Als der Winter auf den Inseln eisig war
Ab Mitte November 1962 hatte der sogenannte Eiswinter Europa fest im Griff, sorgte drei Monate lang für Temperaturen von bis zu minus 20 Grad und für arktische Eislandschaften im Wattenmeer. Und dafür, dass fünf der sieben Ostfriesischen Inseln monatelang ausschließlich per Hubschrauber versorgt werden konnten.
Vier Hubschrauber im Dauereinsatz
Heino Comien kann sich noch genau an diese Zeit erinnern: "Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Juist und Baltrum waren zum Ende des Jahres 1962 komplett von Eis eingeschlossen", erzählt der Baltrumer. Ab den Weihnachtstagen kam kein Schiff mehr durch die zugefrorene Nordsee, die Vorräte wurden knapp. Auf Baltrum wurde es den Insulanern auch in den Häusern zu kalt, "und somit musste dann durch die Bundeswehr-Hubschrauber in 200-Liter-Fässern jede Menge Heizöl eingeflogen werden", so Comien. Vier Hubschrauber vom Heeresfliegerbataillon 100 waren im Einsatz, von Januar bis März 1963 versorgten sie die Insulaner mit dem Notwendigsten.
Wichtigste Güter: Heizöl, Lebensmittel und die Post
"Jeder Insel standen in dieser Zeit zwei Flugtage pro Woche zu", erinnert sich der Pilot Dieter Weßler. Damals sei der Flugplatz in Wittmund gerade erst gebaut gewesen - "nutzbar nach allen Richtungen, aber eröffnet war er noch nicht", so Weßler. Das sei ganz gut gewesen, denn so sei außer den Hubschraubern der Luftwaffe niemand unterwegs gewesen. Neben Heizöl und Lebensmitteln war die Post wichtig für die Insulaner - wegen der Gästebuchungen für die Ferien: "Damals kamen die Anfragen per Post vor allem bereits im Januar und Februar", erzählt der Baltrumer Comien. "Wenn die potentiellen Gäste wochenlang auf eine Antwort hätten warten müssen, wäre es problematisch geworden."
Bierfässer in Postsäcken
Was in Postsäcke sonst noch so alles reingeht, haben die Insulaner festgestellt, als der Durst am größten war: "Anfang Februar gab's kein Bier mehr auf Baltrum", erzählt Comien. "Und dann hat man auf etwas seltsame Weise Bierfässer und Schnapskisten in Postsäcken in Neßmersiel in die Hubschrauber gepackt." Die Soldaten hätten die ganze Zeit über mehr als nur ein Auge zugedrückt, erinnert sich Pilot Rudolf Humme: "Wir haben uns alle gut verstanden. Wir wussten auch nicht, wenn die eingeladen haben, was da drin war in ihren Kartons. Die hätten uns alles unterschieben können - inklusive Sprengstoff."