Right Livelihood Award: Was bringt der Alternative Nobelpreis?
Kürzlich wurde Jakob von Uexküll 80 Jahre alt, der Gründer der Right Livelihood Award-Stiftung, die den Alternativen Nobelpreis vergibt. Welchen Nutzen hat dieser Preis? Ein Gespräch mit der Preisträgerin Monika Hauser.
Der Right Livelihood Award ist ein Preis, für den im Grunde jeder Mann und jede Frau in Frage kommt. Ausgezeichnet werden Menschen und Organisationen, die sich für eine bessere Welt einsetzen, für Umweltschutz, für Menschenrechte, gegen Gewalt und Terror.
Monika Hauser hat 1993 nach den Massenvergewaltigungen bosnischer Frauen und Mädchen im Jugoslawien-Krieg die Frauenrechtsorganisation medica mondiale gegründet. Im Lauf der Jahre hat sie das Aufgabengebiet für andere Länder wie Afghanistan und Liberia ausgeweitet und 2008 den Right Livelihood Award bekommen, den Alternativen Nobelpreis.
Frau Hauser, was hat Ihnen dieser Preis gebracht?
Monika Hauser: Erstmal war das eine wunderbare Anerkennung für unsere Frauenrechtsarbeit, die oft nicht gesehen wird. Das war eine hohe Wertschätzung. Es hat natürlich auch Öffentlichkeit gebracht: Ein halbes Jahr lang habe ich sehr viele Interviews geben können. Die Medien interessieren sich für unser Thema, nämlich sexualisierte Gewalt im Krieg, meistens nur dann, wenn es Sensationen begibt wie Boko Haram, Taliban, Isis et cetera. Ansonsten ist das Interesse dafür nicht groß.
Aber dieser Preis hat wirklich eine tolle Aufmerksamkeit mit sich gebracht, auch für unsere Facharbeit, schwer traumatisierte Frauen so zu unterstützen, dass sie ins Leben zurückkehren können. Es hat also eine große Relevanz für uns gehabt. Daneben war es auch finanziell wichtig, dass Menschen auf unsere Arbeit aufmerksam geworden sind und uns gespendet haben. Das sind Spender, Spenderinnen, die uns seit 15 Jahren treu sind. Für Kolleginnen vor Ort, sei es Bosnien, Kosovo, Afghanistan oder Kongo, also in Ländern, wo Frauen für die Frauenrechtsarbeit auch mit dem Leben bezahlen müssen, ist der Sicherheitsaspekt auch ein wichtiger.
Der Preis ging damals an Sie, nutzt aber auch anderen Organisationen neben medica mondiale. Wie ist da die Partnerschaft und wie sind die anderen Organisationen involviert?
Hauser: Medica mondiale hat im Laufe der 31 Jahre seit unserem Bestehen ein großes Netzwerk aufgebaut. Wir haben eine enge Partnerschaft, die Partnerinnen untereinander vernetzen sich, was gerade bei diesem Thema, wo es um Diskriminierung von Frauen, um Herabwürdigung von Frauen und schweren Stigmatisierungen geht, wichtig ist, gemeinsam Kraft zu haben.
Das schöpfen viele Kolleginnen auch aus einem solchen Preis. Ich kann mich erinnern, dass mir damals eine junge afghanische Kolleginnen in Kabul erzählt hat, dass sie immer wieder zum Innenministerium gegangen ist, weil sie wichtige Unterlagen brauchte, und ihr immer wieder gesagt wurde, dass sie nicht wichtig sei. Man habe die Unterlagen nicht bereitgestellt.
Ich habe vor Ort im Ministerium miterlebt, wie diese junge Frau, die erstmal sehr schüchtern war, dann gesagt hat: "Hallo, Leute! Wir haben den Alternativen Nobelpreis in Stockholm bekommen. Ihr müsst mich endlich unterstützen, damit wir unser Land wieder aufbauen können." Es hat also auch jungen Frauen Auftrieb gegeben und war für die Sicherheit der Kolleginnen vor Ort enorm wichtig.
Was ist aktuell das allerwichtigste Projekt Ihrer Organisation?
Hauser: Wir unterstützen Frauen auch im Nordirak, die durch Isis und andere militarisierte Gruppen sexualisierte Gewalt erlebt haben und die danach ausgegrenzt werden. Wir haben gerade eine wichtige Studie im Kosovo mit den kosovarischen Kolleginnen beendet, und auch 25 Jahre danach haben wir oft ähnliche Probleme wie unmittelbar nach dem Krieg, nämlich dass die Frauen ausgegrenzt, stigmatisiert werden und dass der Finger auf sie zeigt ,anstatt auf die Täter.
Hier stellen wir Programme auf, die einerseits die Frauen so unterstützen, dass die psychisch und körperlich wieder auf die Beine kommen, die sie aber auch so stärkt, dass sie einen eigenen Lebensweg finden können. Auf der anderen Seite klären wir gesellschaftlich auf und sensibilisieren die Politik, dass es nur in gemeinsamer Verantwortung für diese Frauen ein Leben in Würde geben kann.
Das Interview führte Philipp Schmid.