VR-Brillen und 3-D-Drucker: Bücherei Lauenburg geht neue Wege
Bibliotheken sind nicht mehr nur Räume voll mit Büchern. Die Stadt- und Schulbücherei Lauenburg wurde gerade als "Bibliothek des Jahres in kleinen Gemeinden und Kommunen" ausgezeichnet. Dort kann man VR-Brillen oder 3D-Drucker nutzen.
Bibliothekarin Uta Silderhuis steht im Medienraum der Stadtbücherei Lauenburg, mit iPads, Laptops, Plottern - und Schokolade vom 3D-Drucker.
"Wir empfinden Bücherei eher als Erlebnisort. Man kann hier verschiedene Sachen entdecken und ausprobieren. Es ist niedrigschwellig. Es besteht kein Konsum-Zwang. Die Menschen kommen einfach, können sich wohlfühlen, sich austoben, können etwas erleben und ausprobieren. Insofern sind wir immer dabei zu sichten und nachzuspüren, was gefragt ist", erklärt Uta Silderhuis.
ChatGPT in Bibliotheken denkbar
Das Thema ChatGPT aber kam auf sie zu. Diese Künstliche Intelligenz (KI) bewegt seit Monaten die Öffentlichkeit. Ein sogenannter Chatbot reagiert dabei auf Textanfragen - wobei die KI vorher mit Daten gefüttert und trainiert wurde. Für Bibliotheken und ihre Nutzer sind so Buchzusammenfassungen mit Blick auf einzelne Themen denkbar oder die Suche nach Literatur im Schreibstil eines bestimmten Autors. Für sie sei das ziemliches Neuland, sagt Uta Silderhuis, ihre Kollegin habe da mehr Erfahrung: "Ich habe mit Frau Schuldt die perfekte Kollegin, die sich gerne in alles mit Freude hineinwirft. Aber da teilt es sich schon entsprechend: dass die einen das eine machen, die anderen das andere. So ergänzen wir uns gut."
Die Bibliothekarin Marielies Schuldt steht an einem der 3D-Drucker, wo aus cremeweißem Kunststoff ein irgendwie geartetes Ersatzteil entsteht. ChatGPT sei in der Lauenburger Bücherei derzeit noch kein Thema. "Das liegt an der Personalbesetzung, dass ich das allein nicht schaffe, dazu noch Veranstaltungen zu machen. Ich merke aber schon, dass das gerade bei den Jugendlichen ein Thema ist, dass die dafür brennen und ganz interessiert sind", erklärt Marielies Schuldt.
ChatGPT-Fortbildung bei Büchereizentrale
Die 26-Jährige hat sich schon näher mit der Anwendung von ChatGPT in Bibliotheken beschäftigt. "Ich habe eine Fortbildung von der Büchereizentrale Schleswig-Holstein besucht. Ich habe auch schon mal aus Jux und Tollerei eine Fortbildung von ChatGPT durchplanen lassen", berichtet sie lachend. "Wichtig ist einfach nur, dass man im Hinterkopf hat, dass es wirklich eine sprachbasierte Geschichte ist und nicht mit Informationen gefüttert wird. Das bedeutet, dass ChatGPT nicht auf Datenbanken zugreift, sondern nur auf Sprache reagiert Es ist ein schönes Werkzeug ist, wenn man Texte geschrieben haben möchte. Für die Information muss man sich schon selbst ein bisschen anstrengen, recherchieren. Das kriegt die Software nicht hin", so die Bibliothekarin.
Möglichkeiten von ChatGPT begrenzt
Fake und Wahrheit liegen auch hier dicht beieinander - und fordern zum Gegenchecken. Wer nämlich in der Stadtbücherei Lauenburg sitzt und über ein vielleicht neues notwendiges Einkaufszentrum schreiben will - mit ChatGPT, der würde eine KI erleben, die sofort loslegt - basierend auf Texten zur Stadt, zum Konsum und zum Warenfluss. "Wenn man aber beispielweise fragt, wer der Bürgermeister von Lauenburg ist, kommen da keine Informationen, die wirklich Wahrheitsgehalt haben. Da wird - überspitzt gesagt - sehr gekonnt gelogen", berichtet Schuldt über die Tücken im Umgang mit der KI.
Jugendliche testen Virtual-Reality-Brillen
In einer Sitzecke der Bibliothek haben es sich Jugendliche bequem gemacht. Philipp, Chiara, Ekzon, alle aus der neunten Klasse der Albinus-Gemeinschaftsschule Lauenburg, versuchen sich an Virtual-Reality-Brillen. Auch mit Virtual Reality kann man hier spielen und lernen. Wie stehen die Schülerinnen und Schüler zu ChatGPT?
"Wenn man eine Präsentation macht, muss man es ja in seinen eigenen Worten schreiben. Das kommt nicht so schlau rüber, wenn man eine Künstliche Intelligenz dafür schreiben lässt. Davon lernt man nichts", erklärt ein Jugendlicher. Zudem sei die Nutzung von ChatGPT oft explizit verboten. Außerdem sollten junge Leute, die Schwierigkeiten haben zu formulieren, besser selbst üben, so die Meinung der Schüler.
Vielfältiges Angebot: Roboter ausprobieren oder Laptops ausleihen
Das klingt reflektiert. Uta Silderhuis freut sich darüber. Ihr immer wieder aktualisierter Bücherbestand sei eine gute Ergänzung und ein prima Korrektiv.
"Es ist tatsächlich so, dass bei uns das gedruckte Buch immer noch besser geht. Wir gehen verschiedenste Wege - nicht unbedingt nur, was das Ausleihen angeht oder das Angebot, das wir haben. Wir machen für Kinder 'Vorlesen mit Hund'. Die Kinder können Roboter ausprobieren. Die können Laptops ausleihen. Solche Dinge bieten wir an", erklärt Silderhuis das vielseitige Konzept der preisgekrönten Bibliothek.