Aurich: Niedersachsens kleinstes Gefängnis schloss vor zehn Jahren
Nach 114 Jahren Betriebszeit wurde die JVA Aurich Ende 2014 dichtgemacht. Das kleinste Gefängnis Niedersachsens entsprach nicht mehr den Sicherheitsstandards. Eine Sanierung hätte 4,9 Millionen Euro gekostet.
Am 31. Dezember 2014 war offiziell Schluss: Die Justizvollzugsanstalt Aurich - eine Nebenstelle der Hauptanstalt Meppen im Landkreis Emsland - hatte nach 114 Jahren Betriebszeit ausgedient. Die Investitionskosten seien zu hoch gewesen, um die JVA den damals aktuellen Sicherheitsanforderungen anzupassen, sagte ein Sprecher des Justizministeriums in Hannover. Die Kosten dafür hätten sich auf 4,9 Millionen Euro belaufen.
Entbehrlich und unwirtschaftlich
Die Abteilung Aurich diente der Unterbringung von Untersuchungshaftgefangenen. Weil deren Zahl in den vergangenen Jahren aber gering war, wurde die JVA auch mit Strafgefangenen belegt. Die damalige Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) teilte am 18. Dezember 2014 mit: "Die Abteilung Aurich ist vollzuglich entbehrlich, unwirtschaftlich und genügt weder den an eine zukunftsfähige Justizvollzugseinrichtung zu stellenden vollzuglichen noch den sicherheitstechnischen Anforderungen."
Neben notwendigen Sanierungsaufwendungen spielten auch die laufenden Kosten eine Rolle bei der Entscheidung zur Schließung der JVA. "Für die Bewirtschaftung der Liegenschaft werden bisher jährlich rund 50.000 Euro aufgewandt", heißt es am 14. November 2014 in einer Antwort des Justizministeriums auf die Mündliche Anfrage des CDU-Abgeordneten Ulf Thiele.
"Der Knast war voll mal das Verlies vom Schloss"
In der JVA Aurich war die ursprüngliche Zahl der Haftplätze wegen schwerer Mängel und Lücken bei den Sicherheitsstandards bereits von 29 auf neun reduziert worden. Bei Untersuchungen waren neben Baumängeln auch versteckte Handys und Verstecke in Hohlräumen gefunden worden.
Auch unter den ehemaligen Insassen hatte der Altbau keinen guten Ruf. In einem Internet-Blog von Gefangenen schrieb ein früherer Häftling: "Der Auricher Knast war voll mal das Verlies vom Schloss" und ein anderer empfahl, nachts einen Eimer Wasser auf den Klodeckel zu stellen, um keinen Besuch von Ratten zu bekommen.
Die letzten vier Häftlinge wurden schon Wochen vor der Schließung an andere Standorte verlegt, wie ein Sprecher des Justizministeriums damals sagte.
JVA-Mitarbeiter bekommen neue Stellen
Und wie verhielt es sich mit der Zukunft der Angestellten? In einer Antwort auf eine Mündliche Anfrage von SPD-Abgeordneten im Landtag teilte das Justizministerium am 18. Dezember 2014 mit: "Die 14 Bediensteten der Abteilung Aurich werden zukünftig ihren individuellen Verwendungswünschen entsprechend eingesetzt; diese wurden in persönlichen Gesprächen ermittelt." Die damalige Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz (Grüne) hatte versichert, dass jeder Mitarbeiter des Gefängnisses nach seinen Wünschen gefragt werde.