Endstation Heimathafen: Die Geschichte der "Peking"

Stand: 08.12.2023 14:20 Uhr

Eine stählerne Legende ist wieder zu Hause: 1911 in Hamburg gebaut, fährt die "Peking" bis 1932 als Frachtsegler über die Meere. Ab 1974 liegt sie als Museumsschiff in New York. Seit 2020 ist die "Peking" zurück in ihrem Heimathafen.

"Das ist maritime Geschichte, die ins Herz des Hamburger Hafens zurückkehrt", erklärt Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bei der Rückkehr der "Peking" nach Hamburg am 7. September 2020. Der einstige Frachtsegler wird aufwändig restauriert und kann inzwischen auf geführten Rundgängen besichtigt werden (mittwochs bis sonntags). Die Führung dauert etwa eine Stunde.

Im Juli 2017 war die Viermastbark nach 85 Jahren in der Fremde aus New York nach Deutschland zurückgeholt worden. In einem schwimmendem Dockschiff überquert der nicht mehr seetüchtige Windjammer den Atlantik und wird in den vergangenen Jahren in der schleswig-holsteinischen Peters Werft in Wewelsfleth restauriert.

Flying P-Liner der Reederei F. Laeisz

Der Frachtsegler "Peking" ist einer von weltweit nur noch vier existierenden Flying P-Linern der Reederei F. Laeisz. Außer ihr gibt es nur noch die Schwesternschiffe "Pommern" im finnischen Mariehamn, die "Passat" in Travemünde sowie die ehemalige "Padua". Diese ist heute als russisches Schulschiff "Kruzenshtern" unterwegs und als einziges der vier Schiffe noch voll fahrtüchtig. Ein weiteres Schwesterschiff, die "Pamir", ist 1957 in einem Hurrikan gesunken.

"Peking" gebaut für den Überseehandel

Erbaut wird die "Peking" bei der Hamburger Werft Blohm + Voss, wo sie am 25. Februar 1911 vom Stapel läuft. Mit 115 Metern Länge ist sie damals eines der größten Segelschiffe der Welt. Ab 1912 wird die stählerne Bark, die rund 5.300 Tonnen Ladung transportieren kann, im Salpeter-Handel mit Chile eingesetzt, doch dort bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 festgesetzt.

Die Großsegler "Priwall", Padua" und "Peking" 1928 im Hamburger Hafen. © akg
Drei Flying-P-Liner liegen 1928 hintereinander im Hamburger Hafen: die "Priwall", die "Padua" und - ganz hinten - die "Peking".

Nach Kriegsende kommt die "Peking" zunächst nach London, 1921 dann als Reparationszahlung nach Italien. Von dort kauft die Reederei F. Laeisz das Schiff zwei Jahre später zurück und setzt es erneut als Frachtsegler auf der Hamburg-Chile-Route ein. Insgesamt 34 Mal umrundet das Schiff das legendäre Kap Hoorn an der Südspitze Südamerikas. Auf einer dieser Reisen filmt der Abenteurer und Dokumentarfilmer Irving McClure Johnson im Jahr 1929 die spektakuläre Umseglung des Kaps unter extrem stürmischen Bedingungen - ein beeindruckendes historisches Dokument.

Von Hamburg nach England und weiter nach New York

Doch die Konkurrenz durch die Dampfschifffahrt wächst, die Frachtsegler sind immer weniger rentabel. Zusätzlich macht die Wirtschaftskrise der Reederei Anfang der 1930er-Jahre zu schaffen. 1932 trennt sie sich von der "Peking" und verkauft das Schiff nach England. Dort liegt es unter dem neuen Namen "Arethusa" als stationäres, also nicht mehr fahrendes Schulschiff im ostenglischen Upnor vor Anker. Während des Zweiten Weltkriegs wird es zwischenzeitlich von der britischen Navy nach Westengland gebracht, liegt aber ab 1945 wieder in Upnor. Da das Schiff nicht mehr in See sticht, wird es im Gegensatz zu etlichen anderen Großseglern weder mit einem Motor ausgestattet noch in anderer Weise modernisiert.

Das Traditionsschiff "Peking" © NDR Foto: Kerstin von Stürmer
Mehr als 40 Jahre lang lag die "Peking" in Manhattan vor Anker.

1974 verkaufen die britischen Eigner das Schiff an das South Street Seaport Museum nach New York. Dort liegt es unter seinem ursprünglichen Namen "Peking" mehr als 40 Jahre als Museumsschiff auf dem East River. Da das Museum für die Restaurierung der Viermastbark kein Geld übrig hat, verfällt die "Peking" über die Jahre zusehends.

Zur Restaurierung drei Jahre in Wewelsfleth

2002 verhandeln Mitglieder des Vereins "Peking-Freunde" erstmals mit dem Museum in New York über eine Rückführung des Schiffs nach Hamburg. Doch das Museum fordert erst einen sehr hohen Kaufpreis, dann fehlen Geldgeber für die dringend notwendige Restaurierung.

Im Frühjahr 2015 kündigt das Museum an, der Liegeplatz der "Peking" werde geräumt - und will das Schiff verschenken. Daraufhin kommt Bewegung in die Sache. Der Bund erklärt sich schließlich bereit, rund 26 Millionen Euro für den Transport des Schiffes nach Deutschland, seine Restaurierung sowie die Einrichtung eines Liegeplatzes im Hamburger Hafen zur Verfügung zu stellen. Im Sommer 2017 wird die "Peking" per Dockschiff nach Deutschland überführt. Am 2. August 2017 erreicht sie die Peters-Werft in Wewelsfleth bei Brunsbüttel. Dort wird sie aufwendig für insgesamt 38,5 Millionen Euro restauriert. Nach zwei Jahren verlässt sie frisch lackiert das Trockendock. Im Mai 2020 sind auch die restlichen Restaurierungsarbeiten abgeschlossen.

Liegeplatz gegenüber der Elbphilharmonie

Am 7. September 2020 absolviert die "Peking" ihre vorerst letzte Reise: Von der Werft in Wewelsfleth wird die historische Viermastbark nach Hamburg verholt - zurück in ihren Heimathafen und empfangen von zig Begleitschiffen, mit Wasserfontänen und einem Typhonkonzert. An ihrem vorläufigen Liegeplatz am Bremer Kai im Hansahafen wird der Großsegler derzeit für die zukünftige Nutzung als Museum ausgerüstet. So hat das Schiff etwa im Dezember 2023 einen originalgetreuen Anker bekommen, der vom Schwesterschiff "Pamir" stammt.

Ihren endgültigen Liegeplatz soll die "Peking" später gegenüber der Elbphilharmonie erhalten. Dort wird der Segler zu einem der zentralen Objekte des Deutschen Hafenmuseums auf dem Kleinen Grasbrook.

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Der neu angebrachte Anker der Viermasterbark und Museumschiff "Peking" ist neben dem Namensschriftzug auf dem Rumpf im Museumshafen in Hamburg zu sehen. Der Anker kommt vom 1957 gesunkenen Schwesterschiff "Pamir". © picture alliance / dpa Foto: Gregor Fischer

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die nordstory | 26.10.2021 | 15:00 Uhr

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