Deutsches Schauspielhaus zum Theater des Jahres gekürt
Das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg ist von Kritikerinnen und Kritikern in der Branchenzeitschrift "Theater heute" zum Theater des Jahres gewählt worden. Die Antikenserie "Anthropolis" wurde in vielen Kategorien ausgezeichnet - unter anderem mit Lina Beckmann als beste Schauspielerin.
Über die Hälfte der Kritiker hatte Lina Beckmann zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Diese überwältigende Mehrheit erspielte sich Beckmann vor allem in der "Anthropolis"-Serie - allen voran mit dem Solo "Laios", wo sie als Erzählerin, Sphinx, Laios, Chrysippos, Iokaste, Pythia, thebanischer Bürgerchor und Ödipus auf der Bühne stand. NDR Kultur Theaterkritikerin Katja Weise hat "Laios" gleich zwei Mal gesehen und würde es auch noch ein drittes Mal schauen. Lina Beckmann spiele einfach toll und vor allem bringe sie viele verschiedene Charaktere auf die Bühne. "Mal ist sie intensiv, leidenschaftlich, aber auch mal schnoddrig, also sensationell."
Vertrauensvolle Arbeit von Lina Beckmann und Karin Beier
Lina Beckmann steht in "Laios" auf der fast leeren Bühne des Schauspielhauses in Hamburg, in schwarzen Pumposen, einem schlichten weißen Hemd und durchlebt alle Gefühlswelten eines Menschen. Sie erzählt von Laios, Vater des Ödipus, der später von seinem eigenen Sohn ermordet wird. "Sie schafft es ein vollbesetztes Schauspielhaus auf sich zu konzentrieren und jedem, der darin sitzt, das Gefühl zu geben, ihn direkt anzusprechen", sagt Franz Wille, Redakteur der Zeitschrift "Theater heute".
Ihr Solo hat sie in enger, vertrauensvoller Arbeit mit Intendantin und Regisseurin Karin Beier erarbeitet. "Das ist so über die Jahre ganz doll gewachsen. Als ich Karin kennengelernt habe, hatte ich so viel Respekt und war immer so aufgeregt, dass ich mich immer zwingen musste, zu spielen", sagt die Schauspielerin. "Dann habe ich gemerkt, dass sie ganz viel nimmt, was man ihr anbietet und ein bisschen daran rumschraubt."
Antikenzyklus: Konflikte und Tragödien, die uns auch in der Gegenwart beschäftigen
Der Antikenzyklus "Anthropolis", uraufgeführt in der vergangenen Spielzeit in Hamburg, wird als "Inszenierung des Jahres" geehrt. Intendantin Karin Beier hat mit ihm die bekanntesten Gründungsmythen der europäischen Zivilisationsgeschichte, die mit der Stadt Themen verbunden sind, auf die Bühne geholt. Sie enthalten Konflikte und Tragödien, die uns auch in der Gegenwart beschäftigen, sagt Karin Beier. "Wir befinden uns gerade in einer Situation, wo man fast von einem Polytrauma des Planeten sprechen kann. Also wo es so viele, riesige Krisenherde gibt. Ich persönlich finde, immer spannend zu gucken, wo ist der Mensch falsch abgebogen. Was ist passiert. Das lässt sich sehr exemplarisch an diesen Helden der griechischen Tragödie erzählen."
"Anthropolis" räumt zahlreiche Auszeichnungen ab
Karin Beiers Antiken-Großprojekt "Anthropolis" erntete auch in anderen Kategorien viele Früchte. Roland Schimmelpfennig hat mit "Laios" das Stück des Jahres geschrieben. Auch als Inszenierung wurde die Serie ausgezeichnet und Sybille Meier als Dramaturgin des Jahres. Folgerichtig wurde auch das Schauspielhaus als Theater des Jahres ausgezeichnet und vor allem Karin Beier gelobt. Seit der Spielzeit 2013/14 hat sie die Intendanz inne. "Sie überrollte Hamburg mit Kunst", schrieb die Zeitschrift dazu. Im Spielplan 2023/24 komme das Haus inhaltlich zu sich selbst. "Hier schließt sich ein Kreis, thematisch und dramaturgisch."