"Der Faust" 2024: Zwei Theaterpreise gehen nach Norddeutschland
Am Sonnabend wurde der Deutsche Theaterpreis "Der Faust" in Gera vergeben. Der Preis ging unter anderem an die Bühnenbildner Vetter, Köstler, Kold sowie die litauische Sopranistin Asmik Grigorian für "Salome" in Hamburg.
Über 40 KünstlerInnen und Kollektive waren für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Tanz, Musiktheater und neue Medien nominiert. Für ihr Lebenswerk wurde die Theaterdirektorin Nele Hertling geehrt. Die Vergabe der Auszeichnungen wurde am Sonnabend ab 20 Uhr auf der Seite des Theaterpreises gestreamt.
Gewinnerin in der Kategorie "Darsteller:in Musiktheater": Asmik Grigorian
Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian für "Salome" in Hamburg wurde in der Kategorie "Beste Darstellerin im Musiktheater" für ihre Performance als "Salome" ausgezeichnet. Grigorian besticht in dieser Inszenierung durch ihre packende Bühnenpräsenz, so die Jury. Sie betont außerdem Grigorians herausragende stimmliche Bandbreite: "Mit schwebenden Spitzentönen, satter Mittellage und dunkler Tiefe bringt sie Oscar Wildes Text bis in die letzte Silbe verständlich zum Ausdruck." Mit ihrer Interpretation der von Richard Strauss vertonten "Salome" setze sie neue Maßstäbe im Musiktheater.
"Faust" für innovatives Bühnenbild geht an Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold
In der Kategorie "Raum", die herausragende Leistungen im Bereich Bühnenbild, Lichtdesign und Videodesign würdigt, wurden Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold für ihr Bühnenbild des Stücks "Das 13. Jahr" am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg mit dem "Faust" ausgezeichnet. Das Trio hatte bereits in der Kritikerumfrage des Fachmagazins "Theater heute" die Auszeichnung "Bühnenbild des Jahres" erhalten. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine innovative Verbindung von Raum und Zeit aus, die es dem Publikum ermöglicht, die Themen des Stücks auf mehreren Ebenen zu erfahren. Die Jury lobt ihre "innovative Ästhetik, die in jeder Szene visuell überrascht und gleichzeitig die emotionale Tiefe des Dramas unterstützt."
Keine Preise für Nominierte aus Kiel, Bremen und Braunschweig
In der Kategorie "Inszenierung Musiktheater" war der Regisseur Immo Karaman für seine Adaption des Dramas "Samson und Dalila" am Theater Kiel nominiert - am Ende erhielt den Preis Ingo Kerkhof für "Fin de Partie (Endspiel) von der Oper Dortmund. Ein weiteres bemerkenswerte Arbeit kam aus Bremen: Yesim Nela Keim Schaub wurde für ihre Inszenierung eines eindringlichen und feinfühligen Dramas über das Aufwachsen eines queeren Jungen in Frankreich nominiert - gewonnen hat den "Faust" in der Kategorie "Inszenierung Theater für junges Publikum" Frederic Lilje für "All das Schöne" vom Jungen Ensemble Stuttgart.
Ein weiteres herausragendes Beispiel für modernes Theater und neue Medientechnologien ist die Inszenierung "Mädchenmörder :: Brunke" vom Staatstheater Braunschweig. In der Kategorie "Ton und Medien" zählte das Kollektiv RAUM+Zeit und das Sounddesign von Knut Jensen zu den Nominierten, mussten sich aber zum Finale der Produktion "WoW - Word on wirecard" der Münchner Kammerspiele geschlagen geben.
Nele Hertling erhält Preis für ihr Lebenswerk
Die Theaterdirektorin Nele Hertling hat den diesjährigen Preis für das Lebenswerk erhalten. Die Jury ehrt mit Nele Hertling eine "Grande Dame der Freien Szene", die gleichzeitig auch als deren Erfinderin gilt und maßgeblich zur Förderung des Tanztheaters in Deutschland beigetragen hat. In der Begründung der Jury heißt es: "Ausdauer, Freundlichkeit, Charme und eine tiefe Liebe zur Darstellenden Kunst zeichnen Nele Hertling aus. Seit den 1960er Jahren prägt sie die Freie Szene in Berlin, als sie zur Akademie der Künste kam." Bis heute ist die 90-Jährige Direktorin der Sektion Darstellende Kunst und engagiert sich für kulturpolitische Initiativen. Lange Jahre leitete sie zudem das Hebbel-Theater in Berlin.
Der Deutsche Bühnenverein vergibt den "Faust" seit 2006 zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Kulturstiftung der Länder. Zwei Jurys wählen in einem mehrstufigen Auswahlverfahren die Gewinnerinnen und Gewinner des undotierten "Fausts" aus.