Gedenkstätte Wöbbelin - Lichter Ort mit dunkler Vergangenheit
Das Konzentrationslager Wöbbelin bei Ludwigslust existierte nur zehn Wochen. Bis zu seiner Befreiung am 2. Mai 1945 starben in diesem Außenlager des KZ Neuengamme über 1.000 Häftlinge. Das neu gestaltete Gelände wurde am 24. Juni offiziell eröffnet.
Bereits seit 2005 existiert direkt an der Landesstraße einen Gedenkplatz, der an die Opfer des Konzentrationslagers Wöbbelin erinnert. In den vergangenen Monaten wurde der hintere Teil, in dem 1945 die Häftlingsbaracken standen, neugestaltet. Sie sind schon von Weitem zu sehen - mehrere weiße Stelen im Wald. "Es sind riesige Dimensionen, in denen diese Lagergebäude errichtet wurden. Sie waren im Gelände überhaupt nicht wahrzunehmen. Deswegen haben wir die Ecken mit großen Stelen markiert, wie sie auch von der Mahn- und Gedenkstätte schon an anderer Stelle benutzt werden, um die Raumkubatur der Gebäude darzustellen", erläutert Landschaftsarchitekt Matthias Proske. Das bedeute, wer jetzt an der Anlage vorbeifahre, sehe schon von der Straße aus, dass dort hinten noch irgendwas sein müsse, was vorher überhaupt nicht wahrnehmbar gewesen sei.
Konzentrationslager Wöbbelin "wieder sichtbar machen"
Proske hat sich überlegt, wie das ehemalige Konzentrationslager gewissermaßen wieder sichtbar gemacht werden kann - in Abstimmung mit der Leiterin der Gedenkstätte, Anja Pinnau: "Es gab genau vier Unterkunftseinheiten in dem Steinbarackenlager. Als mehrere Räumungstransporte aus anderen Konzentrationslagern im April 1945 hierher kamen, waren diese Unterkunftsbaracken noch gar nicht fertig gestellt. Im Prinzip stand hier nur der Korpus dieser Baracke, da war kein Fußboden, kein Mobiliar, keine Betten vorhanden, wie man das aus anderen Lagern kannte."
"Die Waschbaracke war der letzte Ort der Entmenschlichung"
Die Häftlinge haben ihre Bettgestelle selbst gebaut oder mitunter auf dem nackten Fußboden geschlafen. Es seien katastrophale Zustände gewesen, beschreibt Pinnau die damalige Situation für die mehr als 5.000 Häftlinge vor Ort. Jetzt kann sich jeder Besucher zumindest vorstellen, wie groß die Baracken waren - nämlich 60 Meter lang und zehn Meter breit. Und genau in der Mitte dieser vier Gebäude stand die Waschbaracke, die allerdings so gar nicht genutzt wurde. "Es gab keine Wasseranschlüsse und in den letzten Tagen vor der Befreiung des Lagers wurden dort Leichen unwürdig aufgestapelt. Die Waschbaracke war der letzte Ort der Entmenschlichung für die Inhaftierten", so Pinnau weiter. Deshalb ist dieser Ort auch besonders dargestellt. Er sei naturbelassen, erhaben, habe keine Eckmarkierung. Durch die Bauarbeiten sei die komplette Baracke als Fundament freigelegt worden. Das sei vorher nicht so ersichtlich gewesen, sagt Pinnau.
Kontrast von Licht und Dunkelheit verdeutlichen
Während innerhalb des Fundaments der Waschbaracke Erde, Bäume und alle Pflanzen nicht abgetragen wurden, der Wald also in seinem Zustand bleibt, erhielten die beiden hinteren Baracken eine gesonderte Bepflanzung mit Stechpalmen. Diese wachsen in den kommenden Jahren bis zu zwei Meter hoch und bilden einen dichten Teppich innerhalb der Stelen. Darüber hinaus bekam das gesamte Gelände neue Gehwege, die behindertengerecht angelegt sind. Landschaftsarchitekt Matthias Proske hat sich außerdem zu den Bäumen, die hier stehen, Gedanken gemacht: "Wir sind dann, nach vielen Begehungen - auch mit der Mahn- und Gedenkstätte in Wöbbelin - so vorgegangen, dass wir den vorderen Teil des Waldes ein wenig ausgelichtet haben." Der vordere Teil bestand auch früher schon aus Birken, einer eher hellen Baumart. Die dunkleren Kiefern wurden in diesem Bereich entnommen. Im hinteren Bereich, wo die Baracken standen, stehen auch heute überwiegend Kiefern - "um sozusagen vom Licht aus immer weiter ins Dunkle vorzudringen, in Richtung des Bösen", erläutert Proske das Konzept.
"Letzte Hölle ihrer Deportationsgeschichte"
Überlebende des Konzentrationslagers berichteten, dass Wöbbelin die letzte Hölle ihrer Deportationsgeschichte war, erzählt Pinnau. Diejenigen, die im Lager zu Tode kamen, sind 1945 nach Ende des Zweiten Weltkrieges unter anderem in Schwerin, Ludwigslust, Hagenow und auch in Wöbbelin beerdigt worden.