Kultur im Krieg: Veranstaltungen absagen oder durchführen?
Die Angriffe der Hamas auf Israel haben die Welt in Schock versetzt. Es werden Veranstaltungen abgesagt oder finden erst recht statt - wie zum Beispiel die jüdischen Kulturtage in Rostock.
Die jüdischen Kulturtage in Rostock haben am Sonntag nach den ersten Attacken der Hamas begonnen. Juri Rosov - der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde dort - sagt, man habe zwar kurz überlegt, aber sich dann für die Durchführung der schon lange Monate geplanten Veranstaltungen entschieden: "Für mich ist es ein wichtiges Zeichen. Es gibt gezielte Versuche, uns Angst einzujagen, und aus meiner Sicht ist es wichtig, dass wir uns nicht verstecken, dass wir unser Leben weiter leben, wie wir das schon gemacht haben."
Thalia Theater spielt König David
Am Hamburger Thalia Theater ist am 22. Oktober, in Kooperation mit dem Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor, die Aufführung von "König David" geplant, ein äußerst selten gespieltes Werk von Arthur Honegger. Das Oratorium erinnert nicht nur an den berühmten Gründungsmythos Israels um König David, sondern wird in einer schwierigen und bedrückenden Zeit zugleich zu einem Bekenntnis zum Existenzrecht des Staates Israel, so Thalia-Intendant Joachim Lux: "Das heißt, es bezieht sich unmittelbar auf die frühe Entstehungsgeschichte Israels und ist natürlich etwas, womit man auf besondere Weise der Opfer von heute gedenkt; dass ich an die zivilisierende Kraft der Kultur glaube und dass Menschen - so unterschiedlich sie auch sein mögen - das gemeinsame Menschsein mehr verbindet als trennt."
Yael Ronens Stück "The Situation" in Berlin abgesagt
Doch es werden auch Veranstaltungen abgesagt - sei es aus Befürchtung vor Protesten oder aus Sensibilität. Am Berliner Maxim Gorki Theater wurden die kommenden Aufführungen von Yael Ronens Stück "The Situation" abgesagt. Es handelt von der Situation im Nahen Osten - komödiantisch, bissig, voll schwarzen Humors. Die israelische Regisseurin, aber auch die Theaterintendanz sind der Meinung, das Lachen bleibe einem angesichts der aktuellen Lage im Halse stecken. Die Verschiebung einer Preisverleihung an die palästinensische Autorin Adania Shibli auf der Frankfurter Buchmesse wird aktuell öffentlich heiß diskutiert.
Juri Rosov: Weiter tanzen, lachen, musizieren
Letztendlich bleibt die Entscheidung für und wider einer kulturellen Veranstaltung in so schwierigen Zeiten eine individuelle. Juri Rosov hat bezüglich der jüdischen Kulturtage in Rostock entschieden: "In schwierigen Zeiten haben wir Juden versucht, weiter zu tanzen, zu lachen, zu musizieren. Ich bin der Meinung, es gehört zum Leben - unser Programm ist eher ernst, aber es ist typisch jüdisch zu lachen und zu weinen, wie man sagt: Ein Auge lacht und ein Auge weint."