"Der Faust" wird verliehen: Fünf Nominierte aus Norddeutschland
Heute wird der Deutsche Theaterpreis "Der Faust" in Gera vergeben. Zu den Nominierten dürfen sich in diesem Jahr vier KünstlerInnen und ein Kollektiv aus dem Raum Hamburg, Bremen, Kiel und Braunschweig zählen. Für ihr Lebenswerk wird die Theaterdirektorin Nele Hertling geehrt.
Über 40 KünstlerInnen und Kollektive sind für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Tanz, Musiktheater und neue Medien nominiert. Besonders hervorzuheben sind die fünf Nominierungen aus Hamburg, Bremen, Kiel und Braunschweig, die sich durch ihre außergewöhnlichen Inszenierungen und Performances einen Namen gemacht haben. Die Vergabe der Auszeichnungen wird am Sonnabend ab 20 Uhr auf der Seite des Theaterpreises gestreamt.
Asmik Grigorian setzt neue Maßstäbe als "Salome"
Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian von der Hamburgischen Staatsoper wurde in der Kategorie "Beste Darstellerin im Musiktheater" für ihre Performance als "Salome" nominiert. Grigorian besticht in dieser Inszenierung durch ihre packende Bühnenpräsenz, so die Jury. Sie betont außerdem Grigorians herausragende stimmliche Bandbreite: "Mit schwebenden Spitzentönen, satter Mittellage und dunkler Tiefe bringt sie Oscar Wildes Text bis in die letzte Silbe verständlich zum Ausdruck." Mit ihrer Interpretation der von Richard Strauss vertonten "Salome" setze sie neue Maßstäbe im Musiktheater.
"Samson und Dalila": Innovative Inszenierung von Immo Karaman
In der Kategorie "Inszenierung Musiktheater" ist der Regisseur Immo Karaman für seine Adaption des Dramas "Samson und Dalila" am Theater Kiel nominiert. Karamans innovative Inszenierung verbindet starke visuelle Elemente mit der Intensität der Musik und wurde von Kritikern als "einzigartiger Musiktheaterabend" gelobt. Besonders seine Regiearbeit, die sich auf die emotionale Tiefe der Figuren konzentriert, hat die Jury überzeugt. "Samson und Dalila" erzählt die biblische Geschichte eines Mannes, dessen Liebe zu Dalila seine Stärke und schließlich sein Schicksal bestimmt.
Yesim Nela Keim Schaub und die Erzählung eines queeren Jungen
Ein weiteres bemerkenswertes Werk kommt aus Bremen: Yesim Nela Keim Schaub wurde für ihre Inszenierung eines eindringlichen und feinfühligen Dramas über das Aufwachsen eines queeren Jungen in Frankreich nominiert. Ihre Arbeit "Eddy (oder ein anderer)", die in der Kategorie "Genrespringer" Anerkennung findet, bricht die konventionellen Erzählformen des Theaters auf und eröffnet neue Perspektiven auf Geschlechterrollen und Identität. Schaub gelingt es laut Jury, die Zerbrechlichkeit und den Mut ihrer Hauptfigur auf bewegende Weise auf die Bühne zu bringen und so dem Publikum nahbar zu machen.
Innovatives Bühnenbild: Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold
In der Kategorie "Raum", die herausragende Leistungen im Bereich Bühnenbild, Lichtdesign und Videodesign würdigt, sind Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold für ihr Bühnenbild des Stücks "Das 13. Jahr" am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg nominiert. Das Trio hat bereits in der Kritikerumfrage des Fachmagazins "Theater heute" die Auszeichnung "Bühnenbild des Jahres" erhalten. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine innovative Verbindung von Raum und Zeit aus, die es dem Publikum ermöglicht, die Themen des Stücks auf mehreren Ebenen zu erfahren. Die Jury lobt ihre "innovative Ästhetik, die in jeder Szene visuell überrascht und gleichzeitig die emotionale Tiefe des Dramas unterstützt."
Virtuelles Theatererlebnis: "Mädchenmörder :: Brunke"
Ein herausragendes Beispiel für modernes Theater und neue Medientechnologien ist die Inszenierung "Mädchenmörder :: Brunke" am Staatstheater Braunschweig. In der Kategorie "Ton und Medien" zählt das Kollektiv RAUM+Zeit und das Sounddesign von Knut Jensen zu den Nominierten. Diese VR-Inszenierung basiert auf der wahren Geschichte des Karl Brunke, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Braunschweig zwei junge Frauen ermordete. Das Publikum wird mithilfe von VR-Brillen in die traumähnliche Welt der Tat hineingezogen. "Surreal und beklemmend", so beschrieb NDR Kultur Autor Janek Wiechers die Uraufführung des Stücks, das durch seine innovative Nutzung von Sounddesign und Virtual Reality eine immersive und fesselnde Erfahrung schafft.
Nele Hertling erhält Preis für ihr Lebenswerk
Die Theaterdirektorin Nele Hertling erhält den diesjährigen Preis für das Lebenswerk. Die Jury ehrt mit Nele Hertling eine "Grande Dame der Freien Szene", die gleichzeitig auch als deren Erfinderin gilt und maßgeblich zur Förderung des Tanztheaters in Deutschland beigetragen hat. In der Begründung der Jury heißt es: "Ausdauer, Freundlichkeit, Charme und eine tiefe Liebe zur Darstellenden Kunst zeichnen Nele Hertling aus. Seit den 1960er Jahren prägt sie die Freie Szene in Berlin, als sie zur Akademie der Künste kam." Bis heute ist die 90-Jährige Direktorin der Sektion Darstellende Kunst und engagiert sich für kulturpolitische Initiativen. Lange Jahre leitete sie zudem das Hebbel-Theater in Berlin.