"Kultur für alle" - die Hamburger Fabrik
Rechtsradikaler Brandanschlag?
Doch dann kommt das Unheil: In der Nacht zum 11. Februar 1977 brennt die Fabrik bis auf die Grundmauern nieder. Die Brandursache ist bis heute nicht geklärt. Horst Dietrich vermutet Brandstiftung. Noch heute hält sich beharrlich das Gerücht eines Anschlags von Rechtsextremen. Einen Tag nach der Katastrophe pinselt Dietrich auf die rußgeschwärzten Außenmauern die Parole: "Wir machen weiter!". Für die Kultur in Hamburg wird der Wiederaufbau der Fabrik zur Ehrensache. Schnell finden sich Geldgeber und der Senat hilft. Der Architekt Volkwin Marg konzipiert einen feuerfesten Nachbau des Originals. Der Wiederaufbau kostet fünf Millionen Mark. Eine Firma stiftet einen 15 Tonnen schweren Lastkran, der seitdem als Wahrzeichen auf dem Dach der Fabrik ins Auge fällt. Am 28. September 1979 wird die Kulturstätte mit einem dreitägigen Fest wiedereröffnet.
Schwierige Jahre
Die neu errichtete Fabrik besticht durch ihre kirchenschiffartige, hohe Halle und die Holzträgerkonstruktion. Umlaufende Galerien auf zwei Etagen sorgen für einen guten Blick auf das Treiben in der Halle und auf der Bühne. Doch die Gagen für Musiker steigen und somit auch die Preise für Konzerte. Die Praxis, den Eintritt gering zu halten, lässt sich nicht mehr fortsetzen. Auch die Hamburger Szene wandelt sich. Zusätzlich bekommt die Fabrik als Konzert-Location mit der Markthalle einen Konkurrenten.
Stiftung sichert Kinder- und Jugendbetreuung
Die Fabrik finanziert sich mit den Einnahmen aus den Veranstaltungen und der Gastronomie. Außerdem wird sie von der Hamburger Kulturbehörde bezuschusst. Doch seit der Gründung plagen die Institution Geldsorgen. Nachdem das Zentrum zum wiederholten Male städtische Kürzungen schlucken muss, wird es im Sommer 2006 in die Fabrik-Stiftung umgewandelt. Mit ihrer Gründung soll zum einen das kulturelle Angebot gestützt und ausgebaut und zum anderen die kostenlose Kinder- und Jugendarbeit für die Zukunft gesichert werden. Zum Glück stellt ein anonymer Hamburger 800.000 Euro zum Stiftungskapital bereit. Ferner gründet sich der Freundeskreis Fabrik e.V., um die Förderer zu bündeln. Vorsitzender ist der Musiker Gottfried Böttger. Gegenwärtig unterstützt die Kulturbehörde die Institution mit fast 550.000 Euro jährlich, was rund 20 Prozent des Haushalts der Fabrik ausmacht.
Prominenz aus Musik und Politik unter den Gästen
Grandiose Musiker wie Miles Davis, Chet Baker und Gil Scott Heron hatten unvergessene Auftritte in dem Kulturzentrum. Udo Lindenberg war Dauergast und die legendäre Hamburger Szene wurde in der Fabrik mit geboren. Aber auch bekannte Politiker kamen in das Haus an der Barnerstraße, zum Beispiel die Altkanzler Willy Brandt und Gerhard Schröder. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz erinnert sich: "Für mich ist die Fabrik auch ein Ort, wo ich auf beeindruckende Weise Politik erlebt habe".
Karte: Die Fabrik in Hamburg-Altona
- Teil 1: Kultur nicht nur für Schlips- und Kragenträger
- Teil 2: Schwierige Jahre und Geldsorgen