100 Jahre James Baldwin: Unbeirrbares Schreiben gegen den Hass
Am 2. August 1924 wurde James Baldwin in New York geboren. Er war eine wichtige Stimmen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung und einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Mit seinen zahlreichen Romanen, Essays und Gedichten war Baldwin vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren ein genauer Beobachter des amerikanischen Alltagslebens, das stark von Rassismus und Konservatismus geprägt war.
Aufgewachsen im bitterarmen New Yorker Stadtteil Harlem
Dabei hatte es James Arthur Baldwin von Anfang an nicht leicht: Er wächst in New York auf - mit Mutter, Stiefvater und acht Geschwistern. Die Familie ist bitterarm, wie so viele in ihrem Stadtteil Harlem, der zu dieser Zeit Mittelpunkt des afro-amerikanischen Lebens ist.
Täglich erfährt er dort Diskriminierung und Hass. Mit zehn Jahren wird er von weißen Polizisten verprügelt. Auch sein Stiefvater macht ihm das Leben schwer: Der fanatische Laien-Prediger hat etwas gegen das schriftstellerische Talent seines Stiefsohnes. James Baldwin liest trotzdem ständig Bücher und schreibt für die Schülerzeitung.
Selbstmordgedanken aus Verzweiflung und Wut
Mit vierzehn Jahren predigt auch er im Gottesdienst - drei Jahre lang, dann wendet er sich endgültig von der Kirche ab. 1942 macht Baldwin seinen Schulabschluss, doch wenig später stirbt sein Stiefvater und er ist gezwungen, seine Familie mit Gelegenheitsjobs durchzubringen. Mit 22 Jahren denkt James Baldwin daran, sich das Leben zu nehmen. "Aus Verzweiflung, aus Wut! Wenn du so hart geschlagen wurdest, verengt sich deine Welt auf so einen roten Kreis aus Zorn und du fängst an alle zu hassen, das heißt: Du fängst an, dich selbst zu hassen. Und sobald das passiert, ist es aus!", erzählte Baldwin einmal.
Mit Autoren-Stipendium nach Paris
Stattdessen beginnt er, sich Verzweiflung und Wut von der Seele zu schreiben - zunächst in Essays für die Zeitung. 1948 kann er dank eines Autoren-Stipendiums nach Paris übersiedeln - um dem tödlichen Rassismus der USA zu entfliehen, wie er später sagt: "Ich habe dieses Land nur aus einem Grund verlassen: dass mir dort nichts Schlimmeres passieren kann, als hier in den USA. Denn hier musst du dich nur einmal von der Gesellschaft abwenden und schon kannst du tot sein - und es ist schwierig, sich auf seine Schreibmaschine zu konzentrieren, wenn man solche Angst hat."
Durchbruch mit erstem Roman
In Paris schreibt er seinen ersten Roman: In "Go tell it to the mountain" verarbeitet er seine Kindheits-Erfahrungen - und hat damit 1953 seinen Durchbruch als Schriftsteller. Es folgen Essays und Theaterstücke und 1956 sein zweiter Roman: "Giovannis Room" ist eine homosexuelle Liebesgeschichte, mit der Baldwin einen Skandal auslöst. Doch er lässt sich nicht beirren, lebt selbst offen homosexuell, schreibt weiter über seine großen Themen Sexualität und Rassismus, Liebe und Hass - auch jenseits von Hautfarbe. "Ich schreibe für Menschen! Ich glaube nicht an weiße Menschen. Ich glaube auch nicht an Schwarze Menschen. Aber ich weiß, dass Weiß-Sein und Schwarz-Sein in diesen Zeiten ein Unterschied ist", betonte der Schriftsteller.
Stimme der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung
Diesen gesellschaftlich erzeugten Unterschied prangert James Baldwin auch immer häufiger öffentlich an: 1957 kehrt er zurück in die USA und wird dort eine der wichtigsten Stimmen der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung - an der Seite von Künstlerinnen wie Nina Simone und auch Aktivisten wie Martin Luther King und Malcolm X. Deren Ermordung trifft James Baldwin schwer und treibt ihn 1970 zurück ins Pariser Exil. Auch dort thematisiert er immer wieder Rassismus, Doppelmoral und das tödliche Erbe der Sklaverei in Amerika. Sein entwaffnendes Lächeln und seinen Glauben an die Menschlichkeit verliert er dabei jedoch nie. Am 1. Dezember 1987 stirbt Baldwin mit 63 Jahren an einer Krebserkrankung.