Theater Osnabrück: "Transkulturell, gemeinsam und maßlos"
Seit 2021 gibt es im Theater Osnabrück einen programmatischen Neustart, eine Selbstverpflichtung und ein Versprechen. Was steckt dahinter? Eine Essay des Intendanten.
Wir alle sehnen uns danach, die Türen des Theaters, nach einem wunderbaren Sommer, wieder aufmachen zu können. Diese Öffnung gilt der ganzen Stadt und Region, und wir laden alle ein reinzuschauen, mit uns zu feiern, sich einzubringen und gemeinsam neue Erzählungen und Wirklichkeiten zu entdecken. Transkulturell, gemeinsam, maßlos: Seit 2021 sind diese Stichworte ein programmatischer Neustart, eine Selbstverpflichtung, ein Versprechen und eine neue Ausrichtung unseres Theaters.
Raum für Unbekanntes: Jährlich wechselndes Partnerland
Transkulturell steht für das Miteinander in der Begegnung unterschiedlicher Kulturen. Das Verschwinden von festen Gewissheiten hin zu einem offenen, fließenden Bild von Identitäten eröffnet Räume für unerwartete Begegnungen. Dieser Neuausrichtung des Theaters geben wir auch personell durch neue Stellen eine Gewichtung, um die Formate der Partizipation nachhaltig zu gestalten. Entscheidend ist aber auch, dass sich diese Gedanken im Spielplan wiederfinden und wir neben dem bestehenden Kanon der Werke auch Raum schaffen für Unbekanntes.
Wir haben uns entschieden, diese beiden Gedanken: Partizipation und programmatische Öffnung durch die Wahl eines jährlich wechselnden Partnerlandes miteinander zu verbinden. Im ersten Jahr meiner Intendanz war dies Syrien, es folgte die Türkei, und nun schauen wir neugierig auf Polen. Literarische Produktionen, Stückaufträge, interdisziplinäre Opernprojekte und ein Festival mit Gastspielen aus Polen machen neugierig und geben Menschen polnischer Herkunft in dieser Stadt Raum für ihre Sicht und ihre Erzählungen.
Theater Osnabrück: Gemeinsam und maßlos
Gemeinsam meint eben auch gemeinsam mit Stadt und Region, aber auch gemeinsam im Austausch der Kunstformen. Gemeinsam auf dem alljährlichen Theater Beach, der Bands und Künstlerinnen und Künstler aus der Region ein Forum bietet. Gemeinsam im Dezember, wenn wir an jedem Tag im Advent mit künstlerischen Initiativen in der Stadt unterwegs sind, zu denen, die wir sonst nicht sehen und die nicht kommen können.
In einer Welt voller Regeln und Rücksicht wollen wir im Theater maßlos sein. Maßlos mit unserer Kunst, unserem Erzählen, maßlos im Denken und Spielen und auch im Feiern mit unserem Publikum, im Überbordenden der künstlerischen Möglichkeiten. All dies mit Herz und Hirn, mit Intellekt und Bauch, mit überraschenden Einsichten und sinnlichem Vergnügen.