Eine Grafik mit einem Smartphone auf dem "Kulturpass" steht. © Presse- und Informationsamt der Bundesregierung
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AUDIO: Ein Monat KulturPass: Was sagen die Anbieter? (4 Min)

Kinos und Buchhandlungen profitieren vom Kulturpass für 18-Jährige

Stand: 13.07.2023 21:50 Uhr

Seit fast einem Monat gibt es jetzt den KulturPass: Das 200-Euro-Budget für 18-Jährige ist einlösbar im weiten Bereich der Kultur - vom Konzert über Kinotickets und Bücher bis hin zu Musikinstrumenten. Wie bewerten die Kulturanbieter das Programm?

von Joschka Brings

Sie sitze mit einem Lächeln in ihrem Büro, sagt Christine Berg, Vorsitzende des Kinoverbands HDF. Die Kinos hätten schon im ersten Monat die Marke von 100.000 Euro Umsatz mit dem Kulturpass geknackt. Berg hofft auf einen langfristigen Effekt für die Kinolandschaft - der KulturPass quasi als Einstiegsdroge: "Die Kraft und die Magie des Kinos, das können Sie nur da erleben. Und deshalb sind wir sehr davon überzeugt, dass die Jugendlichen das erkennen werden", sagt Berg.

Die heute 18-Jährigen seien die, die in den vergangenen drei Jahren dieses Erlebnis gar nicht gehabt hätten aufgrund der Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie. "Das heißt, die sind gar nicht so sozialisiert worden. Und das schenken wir ihnen jetzt", so Berg.

Blockbuster ziehen Jugendliche an

Dieses Geschenk scheint gut angenommen zu werden: Die Favoriten seien "Spiderman", "Indiana Jones" und "No Hard Feelings". Diese großen Kinofilme werden meist in großen Kinos geguckt. In Programmkinos wie dem Zeise in Hamburg-Ottensen spürt man daher noch etwas weniger vom KulturPass.

Jugendliche gebe es hier bisher hauptsächlich in der Sneak-Preview, sagt Marius Magaard. "Unsere Bilanz sieht jetzt noch nicht so hoch aus, aber wir freuen uns jetzt auf die zwei Filme, von denen wir uns am meisten versprechen, gerade vom KulturPass." Am 20. Juli würden sowohl "Barbie" als auch "Oppenheimer" starten - "die beiden Sommer-Arthouse-Blockbuster", wie Magaard sie nennt.

Abwicklung in den Kinos läuft mit Gutscheinen "problemlos"

Das Foyer des Zeise Kinos in Hamburg © Screenshot
Im Zeise-Kino ist man mit der technischen Abwicklung zufrieden - und hofft auf die "Arthouse-Blockbuster" im Sommer: "Barbie" und "Oppenheimer".

Alle Angebote gibt es in einer App, in der die Jugendlichen ihr Budget einlösen können. Ein Riesen-Projekt und eine technische Herausforderung. Wenn Interessierte in der KulturPass-App einen Kinobesuch buchen, läuft die Bestellung bei vielen Kinos über einen Dienstleister. Der stellt für die Kinos Gutscheine aus, die mit allen gängigen Kassensystemen funktionieren. Der Kinoverband HDF hatte seinen Mitgliedern die Abwicklung über genau diesen Dienstleister empfohlen.

Für die Kinos eine bequeme Lösung, die sie mit 32 Cent pro Buchung bezahlen. Auch das Zeise-Kino nutzt diese Gutscheinlösung, sagt Margaard: "Das funktioniert tatsächlich problemlos, denn wir haben jeden Tag quasi zwölf verschiedene Filme. Und sie haben damit eine allgemeingültige Lösung gefunden, die ließ sich super einfach implementieren."

Live-Musik-Veranstalter noch unzufrieden mit der App

Im Veranstaltungsbereich gibt es für die Umsetzung jedoch nicht die eine, zufrieden stellende Lösung. Der Verband der Musikspielstätten LiveKomm teilt mit, dass bisher fast die Hälfte seiner Mitglieder ihre Konzerte nicht im KulturPass anbieten. Denn die Registrierung dafür sei ihnen zu kompliziert. Noch im Mai wollten sich 69 Prozent der befragten Clubs für den KulturPass anmelden. LiveKomm schreibt dazu jetzt: "Die Idee des KulturPasses ist gut, und wir unterstützen dies weiter. Allerdings zeigt sich, dass der Zugang hier bereits dafür sorgt, dass interessierte Kulturanbieter das Interesse verlieren. Hier wäre eine stärkere Einbindung der Verbände vorab sicher gut gewesen."

Unkompliziert eingebunden in der KulturPass-App ist der mit Abstand größte deutsche Ticketanbieter CTS Eventim - der mit seiner Infrastruktur eine Buchung direkt aus der Plattform heraus möglich macht. Dazu müssen Veranstaltungsorte Eventim ein Kontingent ihrer Plätze zur Verfügung stellen - die sind dann aber auch im freien Verkauf auf der Eventim-Website erhältlich, nicht nur für Jugendliche. Auch das Konzerthaus Dortmund bietet über Eventim Tickets an, parallel zum eigenen Angebot auf der KulturPass-App.

Eigentlich kosten Tickets für KulturPassnutzende 12 Euro 50, Eventim bietet diese Tickets aber teurer an: Ein Konzert von Hilary Hahn kostet bei Eventim beispielsweise zwischen 24 und 100 Euro. Anne-Katrin Röhm vom Konzerthaus Dortmund stört das: "Wir verdienen da natürlich auch daran. Also wenn Karten jetzt über dieses Prinzip laufen, verdienen wir auch. Aber wir betuppen da irgendwo - oder Eventim betuppt da ein Stück weit den Kunden, weil wir ihm das ganze viel günstiger anbieten."

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Eventim streicht mit dem KulturPass außer der Bearbeitungsgebühr aber noch mehr ein, ärgert sich Anne-Katrin Röhm: "Wenn bei uns ein 18-Jähriger sich eine Karte kauft, dann tut er das nicht direkt bei uns. Wir bekommen noch nicht mal die richtigen Daten von dem. Das läuft alles über die KulturPass-App. Nur bei Eventim läuft es anscheinend anders." Die Ticketplattform bekomme außerdem noch die für Unternehmen heute sehr bedeutsamen Kundendaten, ein zusätzlicher Gewinn für Eventim.

Ein großer norddeutscher Musikveranstalter sagt, dass dadurch ein Branchenführer, der jetzt schon laut Bundeskartellamt Monopolist sei, von staatlicher Seite alle 18-Jährigen serviert bekomme. Für junge Menschen sei aber der Buchungsvorgang bei Eventim der bequemste. Deswegen müssten viele Anbietende diese Möglichkeit nutzen, um Jugendliche in ihre Veranstaltungen zu bekommen.

Auch Buchhändler sehen noch Optimierungsbedarf

Die technische Umsetzung der App hält auch der Buchhandel für noch optimierbar. Fehlende Cover oder unpassende Empfehlungen in der App: Kyra Dreher vom Börsenverein des deutschen Buchhandels ist noch nicht mit allen Details zufrieden. "Zudem funktioniert, was für viele Buchhändler schmerzhaft ist, die Standort-Auswahl noch nicht ganz verlässlich. Das heißt, es werden einem nicht immer die fünf Buchhandlungen im nächsten Umfeld angezeigt", so Dreher. Außerdem könne man seine Lieblingsbuchhandlung nicht aktiv auswählen. Das seien Probleme, über die der Anbieter aber schon Bescheid wisse - eine Besserung sei in Sicht.

So soll es in Zukunft auch nicht mehr vorkommen, dass Buchhandlungen Bücher bestellen, die nicht abgeholt werden - eine Reservierung in der App gilt nämlich als Bestellung, werde von Jugendlichen aber teilweise als Wunschliste genutzt.

"Erstkontakt" zu Büchern dank des KulturPasses

In der Buchhandlung Heymann in Hamburg wiederum freut man sich über die unkomplizierte Abwicklung der Einkäufe, sagt Sabine Metzger. Die Einlösung des Guthabens aus dem KulturPass sei mittlerweile in den Alltag integriert. Schon knapp 200 Jugendliche hätten bei ihnen Bücher und Mangas mit dem KulturPass gekauft.

Die japanischen Comics laufen besonders gut. Metzger vermutet, dass der KulturPass auch neue Leserinnen und Leser an Bücher heranführt. "Es sind auch Leute dabei, von denen wir denken, dass die nicht so häufig in Buchhandlungen sind", so Metzger. Diese nutzten das Geld wirklich, um da mal einen Erstkontakt zum Buch oder vor allem zu Mangas herzustellen. Ich glaube, dass das wirklich einen guten positiven Effekt haben wird."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 13.07.2023 | 17:10 Uhr

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