"Sarrasine": Oper mit kaum bekannten Händel-Stücken feiert Premiere
Dieses Experiment ist geglückt: Bei der neuen Oper der Händel-Festspiele in Göttingen treffen wenig bekannte Stücke von Georg Friedrich Händel auf eine Geschichte von Honoré de Balzac. Am Freitag hat "Sarrasine" im Deutschen Theater Premiere gefeiert.
Am Ende gab es Bravo-Rufe und stehende Ovationen. Die Premiere von "Sarrasine" ist gelungen, in vielerlei Hinsicht: Bühne, Orchester, Gesang - alles passt in dieser Produktion zu einer originalen barocken Händel-Oper. Aber was hier im Deutschen Theater in Göttingen zu erleben ist, ist keine Interpretation einer der 42 bekannten Opern aus Händels Feder. Es ist ein Experiment, eine neue, moderne Oper.
George Petrou: Oper ist "zu 100 Prozent Händel"
"Klar ist es eine Oper, die in diesem Jahr im Mittelpunkt des Festivals steht", erklärt George Petrou, der künstlerische Leiter der Händel-Festspiele. "Sie ist zu 100 Prozent Händel. Sie ist keine Oper, die Händel geschrieben hat, aber eine, die wir speziell für dieses Festival entwickelt haben. Es steckt darin genauso viel Händel drin wie in den Opern vom Komponisten selbst."
Petrou hat das Werk gemeinsam mit Opern-Regisseur Laurence Dale entwickelt. Die beiden haben vergessene Lieder von Georg Friedrich Händel neu zusammengestellt - zu einem so genannten Pasticcio (italienisch für "Pastete"), einer Musikform, die im 18. Jahrhundert verbreitet war. "Meistens handelt es sich um den unbekannten Händel", so Petrou. "Ich denke, das Publikum wird von der Qualität dieser schönen, abgelehnten Alternativmusik sehr überrascht sein, die nicht wirklich die Chance hatte, in eine richtige Oper zu münden".
Honoré de Balzac liefert die Story
Die Musik des 18. Jahrhunderts ist mit einer Geschichte des 19. Jahrhunderts verwoben, der Novelle "Sarrasine" des französischen Schriftstellers Honoré de Balzac. Die Story: Sarrasine, ein Pariser Bildhauer, verliebt sich in Rom in eine schöne Sängerin, Zambinella, eine Sopranistin. Später erkennt Sarrasine, dass die Sängerin eigentlich ein Mann ist - mit glockenheller Stimme.
In der Opernaufführung in Göttingen wird Zambinella verkörpert durch den Sopranisten Samuel Moriño. "Diese Aufführung ist etwas ganz Besonderes für mich", erklärt der Sänger. "Es geht um das Hin und Her der Geschlechterrollen. Ich spiele einen Kastraten, der für seinen Geliebten mit einer Frauenstimme singt. Aber eigentlich ist er ein Mann. Es ist sehr witzig." Wenn man mit dem Publikum spricht, merkt man, wie dieser Stoff auch heute noch bewegt: "Dieses Spiel mit den Geschlechtern ist ja heute auch wieder aktuell - genau wie in der Barockzeit", bemerkt ein Besucher.
"Sänger waren alle hervorragend"
Musik und Geschichte sind an diesem Abend fein verwoben. Das Festspielorchester Göttingen trägt die Aufführung, der Kammerchor der Universität Göttingen setzt feine Akzente. "Ich muss sagen, dass die Sänger alle hervorragend waren, als gesamtes Team sehr überzeugend", lobt eine Frau danach. Und ein Zuschauer findet: "Für mich ist es überraschend, dass Händel ein unglaublich großes Spektrum hat - und zwar so, dass er, im Nachhinein kann man sagen, immer modern ist irgendwie."
Musik zum Genießen verknüpft mit einer Geschichte zum Diskutieren: Dieses Experiment ist George Petrou mit "Sarrasine" bei den Internationalen Händel-Festspielen in Göttingen gelungen.
"Sarrasine": Oper mit kaum bekannten Händel-Stücken feiert Premiere
Bei der neuen Oper der Händel-Festspiele in Göttingen trifft die Musik des Barockkomponisten auf eine Geschichte von Honoré de Balzac.
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- Bühne
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- Ort:
-
Deutsches Theater
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