VIDEO: Schauspieler Devid Striesow in der NDR Talk Show (15 Min)

Schauspieler Devid Striesow: Er ist dann mal überall

Stand: 17.12.2024 16:16 Uhr

Cleverer Tatort-Kommissar, wandernder Hape-Kerkeling-Darsteller oder fieser Nazi-General: Der auf Rügen geborene Schauspieler Devid Striesow gilt als vielseitig und kreativ - und ist dauerbeschäftigt.

von Jochen Lambernd

"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?" Diese höchst philosophische Frage hat bereits 2013 der Autor Joachim Meyerhoff in seinem autobiografischen Roman gestellt. Im Februar 2023 kam unter diesem Titel auch ein Film ins Kino, Premiere feierte er auf der Berlinale. Devid Striesow spielt eine der Hauptrollen - und zwar Richard Meyerhoff, den Vater des Protagonisten.

Der ist Direktor einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und lebt mit seiner Familie auf dem Anstaltsgelände. Unter den Patienten fühlen sich Joachim und sein Vater am wohlsten. Die Patienten sind ihre Freunde. Doch dieses Familienidyll ist ein fragiles Konstrukt. Verrückt, irgendwie anders, aber auf jeden Fall auch im wahrsten Sinne des Wortes irrsinnig komisch. Das kann Devid Striesow ganz hervorragend, das liegt ihm.

Tatort-Kommissar im Saarland: Kauzig und schlau

Das Ermittlerteam des saarländischen Tatorts, Elisabeth Brück (Kommissarin Lisa Marx) und Devid Striesow (Kommissar Jens Stellbrink). © dpa Foto: Oliver Dietze
Zusammen mit Elisabeth Brück als Kommissarin Lisa Marx ist Devid Striesow als Tatort-Kommissar Jens Stellbrink im Einsatz.

Einen ähnlichen Eindruck von ihm haben die Fernsehzuschauer auch 2013, als Striesow Kommissar Jens Stellbrink im Saarland-Tatort wird. Der bewegt sich mit einer roten Vespa und später mit einem schwarzen Motorrad von Einsatz zu Einsatz. Er wirkt etwas kauzig und legt nicht besonders viel Wert auf Äußerlichkeiten. Jedoch er ist sehr schlau und ruht in sich selbst. Anfangs gibt es einige negative Kritiken in den Medien. Aber: Jede Menge Szenen kommen mit einem besonderen Witz und Charme daher. Deswegen sind viele Fans nach der letzten Folge mit dem Kommissar Anfang 2019 sehr traurig. "Die Trennung erfolgt auf Wunsch Devid Striesows, der sich künftig intensiver neuen Herausforderungen und anderen Projekten widmen will", schreibt die ARD über die Beweggründe für Striesows Abschied. "Es war eine spannende Zeit mit dem Saarbrücker Tatort und der Figur Jens Stellbrink, die eine starke Entwicklung erfahren hat", erklärt der Wahl-Berliner in seinem Statement.

Ob er nach dem Ende noch so etwas wie Phantomschmerzen habe, fragt ihn Ende 2019 DAS!-Moderatorin Inka Schneider: "Ich hab mir im Saarland ein Motorrad gekauft. Wenn ich Phantomschmerzen hab, setze ich mich darauf und fahre durch Berlin", so die Antwort.

Auf Rügen geboren, in Rostock aufgewachsen

Striesow - geboren am 1. Oktober 1973 in Bergen auf Rügen - ist es gewohnt, immer wieder etwas anderes zu machen und auszuprobieren. Sein Vater, ein Elektriker, und seine Mutter, eine Kinderkrankenpflegerin, lehnen die Kirche als Institution ab, sie gilt in der DDR als rückständig. In Striesows Schulklasse seien nur zwei Kinder gewesen, die Mitglieder der Evangelischen Kirche waren, sagt er. Striesow, der heute mit dem Buddhismus sympathisiert, und viele andere sind Atheisten. Seine Mutter fördert sein musisches Talent, er lernt Gitarre und Geige. Striesow wächst in Rostock auf, den Ostseestrand liebt er bis heute. "Ich habe einen großen Bezug zum Meer, dort bin ich total gern. Ich bin gern an der Ostsee", sagt er 2019 in der NDR-Sendung DAS!. An der Nordsee sei es auch schön, "aber im Sommer bin ich lieber am weißen Sandstrand". Der Schauspieler erinnert sich auch gern an Feiern am Strand, durchgemachte Nächte und Schlafen im Sand.

Als Jugendlicher sei er "immer zu einem Kumpel gegangen und hab da heimlich 'Trio mit vier Fäusten' und 'Das A-Team' geguckt", verrät er 2013 der "Bild am Sonntag". Zu Hause sei alles mit Gewalt tabu gewesen. Daher habe er auch nie "Polizeiruf 110" gesehen. 

"Was mich sehr geschult hat im Osten, war eine antifaschistische Grundhaltung, die ich habe und die ich bis jetzt manifestiert habe." Devid Striesow 2019 in der NDR-Sendung DAS!

Berliner Mauerfall: "Hamburg - das war ja eigentlich auf dem Mond"

Nach seiner Schulausbildung zieht er nach Berlin, um eine Goldschmiedelehre zu beginnen. Doch der Betrieb geht noch vor Striesows erstem Tag pleite, die Berliner Mauer fällt. Mit einem Moskwitsch sei er am ersten Wochenende nach der Grenzöffnung nach Hamburg mitgefahren, sagt er dem NDR. An der Grenze hätten die Leute "uns ein Thermometer aus Plastik ins Auto geworfen - als Begrüßungsgeschenk". Schmunzelnd blickt Striesow zurück: "Das war ja toll, aber das hätten wir auch gehabt." Über die Fahrt an sich sagt er: "Das war unvorstellbar. Nach Hamburg fahren: Das war eigentlich auf dem Mond. Das war nicht im Kopf, dass man da mal hin kann." Mit Freunden sei er auf der Reeperbahn unterwegs gewesen und in Schmidts Tivoli von einem Schauspieler auf ein Bier eingeladen worden. "Das war Wahnsinn."

Erst Abitur, dann Ausbildung in Musik und Schauspiel

Devid Striesow als Johnny Flint, David Emig als Bardame Mirjan, Ronald Kukulies als Bill Cracker und Christian Herrlitz als Dr. Nakamura (v.l.) hier bei der Fotoprobe am 30.01.1998 zu "Happy End", einer Komödie mit Musik von Kurt Weill, Buch von Dorothy Lane (Elisabeth Hauptmann) und Gesangstexten von Bertolt Brecht. © picture-alliance / ZB Foto: Jens Kalaene
1998 tritt Devid Striesow (l.) in Dessau in der Komödie "Happy End" als Johnny Flint auf.

Striesow ändert seine Lebensplanung und macht Abitur, was zur DDR-Zeit nicht möglich gewesen wäre. Er lernt Klavier, eine Voraussetzung, damit er Musik studieren kann. Der Schwerpunkt liegt dann auf der Gitarre. Striesow beherrscht aber auch die Mandoline und die Violine. Eine Gesangsausbildung hat er ebenso. Nach einem Jahr muss er seinen Zivildienst ableisten. Danach lässt er sich bis 1999 an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst ausbilden. Zu seinem Abschlussjahrgang zählen unter anderem Lars Eidinger, Nina Hoss und Fritzi Haberlandt.

Nach seiner Schauspielausbildung steht Devid Striesow unter anderem am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Düsseldorfer Schauspielhaus auf der Bühne. Schauspielkollege Ulrich Mühe beschreibt ihn als facettenreichen Charakterdarsteller, der "zart wie die frühe Liebe sein kann, grob wie die Axt im Walde, bitter und böse, verletzt und enttäuscht, verzweifelt und sogar von sich selbst verlassen". 2005 spielt Striesow in Goschs "Macbeth"-Inszenierung, die zur Inszenierung des Jahres gewählt wird, die Titelrolle.

Schon früh Erfolge auch vor der Kamera

Auch seine Karriere vor der Kamera kommt schnell ins Rollen. Erst spielt er 1999 in zwei Folgen der Krankenhausserie "Für alle Fälle Stefanie" mit. Im Jahr 2000 erfolgt Striesows Filmdebüt mit "Amerika", ein Roadmovie, in dem er einen jungen DDR-Bergwerksarbeiter verkörpert. Im selben Jahr hat der Schauspieler auch sein Kinodebüt - und zwar mit dem Drama "Kalt ist der Abendhauch". Zudem ist er unter anderem in dem Episodendrama "Lichter" von 2003 (Rolle: erfolgloser Matratzenhändler) und dem Ost-West-Drama "Yella" von 2007 zu sehen.

Außerdem geht es doch immer irgendwie und irgendwo um Verbrechen: Von 2005 bis 2018 gehört Striesow an der Seite von Hannelore Hoger zum Team der ZDF-Krimireihe "Bella Block". Als Kriminaloberkommissar Jan Martensen ist er von Folge 18 bis 27 durchgehend dabei, später unregelmäßig. Seit 2018 spielt er zusammen mit Golo Euler in der ZDF-Samstagskrimireihe "Schwartz & Schwartz" den Privatdetektiv Andreas "Andi" Schwartz, der mit seinem Bruder, dem Kriminalbeamten Mathias "Mads" Schwartz Mordfälle aufklärt.

"Ich bin dann mal weg": Auf Kerkelings Spuren

Devid Striesow scheint auf keinen Typus festgelegt zu sein. Ob cleverer Kommissar, kühler Staatsanwalt, humorloser Ehemann: Seine Bandbreite ist groß. Ambivalente Charaktere scheinen ihm besonders zu liegen. Striesow - mit seinen blauen Augen und dem pausbäckigen Lächeln - habe auf den ersten Blick ein freundliches Allerweltsgesicht, "wäre da nicht dieses seltsam Unheimliche, das er ausstrahlt", heißt es in einem Porträt in der "Süddeutschen Zeitung" von 2011.

Devid Striesow und Hape Kerkeling bei der Weltpremiere von "Ich bin dann mal weg" im Cine Star Potsdamer Platz in Berlin am 17.12.2015. © picture alliance / Eventpress Foto: Eventpress Radke
Devid Striesow und Hape Kerkeling sind beide "dann mal weg" gewesen.

Striesow wirkt in seinem Schauspiel authentisch. Er interpretiert die Figuren, die er spielt, sehr glaubwürdig. Dafür tut er auch viel: Für die Verfilmung des Buchs "Ich bin dann mal weg" begibt er sich 2015 auf Hape Kerkelings Spuren und den Jakobsweg. Im Vorfeld sei er Kerkeling nie begegnet, sagt er. Über Videoclips habe er aber die Körperlichkeit des Buchautoren und Entertainers gelernt und sich "gewisse Sachen angeeignet und abgeschaut", gerade bei Gestik und Mimik. Die Rolle habe ihn nach Abschluss der Dreharbeiten noch eine gewisse Zeit begleitet. "Man ist richtig gefangen in der Rolle", sagt er 2019 in der Sendung DAS! im NDR Fernsehen. Das sei aber dann schnell immer weniger geworden.

Bei dem Film "Fraktus - Das letzte Kapitel der Musikgeschichte" aus dem Jahr 2012 habe er als Reporter für seine Kommentare ständig in die Kamera schauen müssen. "Ich habe ewig gebraucht, bis ich beim Dreh nicht mehr in die Kamera geguckt habe", sagt er über spätere Produktionen, in denen dieser Blick natürlich ein "No Go" ist.

"Dignity": Bedrückende Erfahrungen für einen Schauspieler

Schauspieler Devid Striesow (M.) in seiner Rolle als Dr. Hausmann, einem engen Mitarbeiter von Sektenführer Schäfer, in einer Szene der Streaming-Serie "Dignity". © picture alliance/dpa/Story House/Joyn
Die Rolle als Dr. Hausmann in der Serie "Dignity" hat Devid Striesow einiges abverlangt.

Sehr berührt ist er von dem Stoff der Serie "Dignity" aus dem Jahr 2019, die von der deutschen Siedlung der christlichen Sekte Colonia Dignidad in Chile handelt. Die von Sektengründer Paul Schäfer autoritär geführte Siedlung ist wegen systematischen sexuellen Missbrauchs von Kindern und während der Pinochet-Diktatur begangener Menschenrechtsverletzungen weltweit bekannt. Missbrauch, Schläge, Elektroschocks: Schilderungen solcher Erlebnisse seien "sehr bedrückend" gewesen, erzählt Striesow im NDR. "Es wurde dort gedreht, wo alles stattgefunden hat." Einige Siedler seien noch dort, sprächen Deutsch und erzählten ihre ganz persönlichen Geschichten. Das sei "sehr deprimierend, aber auch eindrucks- und reizvoll" für einen Schauspieler gewesen. "Wichtig ist, dass man eine gute Nachbereitung vornimmt", sagt er mit Blick auf die eigene Lebensenergie.

"Man muss seine Nischen finden und seine Aufladekabel immer dabei haben und seine Steckdosen, wo man zu alter Kraft kommen und sich mental wieder stärken kann." Devid Striesow 2019 in der NDR-Sendung DAS!

Vierfacher Oscar für "Im Westen nichts Neues"

Devid Striesow in dem Film "Im Westen nichts Neues" als General Friedrich © picture alliance / Everett Collection Foto: Reiner Bajo /© Netflix /Courtesy Everett Collection
In "Im Westen nichts Neues" ist Devid Striesow ein deutscher General.

2022 kam "Im Westen nichts Neues" in die Kinos. Die erste deutsche Verfilmung von Erich Maria Remarques gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1929 ist auch über den Streamingdienst Netflix zu sehen. Das Kriegsdrama - bereits 1930 und 1979 verfilmt - schildert die furchtbaren Zustände auf den Schlachtfeldern der Westfront in Frankreich im Ersten Weltkrieg. Striesow spielt an der Seite von Felix Kammerer und Daniel Brühl die Rolle des Generals Friedrich, für die er sich eine Glatze scheren lässt. Drei Monate dauern die kräftezehrenden Dreharbeiten. Die Inszenierungen: aufwendig. Der Film - aufgrund des Kriegs in der Ukraine mit besonderer Aktualität - war in neun Kategorien für den Oscar nominiert. Am Ende erhält er vier Auszeichnungen.

Dass ihm solche Themen liegen, hat der Schauspieler bereits mehrfach bewiesen. "Napola - Elite für den Führer" aus dem Jahr 2004 dreht sich um eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt. In dem Film spielt Striesow einen fanatischen Lehrer, der Deutsch und Boxen unterrichtet - was für eine Kombination. Ebenfalls 2004 ist er in "Der Untergang" zu sehen und ist Hitlers Hundeführer. 2007 wirkt Striesow im Oscar-prämierten österreichischen Film "Die Fälscher" mit. Darin ist er ein SS-Offizier.

Neben Fernsehen und Kino immer wieder Theater

Devid Striesow hat immens viele Engagements - sei es für Rollen im Fernsehen oder für Kinofilme. Seit dem Jahr 1999 hat er mindestens eine Produktion jährlich. Die "SZ" beschreibt ihn als "manischen Arbeiter". Zeitweise dreht er bis zu zwölf Filme pro Jahr, einmal sogar zwei gleichzeitig. "Den einen habe ich nachts in Hamburg gedreht, den anderen tagsüber am nächsten Tag in Potsdam", erzählt er dem "Stern". Ist das nicht unheimlich stressig? "Nein, es ist ein riesiger Spaß. Es ist Lebenszeit, und die muss Spaß machen." Der "Bild am Sonntag" sagt er 2013, dass er gern auch mal im Film mehr Freiraum hätte - ähnlich wie auf der Bühne. "Wow! Tarantino ruft an, bumm, und dann gehen die Lichter an", schildert er seinen Traum.

Die Schauspieler Maria Schrader (r) als Martha und Devid Striesow als George stehen bei Probe zu "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" auf der Bühne im Schauspielhaus. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius
Am Theater könne er seinen Spieltrieb ausleben, sagt Striesow, hier mit Maria Schrader bei Proben zu "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" im Hamburger Schauspielhaus.

Neben Lesungen geht der Schauspieler auch immer wieder ans Theater - vor allem tut er das immer wieder gern. Mit sehr viel Leidenschaft. Auch wenn dabei viel Text zu lernen sei. "Es muss eine gute Gleichgewichtung haben, weil das Theaterspielen eine besondere Herausforderung ist und ich genieße es, wenn ich es tue. Ich vermisse es, wenn es nicht da ist." Der soziale Aspekt und die Interaktion haben es ihm angetan: "Ich mag es, ins Theater reinzugehen und dem Pförtner 'Guten Tag' zu sagen. Außerdem könne er dort "seinen Spieltrieb volle Kanne rauslassen" - anders als im Fernsehen oder im Film.

Viele Preise für seine Leistung - Vorsicht vorm Regal

Devid Striesow präsentiert am 17.11.2016 in Berlin den Bambi in der Kategorie "Schauspieler National". © picture alliance / dpa Foto: Jörg Carstensen
Striesow präsentiert 2016 den Bambi in der Kategorie "Bester Schauspieler" für seine Rolle in "Ich bin dann mal weg".

Die Liste seiner Produktionen ist lang, die Fülle an Nominierungen, Auszeichnungen und Preisen beeindruckend. Bambi, Grimme-Preis und Deutscher Filmpreis sind nur einige davon. Bei so vielen Huldigungen müssten sich die Preise zu Hause doch sicher türmen, oder? In der NDR Talk Show sagt er im Februar 2023, dass er sich an den Preisen erfreue und sie zu Hause im Bücherregal verteilt stehen habe. Man dürfe sie zum Teil aber nicht zu hoch stellen, "weil sie auf kleinen Füßen stehen. Wenn dann der Dielenboden wackelt, besteht die Gefahr, dass sie runterfallen und jemanden erschlagen", erzählt er schmunzelnd.

Preise und Auszeichnungen für Devid Striesow

Social Media: "Man ist nicht jeden Tag in der Stimmung"

Striesow ist auch auf Social-Media-Kanälen aktiv. "Ich versuche schon, dass dort schöne Fotos sind. Deswegen mach ich's eigentlich." Aber er sei nicht jeden Tag in der Verfassung oder in der Stimmung, dass er auf Fotos abgebildet werden möchte. Dass Fans Selfies mit ihm machen wollen, findet er "absolut okay". Das sei "eine unkomplizierte Art und eine Möglichkeit, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen".

Auf Tastaturen herumzutippen, liegt dem Schauspieler nicht so sehr. "Ich vertippe mich so viel, dass es mich irgendwann so nervt, weil der Gedanken schon wieder flöten ist, den ich niederschreiben wollte", erzählt er in der NDR Talk Show im Februar 2023. Deshalb habe er sich einen Füllfederhalter und einen guten Kugelschreiber besorgt, um möglichst viel handschriftlich festzuhalten.

Ein Zappelphilipp mit ungewöhnlichem Vornamen

Devid - und nicht David - ist sein Vorname. Warum? Laut "Gala" ist die atheistische Einstellung seiner Eltern der Grund. Sie hätten die Schreibweise des biblischen Namens David abgewandelt. Anderen Quellen zufolge geschieht dies, weil sie unbedingt wollen, dass der Name englisch ausgesprochen wird.

Regisseur Christian Petzold (M) steht mit den Hauptdarstellern Nina Hoss in der Rolle der Yella und Devid Striesow in der Rolle des Philipp am Mittwoch (07.06.2006) auf dem Expogelände in Hannover. © dpa-Report Foto: Patrick Lux
Die Proben für "Yella" gestalten sich nicht immer einfach. Regisseur Christian Petzold (M.) hat einiges von Devid Striesow und Nina Hoss zu ertragen.

Nicht nur sein Vorname ist ein bisschen anders. Auch er selbst, denn oft ist er ruhelos und ein regelrechter Zappelphilipp. 2006 wird bei ihm ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) diagnostiziert. Auf der einen Seite kann er sich schlecht konzentrieren. Auf der anderen Seite wird Menschen wie ihm eine höhere Kreativität nachgesagt. Sie seien sehr aufnahmefähig für kleine Details am Rande, heißt es. Was mitunter die Zusammenarbeit erschwert: "Während der Proben zu 'Yella' war es wahnsinnig, in zwei Stunden haben Devid und Nina [Hoss] Komödien aufgeführt wie Doris Day und Rock Hudson", stöhnt Regisseur Christian Petzold in einem Gespräch mit der "Frankurter Allgemeinen Zeitung". Die Fachkritik bescheinigt Striesow trotz seiner Hyperaktivität ein konstant hohes Niveau. Wie der "Stern" berichtet, bekämpft er entstehende Überreizungen mit Yoga.

Private Achterbahn: Sechs Kinder mit drei Frauen

Über Striesows Privatleben ist nicht allzu viel bekannt. Er selbst äußert sich dazu nur selten. Diverse Zeitschriften-Artikel über den Schauspieler deuten aber darauf hin, dass es beim Thema Beziehungen und Familie ein Auf und Ab gegeben hat. Mit der Schauspielerin Maria Simon ist Striesow in den 1990er-Jahren zusammen. Die beiden kennen sich von der Schauspielschule und sind gemeinsam am Set von "Polizeiruf 110". Aus der Partnerschaft entstammt Sohn Ludwig Simon (*1996), der inzwischen selbst Schauspieler geworden ist. Später ist Devid Striesow laut "Stern" mit seiner Kollegin Anneke Kim Sarnau liiert, ehe diese ihr Herz für den Schauspieler Hinnerk Schönemann entdeckt. Die Zeitschrift "Brigitte" weiß zu berichten, dass Striesow auch mit Kollegin Katharina Wackernagel eine Liebesbeziehung gehabt hat.

Devid Striesow mit Ehefrau Ines Ganzberger-Striesow bei der Premiere des Kinofilms "Im Westen nichts Neues" im Kino International in Berlin am 27. September 2022 © picture alliance / Geisler-Fotopress Foto: Thomas Bartilla/Geisler-Fotopress
Mit Ines Ganzberger ist Devid Striesow seit 2018 verheiratet.

Aus der Ehe mit seiner aus Kamerun stammenden Frau Francine entstehen zwei weitere leibliche Kinder: Laurent (*2010) und Yella (*2012). Außerdem adoptiert Striesow Francines Tochter Ange (*2006). 2015 trennt sich das Paar. 2016 wird bekannt, dass Striesow mit seiner Managerin Ines Ganzberger zusammen ist. Das Paar heiratet im Dezember 2018. Die beiden bekommen 2016 Sohn Charles Erwin und 2022 noch eine Tochter. Mehr Patchwork geht kaum. Wie funktioniert das Zusammenleben? "Es läuft nur mit sehr viel Organisationstalent. Aber ich nehme mir die Zeit, alle zusammenzuführen. Die Kinder verstehen sich sehr gut", sagt der stolze Vater 2021 der "Bunten".

Die Organisation des Familienglücks ist oft harte Arbeit. Da ist Vielseitigkeit gefragt. Aber damit kennt sich Devid Striesow ja allein von Berufs wegen bestens aus. Er ist dann halt auch überall.

Szene aus "Wann wird es wieder so wie es nie war" mit Laura Tonke © Warner Bros Germany
AUDIO: Norddeutsche Filme auf der Berlinale 2023 (4 Min)
Weitere Informationen
Devid Striesow als Bach steht in einer Kirche vor einem Altar © ARD Degeto Film/MDR/BR/ORF/EIKON Media/epo Film/Ricardo Gstrein

"BACH - ein Weihnachtswunder": Devid Striesow über Rolle als J.S. Bach

Der Schauspieler ist Klassik-Fan und erfüllt sich mit der Rolle einen lang gehegten Traum. Der Film steht in der ARD Mediathek. mehr

Der Schauspieler Devid Striesow im Portrait © Tobias Schult
53 Min

"BACH - ein Weihnachtswunder", der Weihnachtsfilm in der ARD

Devid Striesow spielt Johann Sebastian Bach und erfüllt sich einen lang gehegten Traum, wie er bei NDR Kultur erzählt. 53 Min

Szene aus "Wann wird es wieder so wie es nie war" mit Laura Tonke © Warner Bros Germany

"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war": Gelungene Verfilmung

Es macht Freude, nun auch im Kino in Joachim Meyerhoffs liebenswert-skurril gezeichneten Mikrokosmos einzutauchen. mehr

Regisseurin Sonja Heiss mit Produzenten und Darstellern von "Wann wird es wieder mal so, wie es nie war" auf dem Berlinale-Empfang der Filmförderung Moin aus Hamburg © Moin Filmförderung / Jasper Ehrich Foto: Jasper Ehrich

Berlinale 2023: "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war?"

Bei der Berlinale laufen norddeutsche Produktionen wie "Das Lehrerzimmer" und "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war." mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 16.12.2024 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Theater

Porträt

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mann und Frau sitzen am Tisch und trinken Tee. © NDR Foto: Christian Spielmann

Tee mit Warum - Die Philosophie und wir

Bei einem Becher Tee philosophieren unsere Hosts über die großen Fragen. Denise M‘ Baye und Sebastian Friedrich diskutieren mit Philosophen und Menschen aus dem Alltag. mehr

Mehr Kultur

Hugh Grant steht vor einer Holztür in einem Berliner Hotel © picture alliance/dpa | Christoph Soeder Foto: Christoph Soeder

Hugh Grant über Panikattacken und seinen Horrorfilm "Heretic"

In "Heretic" spielt Hugh Grant einen psychopathischen Serienmörder. Ein Gespräch mit dem 64-Jährigen über Ängste, Bösewichte und die Freundlichkeit seiner Kinder. mehr