Lust auf alte Musik machen: Die Pop-Up-Bühne auf einem LKW
Die Internationalen Händel Feststpiele verwandeln Göttingen vom kommenden Donnerstag an in ein Zentrum für barocke Musik. Bis dahin tourt der "rollende Georg" durch die Region, um darauf Lust zu machen.
Was ein bisschen nach Raumschiff klingt, das ist der rollende Georg, ein Elektro-LKW, ein 12-Tonner. Neben der Blasius-Kirche in Hann. Münden am südlichsten Zipfel Niedersachsen bleibt er stehen.
Der Aufbau ist schnell gemacht. Die Plane wird zur Seite geschoben, Die Ladefläche ist die Bühne. Das vierköpfige Hornensemble hat darauf viel Platz. Auf den Bierbänken davor haben schon die ersten Gäste Platz genommen: "Ich hoffe, dass noch mehr kommen, wenn die Musik erklingt, dass sie dann stehenbleiben", sagt eine ältere Dame. Und eine andere fügt hinzu: "Damit auch jüngere Leute oder welche, die nicht so für Klassik sind, merken: Das ist auch schön."
Leichtfüßig-frisch spielt das Hornensemble
„da caccia“ nennen sich die vier jungen Musikerinnen und Musiker aus Leipzig. Alle spielen Horn und stammen aus Polen, Deutschland, Spanien und Italien, so wie Claudia Pallaver. Sie ist ein bisschen aufgeregt, klassische Musik auf einem LKW zu spielen: "Das hab ich noch nie erlebt. Ich bin gespannt, wie es wird. Es ist eine coole Idee, finde ich, sehr originell. Und ich finde es auch schön, dass die Musik nicht nur in Konzertsäle aufgeführt wird, sondern auch so außergewöhnliche Orte wie ein LKW."
Nach dem letzten Glockenschlag der Blasius-Kirche geht es los. Die Vier machen ihrem Namen alle Ehre. Caccia ist Italienisch und heißt Jagd. Leichtfüßig-frisch spielen sie – passend zum sommerlichen Wetter in Hann. Münden an diesem Frühlingstag.
Die Klassik kommt zu den Menschen
Der rollende Georg ist kein Pop-, aber ein Pop-Up-Konzert mit klassischer Musik, erklärt Jochen Schäfsmeier, der Intendant der Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen. "Der rollende Georg ist in der Tat dieser Lastwagen, der uns es ermöglicht überall dort, wo keine Konzertbühne ist, eine Konzertbühne aufzubauen. Heute ist es der Kirchplatz hier in Hann Münden, nachher sind wir noch in Adelebsen, also es geht die ganze Zeit ein wenig durch die Region."
Sie wollen werben für die Händel-Festspiele, die am kommenden Donnerstag (9. Mai) in Göttingen beginnen. Die mehr als 50 Konzerte finden zwar hauptsächlich in Göttingen statt – einige aber auch in der Region Südniedersachsen – wie auch in Hann. Münden. "Schön, dass es diese Möglichkeit gibt, mal eine halbe Stunde dieser Musik zu lauschen. Ich fand's sehr, sehr toll", sagte eine junge Frau nach dem Konzert. Ihre Nachbarin stimmt ihr zu: "Ich fand es wunderschön und hab mich schon lange darauf gefreut." Ein Herr ist davon begeistert, dass die Musik zu ihm kommt und er nicht in weit enfernten Konzerthäuser reisen muss.
Zum Auftakt ein Besucherrekord
Zum Schluss präsentiert das Hornensemble Händels Wassermusik. Intendant Jochen Schäfsmeier ist begeistert – denn es waren rund 80 Zuschauerinnen und Zuschauer da, ein Rekord und das gleich zum Auftakt. "Es ist natürlich mit dem Hornquartett ein Ensemble, was natürlich auf einem Marktplatz sehr gut funktioniert; die Leute waren glücklich, haben Zugaben gefordert, was will man mehr – jetzt können die Festspiele kommen."
Nach dem Applaus dauert es nur ein paar Minuten, bis wieder alles auf dem rollenden Georg verstaut ist. Dann surrt er davon, zum nächsten Pop-Up-Konzert.
In dem kommenden Tagen macht der rollende Georg noch an folgenden Orten Station:
Sa 4.5., 10:00 Einbeck (An der Marktkirche)
So 5.5., 10:30 Göttingen (Nachbarschaftszentrum Grone)
So 5.5., 12:00 Göttingen (Egelsbergschule)
So 5.5., 14:15 Göttingen (Nachbarschaftszentrum Holtenser Berg)
So 5.5., 15:45 Göttingen (Uni-Klinik Göttingen)