"Das Thomas Mann House": Rundgang durch den Exilwohnsitz der Familie Mann
Der Bildband "Das Thomas Mann House" taucht tief hinein in das Leben der Manns im kalifornischen Exil, Anfang der 40er-Jahre. Hier wurde in höchster Sorge um Deutschland und den Weltfrieden diskutiert.
Beim ersten Durchblättern sieht man Fotos von einer sehr eleganten Villa im Bauhausstil, mit gepflegtem Garten ringsherum, der Grundriss des Hauses, ein Luftbild von der Umgebung, historische Aufnahmen mit Thomas Mann im Eingang mit Pudel an der Leine, Thomas Mann und Gemahlin mit Gästen beim Tee, sein pompöser Schreibtisch, die Einrichtung der verschiedenen Repräsentationsräume, Ehefrau Katias Schlafzimmer, Tochter Erikas Schlafzimmer und die Küche.
Beim zweiten Durchblättern dieses Buches schnuppert man an den verschiedenen Aufsätzen. Andreas Platthaus beschreibt in seinem Text unter anderem die Modalitäten des Hauskaufs. Das Grundstück soll Thomas Mann für 6.500 Dollar erstanden haben. Er - ebenso wie seine Frau Katia - wären beinahe zurückgeschreckt angesichts der Summen, die der Hausbau verschlingen sollte. Das waren dann insgesamt 26.000. Dollar - nach Zögern dann doch investiert in dieses prächtige Anwesen. Platthaus beschreibt, dass es noch heute wie aus der Zeit gefallen wirkt:
So entsprach mein Eindruck beim Einbiegen in die Auffahrt mit dem seit Thomas Manns Zeiten rechts davon aufgestellten Adressstein einem von tiefster Abgeschiedenheit, und es hätte mich nicht verwundert, wenn der frühere Eigentümer selbst mir entgegengekommen wäre, um - auch er ja ein Deutscher, wenn damals auch bereits amerikanischer Staatsbürger - zu seinem täglichen Spaziergang aufzubrechen. Leseprobe
Manns Radiobotschaften: Ein moralischer Gewissensdienst
Thomas Mann hatte schon vor dem Einzug in das Haus von Kalifornien aus begonnen, im Auftrag der BBC Radioansprachen an die "Deutschen Hörer" aufzunehmen. Sonja Valentin schreibt über die als moralischer Gewissensdienst verstandenen Radiobotschaften:
Groß war Thomas Manns Entsetzen über das, was er - meist aus britischen und amerikanischen Quellen - über die Ereignisse in Deutschland erfuhr, und er wollte dieses Wissen mit seinen Hörerinnen und Hörern teilen. Schon früh hat er in seinen Radioreden die Verbrechen benannt, die im Namen Deutschlands geschahen, insbesondere die systematische Vernichtung europäischer Juden durch die Nazis. Leseprobe
Wunderschöner Band mit besonderer Friedensbotschaft
In einem anderen Aufsatz in diesem Band erzählt der Enkel Frido Mann vom Flügel seines Großvaters und welche Bedeutung das Hören von Musik auch in dem Haus in Kalifornien hatte. Michael Kleeberg bemerkt, wie heutige Besucher schon in der Auffahrt spüren, dass hier ein besonderer Geist herrscht. Heinrich Detering betrachtet in seinem Text auch die dazugehörende Garage. Wobei ihn das gesamte Ambiente zu klugen, erhellenden Gedanken über die Lebensumstände eines der wichtigsten deutschen Schriftsteller und Nobelpreisträger im Exil inspiriert.
Insgesamt ist es in der hervorragenden Gestaltung, den Architekturfotos von Jean Molitor und den unterschiedlichen Texten ein wunderschöner Band geworden mit einer besonderen Friedensbotschaft.
Das Thomas Mann House. Politischer Denkort am Pazifik
- Seitenzahl:
- 212 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Mit Fotografien von Jean Molitor
- Verlag:
- Wallstein
- Bestellnummer:
- 978-3-8353-553-1
- Preis:
- 24 €