Künstliche Intelligenz: Wo bleibt die Moral?
Kein Tag vergeht ohne Neuigkeiten zur Künstlichen Intelligenz. Wie müssen wir den neuen Möglichkeiten begegnen? Wo bleibt die Moral? Das ist das Thema der aktuellen Folge des Philosophie-Podcasts Tee mit Warum.
Die Künstliche Intelligenz soll den Menschen dienen. Das ist einer der Leitsätze des Deutschen Ethikrates. "Bevor wir über die Weltherrschaft von Maschinen reden, geht es doch erst einmal um die Debatte: Können Maschinen so etwas wie ein Verständnis haben? Können sie ein Bewusstsein haben?", sagt die Philosophin Judith Simon von der Uni Hamburg, die derzeit Mitglied des Ethikrates ist. "Im Moment haben die das alle nicht, um das mal klar zu sagen."
KI verstärkt diskriminierende Muster
Im Gespräch mit den beiden Hosts Denise M’Baye und Sebastian Friedrich wird deutlich: Die Gefahren liegen nicht unmittelbar bei der Weltherrschaft, sondern woanders. Die datenbasierten Systeme, auch die selbstlernenden, entwickeln Muster und handeln nach Wahrscheinlichkeiten. Diese Daten sind zum einen nicht transparent und zum anderen gibt es Sorgen, dass bestimmte Formen von Diskriminierung reproduziert werden. "Wenn man zum Beispiel mithilfe einer Software entscheidet, wer einen Kredit bekommt oder wer zu einem Jobinterview eingeladen wird, dann werden Muster reproduziert, die schon in der Welt sind", schildert Simon.
Captcha-Verfahren zur Unterscheidung von Mensch und Maschine
Denise M'Baye und Sebastian Friedrich gehen in der neuen Folge Tee mit Warum zurück zum Beginn des Computer-Zeitalters. Alan Turing, der britische Vordenker der Mathematik und Informatik entwickelte auch einen nach ihm benannten Test: ab wann wird eine Maschine für menschlich gehalten? Oder genau anders herum, wie Denise M’Baye erläutert: ab wann merkt ein Computer, dass wir Menschen sind? "Im Grunde machen wir den Test noch heute, wenn wir von unserem Computer gefragt werden, ob wir ein Mensch sind. Wenn wir zum Beispiel Ampeln anklicken müssen. Das sogenannte Captcha-Verfahren: Completely Automated Public Turing test to tell Computers and Humans Apart."
Was ist echt und was künstlich erstellt?
Die Maschine kann über den Captcha-Test feststellen, wer Mensch und wer Maschine ist. Aber können wir in Zukunft noch erkennen, was vom Menschen stammt und was an Texten, Bildern und Tönen künstlich produziert ist? Sebastian Friedrich hat ChatGPT bei der Recherche für seine Doktorarbeit nach einschlägiger Literatur gefragt. Die KI nannte ihm sofort mehrere Bücher, die aber auch nach aufwendiger Recherche nirgendwo zu finden waren. "Ich hab dann geschrieben: die Bücher gibt’s nicht. Und die Antwort war: Ich habe lediglich einige genannt, die es geben könnte." Die KI hatte Daten nach Wahrscheinlichkeit zusammengestellt: kein Wissen, kein Bewusstsein, keine bewusste Lüge, aber eben auch nicht die Wahrheit. Wie wollen wir damit umgehen? Die Debatte in den Unis, an den Schulen, in der Gesellschaft hat gerade erst begonnen. Sebastian Friedrich hat ChatGPT dann doch noch auf seine Weise zur Verantwortung gezogen: "Ich hab dann gesagt, schreib mir eine Entschuldigung in Form eines Deutschpunk-Songs."
Ich bin ein Fehler, ich bin ein Idiot
ich habe dich verwirrt, ich habe dich verletzt
Ich will, dass du mir verzeihst
Ich will, dass du mir verzeihst
Refrain des Deutschpunk-Songs von ChatGPT