"Alternativer Nobelpreis"- Wer verleiht ihn, wer erhält ihn?
Der Right Livelihood Award zeichnet seit 1980 Menschen aus, die sich gegen Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit einsetzen. Der Gründer und Stifter des "Alternativen Nobelpreises", Jakob von Uexküll, wurde gerade 80 Jahre alt.
Edward Snowden hat ihn, die syrischen Weißhelme haben ihn, die türkische Zeitung "Cumhuriyet" und die Kenianerin Phyllis Omido, die sich für Land- und Umweltrechte einsetzt. Der Alternative Nobelpreis heißt korrekterweise "Right Livelihood Award". Seit 1980 geht er an Menschen, die sich für den Erhalt der Lebensgrundlagen und für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Er würdigt Menschen und Organisationen, die mit praktischen Lösungen und Modellen eine bessere Welt schaffen wollen.
Stiftungsgelder aus Erlös der Briefmarkensammlung
Mit dem Nobelpreis hat der Preis eigentlich nichts zu tun, vor allem nicht institutionell. Jakob von Uexküll wandte sich 1980 an das Nobelpreis-Komitee mit der Idee, einen Nobelpreis für die Belange ärmerer Staaten und Regionen, für die ausgebeutete Natur zu gründen. Das Komitee lehnte ab, weil das Stiftungsgeld nur für die ursprünglichen Preise verwendet werden darf.
Also verkaufte der schwedisch-deutsche Publizist und Philatelist, Enkel des Biologen Jakob Johann von Uexküll, seine wertvolle Briefmarkensammlung: Mit dem Geld, man spricht von etwa einer Million Dollar, richtete er die Stiftung für den Right Livelihood Award ein.
Heute ist sein Neffe Ole von Uexküll Direktor der Stiftung. Das Besondere: Theoretisch kann den Preis jeder und jede bekommen. "Es beginnt so, dass wirklich jeder und jede auf der Welt bei uns Vorschläge einreichen kann," erläutert Ole von Uexküll. "Dann haben wir unheimlich viel Arbeit, dann gehen wir vor, wie investigative Journalisten und begutachten diese Projekte. Die stehen manchmal mehrere Jahre auf der Liste. Letztendlich ist es eine internationale Jury, in der bezeichnenderweise auch frühere Preisträger und Preisträgerinnen sitzen, die diese Entscheidung trifft."
Weltweites Renommee des Preises
Rund 100 bis 200 Vorschläge gibt es jedes Jahr, Einsendedatum ist jeweils der 1. März. Das Renommee des Preises, seine Wirkung sei weltweit enorm, sagt Ole von Uexküll: "Natürlich kann die Auszeichnung Türen öffnen. Wir haben als Stiftung bei den Vereinten Nationen Beraterstatus, deswegen auch ein Büro in Genf, wo die Hälfte unserer Mitarbeitenden sitzt und konkret Preisträger und Preisträgerinnen mit der UNO verbindet. Außer diesen offiziellen Türen, die wir öffnen können, ist das Netzwerk, die Unterstützung der Laureaten und Laureatinnen, unglaublich wertvoll" - also der Preisträgerinnen und Preisträger.
Die Auszeichnung würdigt weniger strahlende Persönlichkeiten als Graswurzelbewegungen, Prozesse, Entwicklungen und Ideen. Ziel: die Welt sauberer, gerechter, menschenfreundlicher zu machen - wie Greenpeace Africa oder 2023 SOS Méditerranée. Es ist ein klares Engagement für die Entrechteten und Ausgebeuteten erkennbar.
Die eingereichten Vorschläge machen Mut
Der Preis zeige die Power, wenn Menschen sich solidarisch organisieren, so Ole von Uexküll. "Die hilft selbst gegen Terrorgruppen wie Boko Haram, die hilft selbst gegen die schlimmsten Verursacher des Klimawandels. Das ist eigentlich die Hoffnung, die man in den vielen, vielen Bewerbungen sieht - und das macht unglaublich Mut, trotz aller Krisen in der Welt."
Dieser Preis genießt weltweit Anerkennung - allerdings sorgten Äußerungen der Stiftung des Alternativen Nobelpreises im letzten Oktober für große Irritationen. Sie hatte Israel mitverantwortlich gemacht für den Terror der Hamas am 7. Oktober. Die Parlamentsgruppe "Alternativer Nobelpreis" des Deutschen Bundestages distanzierte sich von den Aussagen - Fraktions-übergreifend.