der Pandemie-Delle. Natürlich wünscht sich Christoph Lieben-Seutter, dass der Andrang so bleibt.
Schwerpunkte mit Jakub Hrůša, Bill Frisell, András Schiff und Rebecca Saunders
Der begehrte Dirigent Jakub Hrůša, der legendäre Jazz-Gitarrist Bill Frisell, der Pianist András Schiff und die Komponistin Rebecca Saunders: Das ist eine kleine Auswahl der kommenden Schwerpunkt-Künstler. Ihre Namen vermitteln einen Eindruck vom Niveau und von der Bandbreite, die das Programm von Elbphilharmonie und Laeiszhalle in der nächsten Spielzeit umfasst.
Wer das 150 Seiten starke Programm durchblättert, ist erst einmal geplättet von der schieren Fülle von rund 1.000 Veranstaltungen - selbst als verantwortlicher Intendant, wie Lieben-Seutter bekennt: "Es ist wie immer eine Saison von einer Vielfalt und Menge, die einen erschlägt!"
Kurdistan-Festival im November
Diese Vielfalt reicht von Händels Oratorium "Israel in Egypt" mit John Eliot Gardiner bis zur Neuen Musik, etwa von György Kurtág und Lugi Nono, von einem Blick auf die Jazz-Harfe bis zum Kurdistan-Festival im November. "Kurdistan ist ein riesiges Thema, politisch und historisch", so der Generalintendant. "Es leben viele Kurden hier. Wir haben einen Melting-Pot, mit verschiedensten Einflüssen - aus dem arabischen Bereich, aus dem türkischen Bereich, aus dem armenischen Bereich."
Lieben-Seutter sieht die Elbphilharmonie als Bühne für unterschiedliche Stile und Spielarten der Musik und ihrer Nachbar-Kunstformen. Die Choreografin Sasha Waltz und die CocoonDance Company bringen zeitgenössischen Tanz in den Saal. Und im März 2024 kommt der legendäre Chansonnier, Schauspieler und Multimediakünstler André Heller für eine ganze Woche. "Wir haben uns überlegt: Was kann er in der Elbphilharmonie machen? Da kamen die tollsten Ideen, die jetzt gerade ausgebacken werden und noch nicht spruchreif sind", erzählt der Elbphilharmonie-Chef.
Saison 2023/24: Opernaufführungen spielen wichtige Rolle
Ganz klar ist dagegen schon, dass konzertante Opernaufführungen wieder eine wichtige Rolle spielen. Etwa mit drei außergewöhnlichen Werken des 20. und 21. Jahrhunderts. Lieben-Seutter: "Wenn wir die neue Kurtág-Oper, 'Die Soldaten' von Zimmermann und Messiaens 'Saint François d'Assise' und dann noch acht andere Opern in einer Spielzeit machen, dann ist das schon unglaublich."
Natürlich gibt es auch wieder viele spannende Orchesterkonzerte. Neben den heimischen Klangkörpern wie dem NDR Elbphilharmonie Orchester hat die Elbphilharmonie rund 30 Ensembles aus der ganzen Welt zu Gast. Von den Wiener und Berliner Philharmonikern über das National Symphony Orchestra Taiwan bis zum Boston Symphony Orchestra.
Konzerte mit Teodor Currentzis: "Muss einem nicht unbedingt gefallen"
Unter den renommierten Dirigentinnen und Dirigenten der kommenden Spielzeit ist auch Teodor Currentzis. Ein umstrittener Künstler, weil er nach wie vor viel in Russland tätig ist und sein Ensemble MusicAeterna maßgeblich von der Putin-treuen VTB-Bank finanziert wird. "Das muss einem jetzt nicht unbedingt gefallen", so Lieben-Seutter. "Aber es gibt auch gute Gründe, warum diese Konzerte stattfinden sollten. Weil es künstlerisch einmalig ist, weil das Publikum ihn liebt. Es muss ja nicht jeder, der hier auftritt, ein Glaubensbekenntnis ablegen, das kann ja auch mal kontroversiell sein."
Anders als Currentzis hat der Intendant den russischen Überfall auf die Ukraine schon mehrfach scharf verurteilt. Auch das Internationale Musikfest im Frühjahr 2024 will mit seinem Programm Stellung beziehen. Es steht unter dem Motto "Krieg und Frieden".