Händel-Festspiele in Göttingen wagen Pasticcio-Opern-Experiment
Die Händel-Festspiele sind eines der traditionsreichsten Festivals für barocke Musik weltweit. Ende Januar wurde das Progamm für den Mai vorgestellt - inklusive einer Überraschung.
Die große Festspiel-Oper des Klassik-Festivals wird in diesem Jahr keines der rund 40 Opernwerke, die Georg Friedrich Händel in seinem Leben schrieb. In diesem Jahr soll bei den Festspielen ein Experiment gewagt werden. "Wir machen eine Pasticcio: präsentieren eine Oper, die es so in dieser Form nicht gibt", verrät der geschäftsführende Intendant der Händel-Festspiele Jochen Schäfsmeier. "Wir haben ein ganz neues Werk geschaffen. Aus Werken von Händel, die vielleicht noch nicht auf der Bühne waren. Es ist eine völlig neu geschaffene Oper. Aber die Musik ist zu 100 Prozent Händel."
Dazu hat sich der künstlerische Leiter George Petrou eine Vielzahl an Stücken von Händel herausgesucht, die eher unbekannt sind. Einige davon existieren nur auf Papier. Händel verwarf die Stücke, mal aus praktischen, mal aus dramaturgischen Gründen. Das mache sie keineswegs zu Werken zweiter Klasse, wie Petrou findet. Die unbekannte Händel-Musik wurde schließlich auch fürs Theater und fürs Spielen geschrieben. So kombiniert Petrou diese eher unbekannteren Werke Händels zu etwas komplett Neuem. "Sarrasine" heißt das Werk und orientiert sich an der gleichnamigen Novelle von Honoré de Balzac - eine Erzählung der Romantik, die Fragen an Identität und Sexualität stellt. Fragen, die auch heute noch viel diskutiert werden.
Händel-Oratorien haben spürbaren Bezug zu heute
Drei Händel-Oratorien, vierzehn Kammerkonzerte und ein buntes Familienprogramm stehen auf dem Plan der Festspiele. Ncht nur die Festspiel-Oper zeugt dabei von einer gewissen Aktualität. Auch die Oratorien, die in diesem Jahr auf dem Programm stehen, haben einen spürbaren Bezug zur aktuellen Zeit, findet Schäfsmeier: "Wir haben mit 'Israel in Egypt' ein Oratorium, wo es grundsätzlich darum geht: 'Wo findet ein Volk sein Zuhause'?"
Auch durch diese Aktualität sind die Händel-Festspiele nicht nur etwas für eingefleischte Klassik-Liebhaber: "Händel war so etwas wie der Michael Jackson des 18. Jahrhunderts. Die Musik ist unglaublich ansprechend, es ist eine sehr aufregende Musik. Man kann die Musik genießen, wenn man sehr viel Ahnung hat", sagt Schäfsmeier. Man könne sie aber auch ohne musikalische Fortbildung genießen, einfach, weil die Musik so toll sei. Die Händelfestspiele finden vom 9. bis zum 20. Mai statt. Dabei wird nicht nur in Göttingen, sondern in ganz Südniedersachsen gespielt. Das Programm und alle Details gibt es auf der Internetseite der Händel-Festspiele. Der Vorverkauf beginnt am 9. Februar.
Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen sind Kulturpartner von NDR Kultur.