Zeitschriften in der DDR
Das Zeitschriftenangebot der DDR umfasste alle Sparten, von der parteioffiziellen Wochenzeitung über Mode- und Jugendzeitschriften bis hin zu Ratgeber- und Frauenillustrierten. Dabei waren Leserkreis und Beliebtheitsgrad äußerst unterschiedlich. Galten manche Periodika wie zum Beispiel die SED-Theorie-Zeitschrift "Einheit", die SED-Mitglieder mit Argumenten versorgen und die offizielle Interpretation des Marxismus-Leninismus weitergeben sollte, als ausgesprochene Staubfänger, weil sie als Pflichtlektüre nicht auf großen Enthusiasmus stießen, waren andere Titel nur unter der Ladentheke zu bekommen - die Auflagen ließen die Nachfrage regelmäßig unbefriedigt.
"Magazin": Abwechslungsreiche Lektüre jenseits der Politik
Dazu zählten Illustrierte wie das "Magazin", das in aufgelockerter Weise über Kultur, Zeitgeschehen und Mode berichtete und darüber hinaus eine der wenigen Zeitschriften der DDR war, die Nacktfotos brachte. Das Magazin wurde bereits 1924 als Frauenzeitschrift verlegt, 1941 eingestellt und war dann ab 1954 als "Das Magazin" wieder im Handel. Die monatlich erscheinende Zeitschrift wollte niveauvoll unterhalten und den Geschmack bilden. Reportagen, Porträts, Einrichtungs- und Modetipps, erotische Erzählungen und Aktfotografie machten es zu einer abwechslungsreichen Lektüre jenseits der Politik. Im freien Verkauf gelang es einem nur selten, ein Exemplar zu ergattern. Zum Markenzeichen des Magazins wurde der Kater in den Zeichnungen des Grafikers Werner Klemke. Manche Zeitschriften waren so begehrt, dass man ihre Abonnements angeblich vererbt hat, um der nachfolgenden Generation das Beziehen auch über den eigenen Tod hinaus zu ermöglichen.
30 Zeitschriften von Ideologie bis Lebenshilfe
Etwa 30 Illustrierte, Wochen- und Monatszeitungen gab es in der DDR, ihre Gesamtauflage betrug in den 80er-Jahren rund neun Million Exemplare. Ein Auswahl der wichtigsten Blätter:
- Zu den wichtigsten Wochenzeitungen gehörten der "Sonntag", das kulturpolitische Organ des Kulturbundes und die "Wochenpost", das mit 2,2 Millionen Exemplaren größte Blatt. Die erste "Wochenpost" erschien Weihnachten 1953. Sie knüpfte an die Tradition der in den 20er-Jahren verlegten "Grünen Post" an. Das Blatt bot einen bunten Mix aus Unterhaltung und Information, pflegte Genres, die in anderen Medien vernachlässigt wurden. Legendär waren Rudi Hirschs Gerichtsberichte auf der letzten Seite.
- Die "Neue Berliner Illustrierte" (NBI) brachte zahlreiche bebilderte Berichte aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens der DDR. Die NBI war mit einer durchschnittlichen Auflagenhöhe von 726.000 Exemplaren die meistgelesene Wochenzeitschrift der DDR. Da die Auflagenhöhe an einem bestimmten Papierkontingent festgeschrieben war, konnte die Nachfrage auch hier nur selten gedeckt werden.
- Das "Neue Deutschland", eine Tageszeitung, war das Organ des Zentralkomitees der SED und publizierte die offiziellen Ansichten der SED. Für SED-Mitglieder eine Pflichtlektüre.
- Der humoristisch-satirische "Eulenspiegel" (Auflage etwa 400.000 Exemplare) griff in manchmal beißender Weise Missstände auf und war trotz offizieller Duldung und Förderung als Ventil für den Unmut der Bevölkerung immer in der Gefahr, von der Medienaufsicht aus dem Verkehr gezogen zu werden, wenn die kritischen Töne zu scharf wurden. Mehrmals wurden ganze Ausgaben vor der Auslieferung eingestampft.
- "Die Weltbühne", eine Wochenzeitschrift für Wirtschaft, Kunst und Politik, brachte es auf 30.000 Exemplare.
- Der "horizont", ein ab 1983 nur noch monatlich erscheinendes Blatt für internationale Politik, hatte eine Auflage von etwa 100.000 Exemplaren.
- Begehrteste Illustrierte war die Rundfunk-Illustrierte "FF dabei". Ihre Auflage von 1,5 Millionen konnte den großen Bedarf nicht decken. "Für Dich", die DDR-Frauenzeitschrift, brachte es auf eine Auflage von knapp einer Millionen Exemplare.
- Zeichner Hannes Hegen ist als Schöpfer der Digedags eine Ikone der Comicfreunde. Monatlich nahmen Dig, Dag und Digedag die Leser der Zeitschrift "Mosaik" mit auf ihre Reisen. Als Hegen aus dem Projekt ausschied, wurden die Digedags von den Abrafaxen abgelöst.
- "Neues Leben" war der Titel eines Jugendmagazins, das im gleichnamigen Verlag der FDJ erschien. Zunächst war das Blatt 1945 als Schulungsblatt für FDJ-Funktionäre gegründet worden. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein gefragtes Monatsmagazin mit Themen von Mode bis Musik. Durch bunte Vielfalt und lockere Sprache war das Heft heiß begehrt.
- Die "Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft" gab die illustrierte "Freie Welt" heraus, die vor allem über Themen aus dem Verhältnis von DDR und Sowjetunion sowie zu anderen Ländern des Warschauer Paktes berichtete.
- Die "Pramo", die "Praktische Mode" aus dem Verlag für die Frau, war für Frauen gedacht, die selbst schneiderten. Zu jeder Ausgabe gehörten mehrere Schnittmusterbogen.
- Die "Romanzeitung" war eine regelmäßig erscheinende Literaturzeitung. Sie wurde in hoher Auflage und einfacher Ausstattung auf Rotationsmaschinen gedruckt und konnte für wenig Geld am Zeitungskiosk erworben werden.
- Der "Troll" war die älteste und zugleich anspruchsvollste Rätselzeitschrift der DDR. Das monatlich erscheinende Blatt war immer schnell vergriffen. Es kostete 20 Pfennig und konnte mehrere Tage Rätselspaß bescheren.
- Die "Trommel" war eine seit 1958 erscheinende Zeitung für Thälmannpioniere. Über eine kindgerechte Auseinandersetzung mit der Gesellschaft wollte die "Trommel" Einfluss auf die politische Erziehung der Kinder nehmen.
- Urania war zunächst eine Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse der Bereiche Naturwissenschaften, Technik, Medizin und Gesellschaftswissenschaften. Die Urania organisierte Vorträge und Tagungen, ihr Sitz war in Berlin. Außerdem unterhielt sie einen eigenen Verlag, der unter anderem das populärwissenschaftliche Magazin "Urania" herausgab.
- "Guter Rat", die Ratgeber-Zeitschrift schlechthin, gab Tipps zu allen erdenklichen Themen, vom Tapezieren über die Küche bis hin zum Basteln.
Zahlreiche weitere Zeitschriften zu allen Gebieten aus Wissenschaften, Technik, Kultur und Gesellschaft sind in der DDR erschienen. Ihre Verbreitung beschränkte sich auf die natürlichen Lesergruppen ihrer Gebiete.
Kirchenzeitungen mit Sonderstatus
Eine Sonderstellung nahmen die in der DDR erscheinenden Kirchenzeitungen ein. Ihre Herausgeber waren nicht Parteien oder parteinahe Verlage, sondern die Kirchenleitung oder Laiengruppen. Dennoch standen etwa auch die evangelische Zeitschrift "Standpunkt" und die katholische "begegnung" unter dem Einfluss der Ost-CDU. Die verbreitetste Kirchenzeitung war der zunächst zweiwöchentlich, dann wöchentlich erscheinende katholische "Tag des Herrn" mit 100.000 Exemplaren Auflage.
Für Thüringen erschien das evangelische Sonntagsblatt "Glaube und Heimat", "Die Kirche" wurde für Berlin, Görlitz, Greifswald und Magdeburg herausgegeben, in Mecklenburg las man die "Mecklenburgische Kirchenzeitung". "Der Sonntag" der evangelisch-lutherischen Kirche Sachsen war mit 40.000 Exemplaren die auflagenstärkste evangelische Zeitschrift. Das "Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinde von Berlin und des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik" erschien viermal jährlich seit den 60er-Jahren und stand der SED nahe.
Quelle: www.mdr.de/damals