KI und Musik: Von neuen Geschäftsmodellen und Betrug am Künstler
Vor ein paar Wochen wurde anonym ein KI-Song mit den Stimmen von Drake und The Weeknd veröffentlicht. Ihre Plattenfirma Universal hat den Song löschen lassen. Was sind die neuen Grenzen in der Musik?
Ein Song hat vor ein paar Wochen verwirrt: Jemand hat mittels KI einen Song mit den Stimmen der Rapper Drake und The Weeknd erstellt und anonym auf verschiedene Plattformen hochgeladen. Die Stimmen klingen echt, sind sie aber nicht.
"Echt krass, wie authentisch das schon war", findet Elvir Omerbegovic im OMR Podcast. Er hat oder arbeitet aktuell mit wichtigen deutschen Rappern wie Casper, Rin oder Kollegah zusammen. Diese Musik-KIs wurden mit Aufnahmen der Originalstimmen der Künstler trainiert. "Das greift immer nur auf eine Historie zurück, also auf Daten, die in der Vergangenheit liegen", erklärt Omerbegovic. Und daraus kann jetzt jeder Neues kreieren.
KI-Musik in nur wenigen Sekunden
Ein anderes Beispiel: Rapper Eminem erzählt in einem Song was von der Zukunft des Raves. Aber auch das ist nicht Eminems echte Stimme - DJ David Guetta hat ihn das mit Hilfe einer KI-Software sagen lassen: "Ich habe das als Witz gemacht und konnte nicht glauben, wie gut das funktioniert."
Es ist tatsächlich sehr einfach Eminem sagen zu lassen, dass der Autor dieses Beitrags der schlechteste Rapper ist, den er jemals gehört hat. Es hat nur ein paar Sekunden gedauert, ist kostenlos und geht zum Beispiel auf der Seite uberduck.ai: Text eintippen, auf "synthezise" klicken, ein paar Sekunden warten, fertig.
Plattenfirmen nehmen Lage ernst
Die einen haben neue Möglichkeiten, die Plattenfirmen haben neue Probleme. Denn jeder und jede kann jetzt auf einmal komplett neue Songs mit den Stimmen ihrer Künstler erstellen und muss dafür nicht mal wirklich Ahnung von Musik haben. Die Plattenfirma von Drake und The Weeknd ist Universal. Die hat Plattformen wie Spotify oder YouTube in die Pflicht genommen, wo die KI-Fakes veröffentlicht wurden. Begründung: Urheberrechtsverletzungen.
Ein Statement von Universal zeigt, wie ernst man die Lage zu nehmen scheint. Es liest sich sehr dramatisch: Diese Entwicklung werfe die Frage auf, "auf welcher Seite der Geschichte alle Beteiligten im Musik-Ökosystem stehen wollen: auf der Seite der Künstler, der Fans und des menschlichen kreativen Ausdrucks oder auf der Seite der Fälschungen, des Betrugs und der Verweigerung der den Künstlern zustehenden Entschädigung?"
Die Plattformen haben den Song zwar teilweise gesperrt, ob - und wenn ja, wann - Copyright-Regeln oder Persönlichkeitsrechte aber wirklich greifen, muss erst noch geklärt werden. Gerichte haben gerade erst angefangen, sich damit zu beschäftigen.
Sängerin Grimes entwickelt neues KI-Geschäftsmodell
Statt auf neue Regeln zu warten, hat eine kanadische Sängerin schon mal angefangen, ein neues Geschäftsmodell zu starten: Grimes. Ihre von KI generierte Stimme können jetzt alle ganz offiziell für KI-Songs nutzen, solange sie daran mitverdient.
Bei Twitter schreibt sie: "Wenn du deine Musik bei uns registrierst, können wir Tantiemen sammeln und direkt an jeden auszahlen, der KI-Grimes Gesang verwendet." Die sollen dann fifty-fifty geteilt werden. Grimes wolle nur gegen Songs vorgehen, die wirklich toxische Texte haben, eine Nazi-Hymne nennt sie als Beispiel.
Neue Möglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler?
Und wie geht es weiter? Was wäre, wenn mit KI erstellte Songs und Live-Konzerte verschmelzen, wenn zum Beispiel ein Fan einen Song der Lieblingskünstlerin mit KI macht und hochlädt und die Künstlerin diesen KI-Song auf einmal live spielt? "Sie kommt auf die Bühne, spielt diesen Song das erste Mal, die Masse rastet aus, der Clip geht viral", stellt sich der Tech-Journalist Casey Newton in einem New York Times-Podcast vor. "Dann macht die Künstlerin eine Studioversion des künstlichen Songs. Der geht auf die eins in den Charts. Dass das passieren wird, scheint offensichtlich und zeigt die neuen Grenzen in der Musik."