VIDEO: "Gruß an Bord" des Schulschiffs "Thor Heyerdahl" (2 Min)

"Thor Heyerdahl": Das schwimmende Klassenzimmer

Stand: 09.01.2025 10:45 Uhr

Jahrzehntelang befährt das Frachtschiff "Tinka" die Weltmeere - bevor es unter dem Namen des norwegischen Forschers und Abenteurers Thor Heyerdahl zu neuen Ufern aufbricht. Das schweißt Schülerinnen und Schüler zu Crews zusammen.

"Tinka" heißt das Schiff, das 1930 im niederländischen Westerbroek vom Stapel läuft. Das Stahlrumpf-Motorschiff mit Hilfsbesegelung dient zunächst als Frachter. Heimathafen ist Hamburg, Ziele sind Südafrika und die Karibik. 1951 wird das Schiff mitschiffs um einige Meter verlängert, um rund 300 Tonnen mehr Fracht transportieren zu können. Bis 1979 ist das Frachtschiff in Dienst. Mehrfach wechseln die Namen: Aus "Tinka" wird "Silke", dann "Marga Henning". Zuletzt fährt es als "Minnow" unter Panama-Flagge.

Ein Abenteurer steht Pate

1979 kaufen zwei deutsche Segelliebhaber das Schiff und lassen es in den folgenden vier Jahren zu einem Dreimast-Toppsegelschoner umbauen. Einer der neuen Eigner, Detlef Soitzek, hatte zuvor als Navigator an einer Schilfboot-Expedition des norwegischen Abenteurers Thor Heyerdahl teilgenommen. Er schlägt vor, das Schiff nach seinem ehemaligen Expeditionsleiter zu benennen. Heyerdahl selbst gefällt die Idee. Er übernimmt die Patenschaft für den Jugendsegler und tauft ihn.

"Klassenzimmer unter Segeln": Sechs Monate auf See

Ab 1983 ist die "Thor Heyerdahl" im Auftrag einer gemeinnützigen Fördergesellschaft als Schulschiff der besonderen Art unterwegs: Erlebnispädagogik steht im Mittelpunkt der Reisen. Auf dem Schiff können die Jugendlichen Selbstständigkeit, Verantwortung und Teamgeist erlernen und stehen vor völlig neuen Herausforderungen. Neben regelmäßigen Jugendregatten bietet die "Thor Heyerdahl" Schülern ein spezielles Programm an: In der "Summerschool" segeln die Jugendlichen drei Wochen über Nord- und Ostsee.

Beim "Klassenzimmer unter Segeln" sind die Zehntklässler sogar etwas mehr als sechs Monate auf der "Thor Heyerdahl" unterwegs: Die Route führt sie von Deutschland über den Atlantik in die Karibik und wieder zurück. Die Kosten für den Törn betragen für 2025/2025 pro Person rund 3.770 Euro monatlich - also insgesamt fast 25.000 Euro. Es besteht die Möglichkeit zinslose Darlehen oder ein Stipendium in Anspruch zu nehmen.

Über den Atlantik nach Guatemala und Kuba

Gemeinsam mit Crew und Lehrern bilden die Schüler eine Bordgemeinschaft. Neben der Arbeit auf dem Schiff findet an Bord normaler Schulunterricht statt. Mehrwöchige Landaufenthalte in Guatemala, Costa Rica und Kuba ergänzen das Programm.

Von 2007 bis 2009 kann die "Thor Heyerdahl" nicht auf große Fahrt gehen: Das Schiff wird in Kiel komplett saniert und nach den neuen Sicherheitsbestimmungen modernisiert.

Trotz Corona: Die "Thor Heyerdahl" fährt weiter

In der Corona-Zeit ist auch für die Besatzung der "Thor Heyerdahl" vieles anders. Den Ausbruch der Pandemie erlebt sie auf hoher See. Während sich das Virus im Frühjahr 2020 weltweit ausbreitet, werden Landgänge für die Schülerinnen und Schüler gestrichen. 47 Tage lang bleiben sie ohne Unterbrechung an Bord. Beim Einlaufen in Kiel ist die Freude über das Wiedersehen mit den Familien umso größer. Anschließend finden die weiteren Fahrten unter den damals geltenden Hygienebestimmungen statt. Nachdem die Pandemie als beendet betrachtet wird, erfolgen die Törns wieder wie früher.

Technische Schiffsdaten

Baujahr: 1930
Gesamtlänge: 49,83 Meter
Breite: 6,52 Meter
Maximale Masthöhe: 29 Meter
Tiefgang: 2,55 Meter
Segelfläche: 830 Quadratmeter
Nation: Deutschland
Heimathafen: Kiel
Eigner: Segelschiff Thor Heyerdahl gemeinnützige Fördergesellschaft mbH

Weitere Informationen
Die Thor Heyerdahl auf See. © NDR

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Seiten eines Kalenders © Fotolia_80740401_Igor Negovelov
AUDIO: Thor Heyerdahl wird 100 (15 Min)

Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 07.01.2025 | 19:30 Uhr

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