"Spider-Man: Across the Spider-Verse": Fortsetzung voller genialer Ideen
Endlich eine Comicverfilmung, die hält, was sie verspricht: "Spider-Man: Across the Spider-Verse" ist fast besser, als der Vorgänger "A New Universe". Visuelle Vielfalt wird gepaart mit dem Papier-Look der Comics.
"Spider-Man: A New Universe" hat vor vier Jahren einen Oscar für den besten Animationsfilm gewonnen. In der Fortsetzung "Spider-Man: Across the Spider-Verse" ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Das liegt nicht nur daran, dass mitunter über 150 Spinnenwesen in unterschiedlichen Varianten auf der Leinwand zu sehen sind: Spider-Woman, Spider-Cat, Spider-Dog, Spider-Horse, selbst ein Spider-T-Rex schwingt an Haupt-Spider-Man Miles Morales in einer Szene vorbei. Nein, es liegt vor allem auch an der immensen Geschwindigkeit, an der visuellen Fülle, den genialen Ideen, der Superhelden-Anarchie, den vielen Emotionen, die hier herrschen. Ein Film, der sich anfühlt wie Spider-Man-Festspiele. Ein wilder Ritt, der den Begriff der Comicverfilmung auf ein neues Level hebt.
"Wir wollten dem Publikum etwas zeigen, was sie so noch nicht gesehen haben"
Phil Lord und Chris Miller, die beiden kreativen Köpfe hinter der Reihe, die schon mit "The LEGO Movie" und "Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen" die Animationsszene durcheinandergewirbelt haben, waren sich der Verantwortung bei "Across the Spider-Verse" in jeder Sekunde bewusst. Denn mit großer Macht kommt große Verantwortung. Film Nummer eins hat nicht nur einen Oscar gewonnen, sondern auch 340 Millionen Dollar an der Kinokasse eingespielt und vor allem mit Miles Morales einen schwarzen Spider-Man verankert.
"Wir haben hier genau das versucht, was wir auch beim ersten Film gemacht haben: Wir sind Risiken eingegangen. Wir wollten dem Publikum etwas zeigen, was sie so noch nicht gesehen haben", sagt Phil Lord. "Beim ersten Film war alles noch neu, wir wollten uns nicht einfach nur wiederholen. Unser Risiko hier: Wir besuchen unterschiedliche Welten, jede von ihnen sieht anders aus, hat einen anderen Stil, kommt aus einer anderen Epoche. So etwas hat noch niemand zuvor gesehen. Dabei darf aber auch die Geschichte nicht zu kurz kommen. Die emotionale Geschichte eines Jugendlichen, der zum Mann wird."
Damit meinen sie natürlich Miles Morales, die Hauptfigur, die im ersten Teil lernen durfte, dass jeder die Maske tragen darf - und sich jetzt entscheiden muss, wie man sie trägt, welche Art von Superheld er sein will.
Spider-Man trifft auf andere Spider-Helden
"Miles, Spider-Man zu sein, heißt Opfer zu bringen. Du hast die Wahl: eine Person zu retten oder alle Welten.
"Schick mich nach Hause."
"Das kann ich nicht tun."
"Ich kann beides. Spider-Man hat doch immer."
"Nicht immer."
"Und was ist mit Onkel Ben?"
"Ohne Onkel Ben wären die meisten von uns gar nicht hier."
Filmszene
Ein moralisches Dilemma, das den 15-jährigen Miles Morales in unterschiedliche Welten katapultiert. Multiversen, in denen Spider-Man auf andere Spider-Helden trifft, wie seine alte Freundin Gwen Stacy, Spider-Punk oder den hispanischen Spider-Man Miguel O'Hara.
Einflüsse von "Blade Runner", "Indrajal" und Nähe zum Print-Comic
Jede Welt sieht dabei anders aus, hat einen ganz eigenen Stil. Die Welt von Miles erinnert noch am ehesten an den klassischen Spider-Man-Comic - die Welt von Miguel O'Hara ist stark beeinflusst von "Blade Runner". Mumbattan, eine indische Metropole, ist eine Mischung aus Manhattan und Mumbai, angelehnt an die indische Comic-Reihe "Indrajal" der 1970er-Jahre und so detailreich ausgestattet und nah am Print-Comic, dass die Textur des Papiers auf der Leinwand erkennbar ist.
Die große Stärke des Films ist die visuelle Vielfalt. Dabei haben die Macher noch mit angezogener Handbremse agiert - um sich für Teil drei, "Spider-Man: Beyond the Spider-Verse" noch einmal steigern zu können. Endlich eine Comicverfilmung, die hält, was sie verspricht.
Spider-Man: Across the Spider-Verse
- Genre:
- Animationsfilm
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- USA
- Regie:
- Joaquim Dos Santos, Kemp Powers und Justin K. Thompson
- Länge:
- 140 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahre
- Kinostart:
- ab 1. Juni 2023