"Stille Helden": Leise Nächstenliebe gelebt
Vom Suchen und Finden
Die Berliner Gedenkstätte "Stille Helden" beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit diesen Helden des Alltags. Im Durchschnitt hätte ein Verfolgter 20 Helfer gebraucht, manche hätten nur einen gehabt, andere bis zu 80, sagt Barbara Schieb von der Gedenkstätte.
Im Laufe der Jahre werden zudem immer weitere Schicksale bekannt. Die Jüdin Maja Resnikowa aus der Ukraine beispielsweise machte sich auf die Suche nach ihrem Retter. Ein deutscher Wehrmachtssoldat hatte sich 1942 dafür eingesetzt, dass sie, ihre Mutter und Schwester aus einem Gestapo-Gefängnis freikamen und untertauchen konnten. Dieser Mann habe ihnen drei Leben geschenkt, sagt die 91-Jährige heute. Der Wehrmachtssoldat war Heinz Diederichs aus Mecklenburg. Erzählt hat er davon nie. Sohn Horst erfuhr davon erst nach dem Tod seines Vaters.
Mutig und in Gefahr
Auch Marlene Ohse erfuhr erst 1987, dass die junge Rosemarie Dessauer Jüdin war. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte sich an die mittlerweile in Schwerin lebende Gerda Voss gewandt und wollte wissen, ob sie damals einer Jüdin geholfen habe. Sie habe einfach nicht anders handeln können - auch wenn die Familie deshalb in Gefahr war. In dem Fall sah sogar der Bürgermeister - ein NSDAP-Mitglied - weg und zeigte die Familie Voss nicht an.
Den Gaedts drohte hingegen eine Verhaftung. Die Sekretärin des Bürgermeisters hatte Anfang 1945 ein offizielles Schreiben zurückgehalten.
Die in Bützow untergetauchte Irene Greiner zog nach Kriegsende zunächst mit ihren Kindern und Mann wieder zurück nach Leipzig, später nach Westdeutschland. Gertrud Birnbaum konnte bis zu ihrem Tod wieder in Niedersachsen als Apothekerin arbeiten. Was aus Luise Balmberger wurde, ist nicht bekannt. Rosemarie Dessauer immigrierte in die USA.
- Teil 1: Helfen ohne Scheu
- Teil 2: Vom Suchen und Finden
