Remarques "Der Weg zurück": Ergreifende Premiere in Osnabrück
Seit der Oscarverleihung für die Neuverfilmung von "Im Westen nichts Neues" hat Remarque wieder an Popularität gewonnen. Das Theater Osnabrück hat jetzt die erste Bühnenadaption seines Nachfolgeromans "Der Weg zurück" inszeniert.
Soldaten marschieren über die Bühne. Nur ihre Silhouetten sind zu sehen. Ein greller Lichtstrahl blendet die Zuschauer. Nebel wabert über den Bühnenboden. Düstere Stimmung. "Unsere Uniformen sind gebleicht vom Dreck der Jahre - Sumpfwasser in Flandern, die Mäntel zerfetzt von Splittern, geflickt, steif von Lehm und Blut", erzählt ein Sprecher. "Der Krieg ist wie eine Dampfwalze über uns hinweggegangen."
"Der Weg zurück" handelt von drei Kameraden, die 1918 nach dem Ende des ersten Weltkriegs in ihre Heimat zurückkehren. Die jungen Soldaten sind nach 3 Jahren Krieg andere Menschen geworden. Ihre Rückkehr nach Osnabrück, in ein ziviles Leben, scheint aussichtslos.
Motto der Spielzeit: "Friede, komm!"
Christian Schlüter hat inszeniert und er hat auch die Bühnenfassung zum Roman geschrieben. Er wollte nicht in erster Linie Remarque auf die Bühne bringen. Immerhin feiert man in Osnabrück in diesem Jahr den 125. Geburtstag des Schriftstellers. Christian Schlüter hat eine Geschichte über Frieden gesucht, nach dem Motto der Spielzeit: "Friede, komm!". Vor 375 Jahren wurde der westfälische Frieden geschlossen, erzählt der Regisseur. "Deswegen haben wir ein Werk gesucht, das sich mit dem Frieden beschäftigt. Wir haben festgestellt, es gibt nicht viele. In der Theaterliteratur gibt es hauptsächlich welche, die sich mit Krieg beschäftigen."
Aber auch wenn der Roman und das Stück in Friedenszeiten spielen. Es geht um den Krieg und die Zeit danach. Um Soldaten die sich nicht mehr zurechtfinden in einer friedlichen Welt. Ihre Ideale haben sie im Krieg über Bord geworfen. Vaterland, Heldentum, das existiert nicht mehr. Statt dessen sind sie traumatisiert.
Soldaten nach dem Krieg nicht mehr geachtet
Das ist für Christian Schlüter der Kernpunkt des Nachfolgeromans von "Im Westen nichts Neues". Remarque hat in seinem berühmten Antikriegsroman die Brutalität des Krieges aus der Sicht der Soldaten geschildert. In "Der Weg zurück" gehe Remarque noch einen Schritt weiter, sagt Schlüter. "Er dekonstruiert das Bild des Helden, weil die Soldaten in eine Gesellschaft zurückkehren, wo sie nicht mehr geachtet sind. Diese ganze Legende des Heldentums, die den Krieg ja überhaupt erst ermöglicht. Kriege sind völlig sinnlos. Um den Kriegen Sinn zu verleihen, muss man ein Narrativ erfinden und das heißt: der Held, der heldenhafte Tod."
Grausames erzählt mit stimmungsvollen Bildern
Ein aktuelles Thema: Gerade in Zeiten, in denen vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine, der Pazifismus in Verruf geraten ist. Dabei stand, als Remarque den Roman geschrieben hat, die Machtergreifung der Nationalsozialisten kurz bevor. "Das ist wahnsinnig mutig von ihm für einen Menschen, der das Anfang der 1930er Jahre einen Roman schreibt. Wo er sagt 'Heldentum als Narrativ ist zerstörerisch. Das muss aufhören.'" Diese Geschichte hat Schlüter mit starken stimmungsvollen Bilder auf die Bühne gebracht. Die Zuschauer waren begeistert.