Besucher der Leipziger Buchmesse gehen zur Eröffnung über eine Treppe mit dem Logo der Buchmesse. © picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt

Leipzig: Was erleben norddeutsche Autor*innen auf der Buchmesse?

Stand: 28.04.2023 13:16 Uhr

Drei Jahre fiel die Leipziger Buchmesse aus. Nun läuft die Messe wieder. Auch Autor*innen aus dem Norden präsentieren neue Bücher - wie Andreas Winkelmann, Magdalena Saiger und Dennis Gastmann.

von Maren Ahring

Das Central Kabarett liegt direkt am Leipziger Marktplatz, aus den Fenstern blickt man auf das historische Rathaus. Schon eine Stunde vor dem Beginn der Langen Leipziger Kriminacht suchen sich die ersten Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Plätze, versorgen sich mit Getränken, plaudern.

Autor Andreas Winkelmann auf der Leipziger Buchmesse: "Ein gutes Gefühl"

Auch Thriller-Autor Andreas Winkelmann ist gerade angekommen und freut sich, dass die Buchmesse wieder stattfinden kann: "Das fühlte sich schon auf den Weg hierher ins Central Cabaret toll an - so viele Menschen draußen. Die ersten strömen schon hier rein. Es ist alles total lebendig, so wie man sich das auch wünscht, so wie man es auch immer gehabt hat. Ich freue mich riesig, dass die Buchmesse jetzt wieder stattfindet, dass man wieder lesen kann. Ein gutes Gefühl."

Acht Autorinnen und Autoren stellen heute ihre Krimis und Thriller vor. Andreas Winkelmann betritt als erster die Bühne:

Jetzt stand der Junge in seinem Zimmer im Obergeschoss des Hauses und starrte den schwarzen Spalt unter dem Bett an. Gleichzeitig drangen Schreie zu ihm herauf - entsetzliche, furchterregende Schreie. Und das schon seit einiger Zeit. Auszug aus der Lesung

Der Niedersachse liest aus seinem aktuellen Thriller "Das Letzte, was du hörst". Darin geht es um einen Podcast, der sein Publikum geradezu süchtig macht. Winkelmann ist ein Vielschreiber, jedes Jahr erscheint mindestens ein Buch von ihm. Zum Schreiben hat er sich deshalb einen besonderen Ort in der Nähe von Verden geschaffen:

Der lange Weg zum Platz 1 der Bestsellerliste

"Ich habt mir diesen Wohnort in Niedersachsen tatsächlich bewusst so ausgesucht. Das ist ein 400 Jahre alter Bauernhof, der liegt auf dem Acker und drumherum ist eigentlich nicht viel", berichtet er. Die nächsten Nachbarn seien so weit weg, dass man sie nicht sehen könne. "Ich brauche schon eine Menge Ruhe zum Schreiben, die habe ich da. Ein bisschen Abgeschiedenheit, das Gefühl, vielleicht so ein bisschen isoliert zu sein. Das ist schon abgeschieden. Man kann seine Leichen im Garten verbuddeln, ohne dass die Nachbarn etwas mitbekommen."

2019 stand zum ersten Mal ein Thriller von Andreas Winkelmann auf Platz 1 der Bestsellerliste. Bis dahin sei es ein langer, harter Weg gewesen, erzählt der Mann mit der markanten schwarzen Brille.

Magdalena Saiger gewann bereits den Hamburger Literaturpreis

Ein Weg, den Magdalena Saiger vielleicht noch vor sich hat. Die Schriftstellerin aus Hamburg hat gerade ihr erstes Buch herausgebracht. "Ausgangspunkt war tatsächlich die Frage: Was ist mit Schönheit, die gar nicht erkannt und wahrgenommen und überhaupt gesehen wird? Also eigentlich eine philosophische Frage", berichtet sie. "Was ihr nicht seht oder die absolute Nutzlosigkeit des Mondes" heißt ihr Roman. Ein schmales, sehr literarisches Buch, das vom Aussteigen und von einem Kunstwerk aus Papier erzählt. Mit dem Manuskript gewann Magdalena Saiger bereits vor drei Jahren den Hamburger Literaturpreis - für sie ein wichtiger Moment:

"Es war, was das literarische Schreiben angeht, wirklich eine Ermutigung von außen, die den Unterschied gemacht hat. Ich weiß nicht, ob ich sonst noch mal eine Agentur herangetreten wäre und damit irgendwie die Verlagswelt auch noch mal anders erkundet hätte", erzählt sie. Es sei ein Signal gewesen: "Nimm es doch selber ernster und schauen mal, was draus werden kann. Und deshalb ist es jetzt ein Buch geworden." Die Leipziger Buchmesse hat Saiger schon oft besucht - nun reist sie selbst als Autorin an, was sich noch einmal anders anfühlt.

Dennis Gastmann stellt Roman "Dalee" vor: Parabel auf das Leben

Der Reisejournalist Dennis Gastmann stellt in Leipzig seinen ersten Roman "Dalee" vor, an dem er fünf Jahre gearbeitet hat. Ein Buch, das - wie er selbst sagt - am Rande der Welt spielt, auf den Andamanen, einer Inselgruppe im Indischen Ozean: "Ein Junge und ein alter indischer Arbeitselefant gehen zusammen auf Reisen. Für den einen ist es das erste Abenteuer des Lebens und für den anderen, den alten vielleicht das letzte", beschreibt der Autor die Handlung.

Man lernt viel über Elefanten: Dass die grauen Riesen empfindsame Wesen sind, dass es Rechts- und Linksrüssler gibt und dass Elefanten begeisterte Schwimmer sein können. Aber das ist nicht alles, erklärt Gastmann: "Mein Buch ist eine Parabel auf das Leben, auf das Vergessen und das Erinnern und das Gedächtnis am Ende eines langen Lebens, das sich so langsam auflöst. Ich wollte keinen klassischen, schweren Demenz-Roman schreiben." Deshalb nimmt der gebürtige Osnabrücker Gastmann seine Leser an die Hand und führt sie direkt hinein ins pralle exotische Leben.

Was ist der Unterschied zwischen der Frankfurter und der Leipziger Messe?

Dennis Gastmann kennt sowohl die Frankfurter als auch die Leipziger Buchmesse. Ihm ist ein interessanter Unterschied aufgefallen: "Hier kommen schon eher mal Menschen auf dich zu mit 'Hallo, ich kenne Dich irgendwie' oder 'Könntest Du mir mal was ins Buch schreiben?' Oder man kann beobachten, ob Dein Buch auch geklaut wird. Das hat Jan Weiler mir mal verraten: Wenn Dein Buch nicht geklaut wird auf der Leipziger Buchmesse, dann hast Du ein Problem, dann interessiert sich wirklich niemand dafür."

Mal schauen, wie viele Bücher von Gastmann am Sonntag noch in den Regalen zu finden sind.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch unterwegs | 27.04.2023 | 14:20 Uhr

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