Büsum: Früher eine Fischer-Insel, seit 1949 ein Heilbad
Seit dem 1. Juli 1837 ist Büsum offiziell Nordseebad, seit dem 11. Juni 1949 staatlich anerkanntes Heilbad. Doch seine Geschichte ist viel älter. Einst war der heutige Ferienort eine Insel - und gewährte sogar einem Seeräuber Unterschlupf.
Ein lebendiger Hafen, ein Grün- und ein Sandstrand, seichtes Nordseewasser - und das alles bequem erreichbar per Bahn und Auto. Büsum gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen an der schleswig-holsteinischen Nordsee. Kaum vorstellbar, dass das Seebad einst nicht auf dem Festland lag, sondern eine Insel vor Dithmarschen war.
Sturmfluten im 14., 15. und 16. Jahrhundert veränderten den Ort für immer: Im Süden spülten die Fluten Inselland fort, im Norden dagegen schwemmten sie Schlick an. Auf diese Weise näherte sich die Insel Büsum dem Festland so weit an, dass es 1585 gelang, einen Damm dorthin zu bauen. Durch Eindeichungen in der Folgezeit verlor Büsum endgültig seinen Inselcharakter.
Ein Pirat schenkt Büsum ein Taufbecken
Aus der Zeit, in der Büsum noch eine Insel war, stammt die kleine Fischerkirche, die nach dem Schutzheiligen der Schiffer, Fischer und Küstenbewohner, dem heiligen Clemens, benannt ist. Die weiß gestrichene Kirche mit ihrem Dachreiter wurde 1552 erbaut. Das bronzene Taufbecken aus dem 13. Jahrhundert soll der Seeräuber Cord Widderich im 15. Jahrhundert von der Insel Pellworm geraubt und den Büsumern geschenkt haben - als Dank dafür, dass die Bewohner ihm Unterschlupf gewährt hatten.
1818: Erste Badekarren im Fischerdorf
Über Jahrhunderte lebten die Büsumer hauptsächlich vom Fischfang und der Landwirtschaft. Im 19. Jahrhundert kam der Fremdenverkehr als neue Einnahmequelle hinzu: Der seichte Nordseestrand zog immer mehr Besucher an. Ab 1818 ließen die Büsumer erste Badekarren aufstellen. Später ersetzten sie die Karren durch stabilere Badehäuschen, die weniger flutgefährdet waren. Der Nordseetourismus kam in Schwung. Am 1. Juli 1837 erschien erstmals ein Bericht in der "Dithmarsischen Zeitung", der Büsum als Seebad würdigte. Dieses Datum gilt heute als Gründungsjahr des Seebades.
Die Eisenbahn kommt nach Büsum
Die Anreise war damals noch alles andere als bequem. Mit der Kutsche dauerte sie von Hamburg aus drei Tage. Im Jahr 1883 erhielt Büsum, als erstes Seebad Deutschlands, eine Bahnstation - ein gewaltiger Schritt für den Ferienort: Mit der verbesserten Verkehrsanbindung des Ortes nahm die Bedeutung des Fremdenverkehrs für Büsum stark zu. 1890 erschien ein erster Werbeprospekt für das Seebad, 1896 begann Büsum damit, eine Kurtaxe zu erheben. Ende des 19. Jahrhunderts zählte der Ort bereits 8.500 Übernachtungen pro Jahr. Zugleich boomte die Krabbenfischerei: Ab 1890 siedelte sich eine große Krabbenkutterflotte an. Büsumer Krabben wurden zum Markenzeichen.
Seit 1949 staatlich anerkanntes Heilbad
1897 wurde Büsum dem Mitglied im Verband Deutscher Nordseebäder. In der Folge ließ man neue Hotels und Pensionen bauen. Im Jahr 1911 wurden mehr als 6.000 Gäste registriert. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden das erste Aquarium, Jugendherberge, Lesehalle und ein Tennisplatz. Während der Nazi-Zeit schickte die NS-Organisation Kraft durch Freude viele Urlauber nach Büsum. So wurden 1937 rund 12.000 Kur- und KdF-Gäste gezählt. Der Zweite Weltkrieg stellte eine Zäsur dar. Nach dem Krieg erholten sich aber nicht nur die Gäste wieder, sondern auch der Tourismus insgesamt. Am 11. Juni 1949 wurde Büsum staatlich anerkanntes Nordseeheilbad. Ab den 1950er-Jahren stiegen die Besucherzahlen an.
Baden, Wattwandern, promenieren
Bis heute prägen die Krabbenkutter - neben Seenotkreuzern, Museums- und Ausflugsschiffen - das Hafenbild. Krabbenbrötchen essen, Wattwandern und Baden in der seichten Nordsee - diese Mischung zieht jedes Jahr Hunderttausende Gäste an. In den vergangenen Jahren wurde einiges dafür getan, damit sich die Touristen noch wohler fühlen. Moderne Hotels und Restaurants haben direkt an der Wasserlinie Einzug gehalten. Und Wassersportler erfreuen sich an der neu gestalteten Lagune. An die Zeit, als Büsum Piraten bei sich aufnahm, erinnert heute allerdings kaum noch etwas.