Flughafen Hamburg in den 1950er-Jahren © Michael Penner

Der Hamburger Flughafen: Von Z wie Zeppelin bis A wie Airbus

Stand: 24.04.2024 10:50 Uhr

Am 10. Januar 1911 entsteht nahe dem Dorf Fuhlsbüttel die erste Luftschiffhalle. Die Zeppeline werden schnell von Flugzeugen abgelöst. Heute ist der Flughafen ein internationaler Airport mit vielen Millionen Reisenden.

von Axel Franz

Hamburg, 10. Januar 1911, ein Dienstag: Kaufleute und Politiker treffen sich, um die Basis für ein Projekt zu schaffen, dessen stürmische Entwicklung sie kaum erahnen können: Sie gründen die Hamburger Luftschiffhallen GmbH. Damit beginnt auch die Geschichte des Hamburger Flughafens. Allerdings denken die Männer wie Reeder Alfred Ballin und Kaufmann Edmund Siemers noch nicht an Flugzeuge. Sie sind von der Idee eines Grafen begeistert: Ferdinand von Zeppelin. Der Konstrukteur und Pilot von Luftschiffen hatte knapp ein Jahr zuvor, am 6. März 1910, in der Hansestadt eine Rede gehalten und dafür geworben, Hamburgs führende Rolle in der Schifffahrt auch auf Luftschiffe zu übertragen. Mit Erfolg. Die 685.000 Reichsmark Startkapital der Luftschiffhallen GmbH stammen von vielen Geldgebern und kommen überwiegend aus Anteilsscheinen im Wert von je 1.000 Reichsmark zusammen.

Luftschiffhalle vor den Toren Hamburgs

Erstes Projekt der Gesellschaft ist der Bau einer Luftschiffhalle mit Platz für zwei Zeppeline. Der Standort: ein 44,8 Hektar großes, feuchtes Wiesengelände nahe des Dorfes Fuhlsbüttel vor den Toren Hamburgs. Ein Jahr später steht die Halle. Zur Einweihung gibt es ein Volksfest und als erstes Luftschiff legt die 148 Meter lange "Viktoria Luise" an. Es dauert nicht lange, bis auch Flugzeuge den Landeplatz nutzen. 1913 siedelt sich die Flugschule von Karl Caspar, einem Flugzeug-Pionier, an. In Fuhlsbüttel entstehen weitere Hallen, Werkstätten und Tankanlagen. Doch 1914 stoppt der Erste Weltkrieg den Aufschwung. Das Militär übernimmt die Regie auf dem Flugplatz. Nach Kriegsende werden die Hallen zerstört oder beschlagnahmt.

Linienverkehr nach Berlin

1919 kehrt die zivile Luftfahrt nach Fuhlsbüttel zurück. Im Februar nimmt die Deutsche Luftreederei GmbH (DLR), ein Vorläufer der heutigen Lufthansa, als erste Fluggesellschaft den Linienverkehr auf. Auf der Route nach Berlin fliegen umgebaute Kriegsmaschinen, die nur etwa fünf Passagiere befördern können. Bei Tempo 150 sitzen Fluggäste und Piloten in den Doppeldeckern im Freien - ausgerüstet mit Fliegerkappe, Brille und Schal. Bald folgen weitere innerdeutsche sowie europäische Verbindungen nach Skandinavien, England und Holland. Sie lassen die Passagierzahlen gewaltig steigen: von 5.087 im Jahr 1923 über 17.350 in 1924 auf 57.194 in 1937.

Erstes Abfertigungsgebäude öffnet

Flugtag 1931 auf dem Flughafen Hamburg © Fotoarchiv Flughafen Hamburg
Zu einem Flugtag an Pfingsten 1931 kommen Hunderte Besucher nach Fuhlsbüttel.

In den 20er-Jahren boomt der Flughafen - gemessen am damaligen Verkehrsaufkommen. Befestigte Pisten gibt es zu dieser Zeit nicht. Die Maschinen rollen über Grasflächen, die von Schafen kurz gehalten werden. 1929 öffnet das erste Abfertigungsgebäude für Passagiere und Fracht in Fuhlsbüttel. Auch die Verwaltung sitzt dort, ein Restaurant und eine Aussichtsplattform entstehen. Ab 1935 wird das Gelände in südwestlicher Richtung um fast 100 Hektar auf 220 Hektar erweitert und an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Zu den 22 Zielen, die ab Hamburg angeflogen werden, gehört auch Bagdad. Die 4.050 Kilometer lange Reise dauert mit Zwischenstopps fast 24 Stunden und ist die damals längste Linienflug-Route der Welt. Dann unterbricht erneut ein Krieg die Entwicklung der zivilen Luftfahrt. Die Luftwaffe tarnt die Anlagen in Fuhlsbüttel mit riesigen Matten und Bäumen so gut, dass sie den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstehen.

Betonpiste für die "Rosinenbomber"

Im Mai 1945 übernimmt die britische Royal Air Force den Flughafen und öffnet ihn 1946 wieder für den zivilen Linienverkehr: Hamburg ist zurück auf dem internationalen Flugplan. 1948 wird eilig eine 2.260 Meter lange Landebahn betoniert, um sie für die Luftbrücke der "Rosinenbomber" in das abgeschnittene Berlin nutzen zu können. Die Briten bleiben bis zum 1. Oktober 1950 Hausherren in Fuhlsbüttel, dann geben sie die Verwaltung in deutsche Hände.

Der zivile Luftverkehr kommt rasch wieder in Schwung. In den 50er-Jahren gibt es von Hamburg aus bereits Direktverbindungen nach Übersee. Auf dem Flugplan stehen Ziele wie New York, Nairobi und Hongkong. Die Deutsche Lufthansa schlägt 1955 ein neues Kapitel auf: Die neue gegründete Gesellschaft startet mit einem Flug ab Fuhlsbüttel in den Liniendienst. Die Maschine vom Typ Convair 340 bietet Platz für rund 50 Passagiere und fliegt mit einer Geschwindigkeit von 450 km/h. Gleichzeitig entsteht im südlichen Teil des Hamburger Geländes eine Flugzeug-Werft, der Vorgänger der heutigen Lufthansa-Technik.

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Ein Lufthansa-Mitarbeiter hält einen Regenschirm, während eine Boeing 707 der Lufthansa auf dem Rollfeld des Hamburger Flughafens steht. © imago images

Als das erste Düsenflugzeug in Hamburg landete

Zehntausende strömen am 13. Oktober 1959 zum Flughafen Fuhlsbüttel, um die Landung des ersten Passagier-Düsenfliegers zu erleben. mehr

Düsenantrieb löst den Propeller ab

Die Landung einer Boeing 707 der US-Fluglinie Pan Am läutet 1959 in Hamburg ein neues Zeitalter der Luftfahrt ein: Der Düsenantrieb löst den Propeller ab. Flüge werden schneller und preisgünstiger, die Zahl der Verbindungen steigt. Flugzeuge gehören bald zum alltäglichen Verkehrsmittel, auch für Urlaubsreisen. Der Hamburger Flughafen zählt 1961 erstmals mehr als eine Million Passagiere pro Jahr. Das alte Gebäude von 1929 ist dem Ansturm nicht mehr gewachsen und wird erweitert. Der Frachtbereich bekommt eigene Hallen. Ende der 60er-Jahre ist der Flughafen auf vier Millionen Passagiere ausgelegt.

Zum Vergleich: 2017 werden 17,6 Millionen Passagiere gezählt. Die Corona-Pandemie führt zu einem Einbruch des Aufkommens (2020: 4,5 Millionen), erst nach und nach steigt die Zahl der Fluggäste wieder. 2023 sind es 13,6 Millionen.

Die Ausdehnung stößt an Grenzen

Mit dem zunehmenden Flugbetrieb und der dichteren Besiedlung im Umfeld wird Lärm zum Problem. Prämien für leisere Maschinen und Schutzmaßnahmen wie dichtere Fenster in Wohnungen im Umfeld sollen Abhilfe schaffen. Fuhlsbüttel scheint jedoch für weiteres Wachstum wenig geeignet. So einigen sich Politiker aus Hamburg und Schleswig-Holstein auf einen Flughafen-Neubau in Kaltenkirchen. Schon 1969 liegen erste Pläne vor, doch Bürgerproteste und Streit um die Finanzierung bremsen das Projekt, bis es 1983 offiziell aufgegeben wird. Die Passagierzahlen steigen jedoch kontinuierlich, der Flughafen muss expandieren, kann sich aber kaum noch ausbreiten. Seitdem wächst er auf der bestehenden Fläche. 1993 nimmt ein weiteres Terminal, die heutige Nummer 2, den Betrieb auf.

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Flugzeugbauer Airbus mit seinem Sitz in Hamburg-Finkenwerder ist seit Langem auch in Fuhlsbüttel vertreten. Dort betreibt das Unternehmen ein großes Ersatzteilzentrum, das 120.000 Originalbauteile vorhält.

Terminal 2 des Hamburger Flughafens © Michael Penner
Glas und Stahl prägen die Optik der neuen Flughafen-Gebäude.

Zur Jahrtausendwende wird der Flughafen in "Hamburg Airport" umbenannt. Die Hansestadt holt erste private Miteigentümer in die Flughafen GmbH, die 2001 ein gewaltiges Ausbauprogramm mit einem Finanzvolumen von rund 350 Millionen Euro auflegt: HAM 21. Das ehemalige Empfangsgebäude von 1929 muss weichen. Bis 2005 entsteht das neue, 6.300 Quadratmeter großes Passagier-Terminal 1. Drei Jahre später, am 4. Dezember 2008, wird die "Airport Plaza" eingeweiht. Sie verbindet beide Terminals und präsentiert sich als Bummelmeile mit rund 40 Geschäften sowie zahlreichen gastronomischen Angeboten. Außerdem enthält sie die zentrale Sicherheitskontrolle, zu der seit September 2010 testweise auch die umstrittenen Körperscanner gehören.

Mit der S-Bahn in die City

Im Untergeschoss der Plaza wird Ende 2008 eine S-Bahn-Station eröffnet. So erhält der Flughafen nach jahrelanger Diskussion eine schnelle Verbindung zum Hauptbahnhof und in die Innenstadt. Mit der Eröffnung eines weiteren Parkdecks und eines Hotels ist HAM 21 im Jahr 2009 abgeschlossen, der Airport mit rund 15.000 Beschäftigten fit für seine derzeit jährlich rund 15 Millionen Fluggäste. Im Norden steht der Hamburg Airport damit an der Spitze, bundesweit auf Rang fünf.

Das Ende des Ausbaus ist das jedoch nicht. 2016 öffnet ein neues Luftfrachtzentrum, das auf einer bisherigen Parkplatzfläche im südlichen Teil des Geländes gebaut wurde. Außerdem werden zwei Gates in ausreichender Größe für den Airbus A380 errichtet. Die Kapazitäten verdoppeln sich auf bis zu 150.000 Tonnen Fracht pro Jahr. Und einen neuen Namen trägt der Flughafen jetzt auch: Hamburg Airport Helmut Schmidt - in Erinnerung an den Altkanzler und Ehrenbürger Hamburgs.    

Karte: Flughafen Hamburg

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 10.01.2021 | 19:30 Uhr

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