Filmemacherin Monika Treut: Reisende zwischen den Welten
Monika Treut pendelt zwischen Kalifornien, New York und Taipeh und hat ihre Basis in Hamburg. In Deutschland ist die Autorenfilmerin weniger bekannt - vielleicht, weil die engagierte Feministin Filme für ein Nischenpublikum macht. Heute wird sie 70 Jahre alt.
In Deutschland ist Monika Treut vor allem bei Cineasten ein Begriff, vielleicht weil sie als engagierte Feministin Themen bearbeitet, die "nicht für ein Mainstream-Publikum (...)" gemacht sind, wie Treut sagt. Filme wie "Die Jungfrauenmaschine" (1988) und "Gendernauts" (1999) provozieren mit dem Spiel der Geschlechterrollen, bieten kein klassisches Erzählkino. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin seit Jahrzehnten im Ausland unterrichtet: An Filmhochschulen in New York und Kalifornien hatte sie seit den 1990er-Jahren Lehraufträge. Zuletzt war sie Professorin am Institut für Medien, Theater und Populäre Kultur an der Universität Hildesheim.
Später verlagerte die gebürtige Mönchengladbacherin ihre Lehrtätigkeit teilweise nach Taiwan, eine Retrospektive hatte sie dort hingeführt, erzählte sie in einem Interview mit NDR Kultur. "Ich wusste wenig vom Land, bin da blauäugig hingefahren. Aber nach kurzer Zeit habe ich mich von der Vielfältigkeit der taiwanischen Kultur verzaubern lassen", sagt die Künstlerin. Schließlich bot ein taiwanischer Fernsehsender der Deutschen an, ein Porträt des Landes mit den Augen einer Fremden zu machen, aus der sich 2005 die Dokumentation "Den Tigerfrauen wachsen Flügel" ergab.
Asiaten würdigen Erfahrung und Lebensalter
"Die Taiwaner sind Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und haben mir ihre Türen geöffnet", berichtet Treut. "Das allgemein Menschliche ist gar nicht so weit auseinander", sagt die Regisseurin des Jahrgangs 1954, die an der dortigen Kultur auch genießt, dass Menschen mit über 50 Jahren hoch geschätzt werden. Weil "man jemand ist, der Erfahrung hat."
Im Kugelhagel in Brasilien
Die Regisseurin schreibt und produziert ihre Filme selbst, oft sind es Dokumentationen. An diesem Genre findet die Germanistin und Politologin mit Doktortitel spannend, "dass man da auf eine Reise mit einem ungewissen Ausgang geht." Die wohl bekannteste Dokumentation widmete sie mit "Kriegerin des Lichts" (2002) der Brasilianerin Yvonne Bezerra de Mello, die sich in Rio de Janeiro auf unkonventionelle Art um Straßenkinder kümmert. Die "Süddeutsche Zeitung" bescheinigte Treut, ihr sei mit dem Porträt dieser "Amazone der Slums (...) ein Kunststück gelungen", weil sie einen berührenden und erhellenden Film über etwas gemacht habe, das in TV-Features oft nur flüchtige Betroffenheit auslöst."
Beim Dreh flogen der Wahl-Hamburgerin damals auch mal Kugeln um die Ohren. Umso wichtiger, stets zu ihrer Hamburger Basis zurückzukehren, in der sie 1984 ihre Produktionsfirma Hyena Films mit Elfi Mikesch gegründet hat. "Ich empfinde Hamburg als Kurstadt, weil ich lange in New York gelebt habe", so Treut. Sei auch auch viel in Asien gewesen. In der Metropole an der Elbe sei es "extrem erholsam, eine Stadt, die große Lebensqualität hat. Ich komme sehr gut klar damit, zwischen den Welten zu leben und die Anregungen aus dem Ausland in Hamburg in Produktionen umzusetzen", so Treut.
Teddy-Award der Berlinale 2017
2017 erhielt Monika Treut den Teddy Special Award des Internationalen Filmfestivals Berlin, wo ihre Filme oft in der Reihe Panorama gezeigt wurden. Die Berlinale bezeichnet sie als "Pionierin und Veteranin des queeren Kinos zugleich": Sie sei "eine der frühen Erforscherinnen der geschlechtsdualistisch eingefriedeten Welt von Frau oder Mann" sowie eine "Ikone der Emanzipationsbewegungen".
Im Kino zu sehen war Treut zuletzt 2023 im Dokumentarfilm "Das Kino sind wir" von Regisseurin Livia Theuer über den Aufstieg des politischen Films in den 1980er-Jahren. Sie zeigt Archivaufnahmen von zehn jungen Filmfreaks bei der documenta Kassel wie Ulrike Ottinger, Andres Veiel und Monika Treut. Theuer befragt die damaligen Filmemacher*innen aus feministischer Perspektive, über die heutige Bedeutung der Kinokultur nach der Pandemie.