Internationale Händel-Festspiele Göttingen 2024

Sarrasine

Samstag, 11. Mai 2024, 18:00 bis 22:00 Uhr

Dirigent George Petrou © Händelfestpiele Göttingen/Alciro Theodoro DaSilva Foto: AlciroTheodoroDaSilva
Dirigent George Petrou © Händelfestpiele Göttingen/Alciro Theodoro DaSilva Foto: AlciroTheodoroDaSilva
George Petrou leitete den Kammerchor der Universität Göttingen und das FestspielOrchester Göttingen.

"A la Balzac" nennen Literaturkenner eine Geschichte, die dem Modell des "realistischen" Romans folgt. So sehr hat der französische Schriftsteller Honoré de Balzac diese literarische Gattung geprägt. In seinen Büchern spiegelt sich die ganze Welt; seine Charaktere verhalten sich wie echte Menschen; und Durchschnittstypen sucht man bei ihm vergebens.

Balzacs Novelle "Sarrasine"

In der Novelle "Sarrasine" hat Balzac zwei Erzählstränge zu einem Gleichnis verschmolzen: Madame de Rochefide flaniert mit dem Ich-Erzähler über einen Pariser Ball. Als der Gastgeber erscheint, geschieht etwas Bizarres: Bei der Berührung durch die Madame beginnt der alte Mann zu schreien. In einem abgeschiedenen Zimmer erfährt sie von ihrem Begleiter, dass der Greis einst in Rom als Opernsängerin Zambinella auftrat. Und in sie verliebte sich damals der Bildhauer Sarrasine, ohne zu wissen, dass es sich um einen kastrierten Mann handelte.

Geschlechtertausch auf der Bühne

Es ist eine Geschichte über die Unkontrollierbarkeit von Liebe, sagt George Petrou, der künstlerische Leiter der Göttinger Händel-Festspiele. Zusammen mit dem Regisseur Laurence Dale hat er Balzacs Novelle in eine neue Händel-Oper verwandelt. Denn Geschlechtertausch und sexuelle Doppeldeutigkeiten auf der Bühne waren im 18. Jahrhundert völlig normal: Sopranistinnen verkörperten männliche Titelrollen, Protagonisten wie Protagonistinnen wurden von Kastraten dargestellt. Mit ihren leuchtenden, kräftigen Stimmen waren sie prädestiniert für Heldenrollen und Geliebte und wurden vom Publikum geradezu vergöttert.

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Aus alt mach neu

Für sein Pasticcio hat George Petrou Arien ausgewählt, die Händel bei der Komposition seiner Oper verworfen hatte - nicht aus qualitativen, sondern aus dramaturgischen Gründen. Petrou hat diese Einzelstücke jahrelang gesammelt und nun zu Balzacs Erzählung neu arrangiert. Er kreiert ein Musiktheater des 21. Jahrhunderts, mit einem Text, der 1830 veröffentlicht wurde, und mit Musik aus dem 18. Jahrhundert. Balzac wäre von dieser Erzählweise begeistert gewesen.

Moderation: Christiane Irrgang

Georg Friedrich Händel: "Sarrasine" (Pasticcio)

Mme de Rochefide: Myrsini Margariti Sopran
Zambinella: Samuel Mariño Sopran
Sarrasine: Juan Sancho Tenor
Balzac: Sreten Manojlović Bassbariton
Kammerchor der Universität Göttingen
FestspielOrchester Göttingen

Ltg.: George Petrou

Live aus dem Deutschen Theater in Göttingen

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