Cover der Graphic Novel "1818 - Caspar David Friedrich und Caroline in Greifswald". © Pommersches Landesmuseum Greifswald

Graphic Novel: Caspar David Friedrich ganz privat

Stand: 23.02.2024 14:29 Uhr

Das Pommersche Landesmuseum vermittelt in der Graphic Novel "Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald" ein privates Bild des berühmten Malers. Herausgekommen ist ein zauberhaftes Buch - lehrreich und informativ.

von Juliane Voigt

Er war ein geselliger Familienmensch mit einer großen Familie, Geschwistern und Angeheirateten, ein freundlicher Ehemann und Vater. All das ist von ihm nicht so sehr bekannt. In der Natur Caspar David Friedrichs lässt sich nur anhand seiner Bilder der einsame Wolf vermuten. In Wirklichkeit war er wohl ganz anders. Das Pommersche Landesmuseum vermittelt jetzt dieses private Bild des berühmten Malers.

Reise in das Jahr 1818

Es ist das Jahr 1818. Über eine Landstraße fährt eine Kutsche, in ihr sitzen Caspar David Friedrich und seine Frau Caroline. Beide haben eine lange Reise hinter sich, jetzt sehen sie die Kirchtürme von Greifswald. "Hier sehen wir eine kleine Anspielung an die Wiesenansicht Friedrichs, die Türme sind ähnlich prägnant, aber wir bleiben natürlich bei unserer Story, der ist ja 1818 von Wolgast rübergekommen. Das heißt, wir haben einen anderen Blick auf Greifswald, und so konnten wir mit Karten rekonstruieren, wo denn aus dieser Sicht die Windmühlen standen", erzählt Maiken Albert.

Die Illustratorin hat dieses Bild für ihre Graphic Novel "1818. Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald" gezeichnet. Alles in diesem wunderbaren Bilderbuch ist haarklein wissenschaftlich. Denn beratend zur Seite stand der jungen Künstlerin aus Greifswald das Pommersche Landesmuseum, wie Henriette Maxin erzählt: "Wir haben versucht, die Reise von Caspar David Friedrich mit seiner jungen Frau Caroline zu rekonstruieren, haben vor allen Dingen die Familienbriefe recherchiert, das ist eine Seite von Caspar David Friedrich, die oftmals ein wenig untergeht - also Caspar David Friedrich als der Familienmensch, als der Ehemann." Es seien wunderschöne Briefe - vor allem der erste Brief, den Friedrich an seine Brüder schrieb, nachdem er die Ehe mit Caroline Bommer eingegangen ist: "In dem es dann wirklich heißt, was ein schnurrig Ding diese Ehe doch ist", sagt Maxin.

Aufwendige Recherchen zu Familienbanden in Briefen

Eindruck der Graphic Novel "1818 - Caspar David Friedrich und Caroline in Greifswald". © Pommersches Landesmuseum Greifswald
Auf 36 Seiten bietet die Graphic Novel Einblicke in das Leben des Malers.

Kann sein, dass es später anders zuging im Hause Friedrich in Dresden. Und es war auch nur einmal, nämlich 1818, dass er seine Frau Caroline mit nach Greifswald nahm, um sie seiner Familie vorzustellen. Aber eine Hochzeitsreise war es wissenschaftlich gesehen nicht. Denn so etwas gab es gar nicht. Das war auch für Maiken Albert neu: "Gleich zum Anfang sind viele erstmal gefesselt über diesen intimen Einblick, das Hochzeitsfoto in Anführungszeichen von Caspar David Friedrich und Caroline zu sehen. Das irritiert auch erstmal. Denn sie stehen da morgens nach dem Sonnenaufgang im Dunklen, vor der dunklen Kirche - ganz allein." Denn das sei damals in Dresden so üblich gewesen, dass man "ohne großes Brimborium einfach nach der Frühmesse im Stillen geheiratet hat. In schöner Sonntagskleidung."

Im Mittelpunkt des Buches steht das Marktplatz-Aquarell, das Caspar David Friedrich während jener Reise gemalt hat. Aus einer leicht erhöhten, schwebenden Position ist der Marktplatz zu sehen in seiner Geburtsstadt Greifswald. Auf dem Bild sind auch alle seine Familienmitglieder - in kleinen Gruppen und Grüppchen. "Wir haben versucht, die Familienbande zu recherchieren, zu sehen, wer gehört wie zusammen und wer ist wie alt", berichtet Henriette Maxin. "Ein ganz wichtiger Moment, den wir herausgefunden haben, ist der Preffke. Und zwar wird Preffke immer als Schwager der Familie dargestellt. Wir haben jetzt eindeutig feststellen können, dass er der Cousin aus Neubrandenburg ist, der als Kaufmann in Greifswald gelebt hat." Recherchiert hat Henriette Maxin all diese Fakten vor allem aus Briefen, die Caspar David Friedrich an Familienmitglieder schrieb.

Was haben die Menschen 1818 in Greifswald so gemacht?

"Ein Großteil der verwendeten Briefe, die wir in der Graphic Novel aufgegriffen haben, sind bei uns hier im Pommerschen Landesmuseum gelagert. Es gibt natürlich auch in weiteren Institutionen Briefe, aber diese Familienbriefe, dieser Austausch zwischen Caspar David Friedrich und den Brüdern, gerade im Jahr 1818, die sind bei uns hier im Pommerschen Landesmuseum", erzählt Maxin. Das war auch Anlass für diese Graphic Novel. Weil es Beschreibungen sind, bildhaft, lustig, "schnurrig", aus dem Familienleben des berühmten Malers. Henriette Maxin hat viel recherchiert:

"Wie wird Seife gesiedet, wie werden Kerzen gegossen - und einer meiner persönlichen Favoriten, was die Recherche betrifft, waren die Greifswalder Wöchentlichen Anzeigen", erzählt sie. "Da hat man wirklich wunderschöne Annoncen - von verloren gegangenen Hunden über Einladungen zum Kränzchen bis hin zu Maskenbällen kann man unglaublich schön über die Doppelseite einsteigen in das, was passiert da eigentlich? Was haben die Menschen 1818 in Greifswald so gemacht."

Graphic Novel: Zauberhaftes Bilderbuch

Das Buch "1818 - Caspar David Friedrich und Caroline in Greifswald" ist ein zauberhaftes Bilderbuch, eine Graphic Novel. Es gibt Heringsfässer, die nach Dresden geschickt werden, Briefe und Zeichnungen, die Friedrich auf dieser Reise anfertigte, auch auf der Insel Rügen, wohin das Ehepaar schließlich weiterreiste. Alles gezeichnet von Maiken Albert: "Als Illustratorin kann man wahnsinnig viel falsch machen. Das heißt, ich musste wirklich jede Idee einem Faktencheck unterziehen. Caspar David Friedrich konnte beispielsweise jetzt nicht nachts im Dunkeln seine Briefe in Umschläge stecken, denn Briefumschläge gab es 1818 noch gar nicht", berichtet sie. "Ich musste mich bremsen im wilden Skizzieren, mich an die Fakten halten, die ich vom Museum eben glücklicherweise zugearbeitet bekommen habe."

Das berühmte Lotterbett zum Beispiel, das Caspar David Friedrich in Briefen erwähnte, ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen ein gemütliches Sofa. Im Buch eine geschwungene Holzkonstruktion mit Polstern in Biedermeier-Streifen. Das Buch ist nicht nur lehrreich und informativ, sondern auch als Bilderbuch eine Freude.

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Caspar David Friedrich mit Caroline in Greifswald

von Maiken Albert
Seitenzahl:
36 Seiten
Genre:
Graphic Novel
Veröffentlichungsdatum:
21.02.2024
Bestellnummer:
ISBN 9783954987931
Preis:
20,00 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Kunstkaten - Kultur aus MV | 23.02.2024 | 19:05 Uhr

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