Der Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen auf einem Archivbild von 2019 in München © picture alliance / dpa Foto: Felix Hörhager

Wolfgang Petersen: Ein Ostfriese in Hollywood

Stand: 12.08.2023 05:00 Uhr

Mit dem Kriegsdrama "Das Boot" hat Regisseur Wolfgang Petersen in den 1980er-Jahren den Sprung nach Hollywood geschafft. Am 12. August 2022 starb der gebürtige Emder im Alter von 81 Jahren in Los Angeles.

Er hat es geschafft in Hollywood - dieser Satz lässt sich nicht über viele Deutsche sagen. Bei Wolfgang Petersen trifft er voll und ganz zu. Ob Harrison Ford, Clint Eastwood, Brad Pitt oder George Clooney: Sie alle befolgten in ihrer Karriere auch die Regieanweisungen des gebürtigen Ostfriesen. Dustin Hoffman etwa hielt Petersen zu dessen Lebzeiten für einen der ganz Großen: "Was Wolfgang einzigartig macht, ist seine Fähigkeit, auch auf der großen Leinwand die kleinen Momente nicht zu vergessen. Er hält sozusagen eine Lupe auf einen Schauspieler."

Von Emden nach Hamburg gezogen

Regisseur Wolfgang Petersen an einer Kamera (1997) © picture alliance/United Archives
Aus kleinen Filmen zur Schulzeit entwickelt sich für Petersen ein Beruf.

Geboren wird Wolfgang Petersen am 1. Februar 1941 in Emden. Aus der ostfriesischen Stadt stammen übrigens auch Otto Waalkes und der 2020 verstorbene Karl Dall. Als Sohn eines Marineoffiziers wächst Petersen während des Zweiten Weltkriegs in Mecklenburg auf. Danach lebt er dann mit seinen Eltern wieder in Emden. 1950 erfolgt der Umzug nach Hamburg, wo er im Stadtteil Bramfeld wohnt. Er besucht das Johanneum-Gymnasium. Schon in seiner Schulzeit interessiert sich der junge Petersen für Filme. Er dreht erste kleine Streifen selbst.

Regisseur Wolfgang Petersen: Beginn mit Kinderaufführungen

Seine ersten Regieanweisungen gibt Petersen aber am Ernst-Deutsch-Theater (damals noch Junges Theater) in Hamburg, wo er mit Anfang 20 in Kinderaufführungen Regie führt. Er arbeitet darüber hinaus als Regieassistent und Schauspieler, geht auf eine Schauspielschule und studiert ab 1965 Theaterwissenschaft in Hamburg und Berlin. 1966 geht er zur gerade neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. Dort dreht er einige Kurzfilme sowie seine filmische Abschlussarbeit.

In den 1970er-Jahren macht sich der Regisseur mit feinfühligen Fernsehfilmen einen Namen - wie dem NDR Tatort-Klassiker "Reifezeugnis" mit Nastassja Kinski. Die schwule Liebesgeschichte "Die Konsequenz" scheint dem Bayerischen Rundfunk 1977 so brisant, dass sich der Sender aus der Fernsehausstrahlung ausklinkt.

"Das Boot" erhält sechs Oscar-Nominierungen

Szenenbild aus Wolfgang Petersens Kinofilm "Das Boot" (1980) © dpa-Bildfunk / Bavaria Film
"Das Boot" brachte auch Schauspielern wie Jürgen Prochnow (links) internationale Anerkennung.

Der internationale Durchbruch gelingt Petersen 1981 mit "Das Boot". Auch dort erzählt er große Geschichte im Kleinen. Er lässt die Besatzung eines deutschen U-Boots den Horror des Zweiten Weltkriegs durchleben - mit den Figuren bewegt sich auch die Kamera durch die engen Gänge, aus denen es im Zweifel kein Entrinnen gibt.

Dafür gibt es gleich sechs Oscar-Nominierungen, das war bis zu Wolfgang Bergers Verfilmung von Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nicht Neues" Rekord für eine deutsche Produktion. Auch wenn der Film am Ende leer ausgeht, ermöglicht er Petersen den Sprung nach Hollywood. "Das Boot" passt mit 260 Drehtagen und einem Budget von 25 Millionen D-Mark eher nach Amerika als in die deutsche Filmlandschaft.

"Troja", "Outbreak" und "Air Force One": Regie in großen Produktionen

Orlando Bloom und Diane Kruger im Film Troja © imago/Unimedia Images
Wolfgang Petersens Filmepos "Troja" mit Diane Kruger kostete 175 Millionen Dollar.

Nach dem Film "Das Boot", der auch in den USA erfolgreich läuft, und "Die unendliche Geschichte", der Verfilmung von Michael Endes gleichnamigem Roman, aus dem Jahr 1994 stehen Petersen in Hollywood die Türen offen. In den 1990er-Jahren liefert er gleich drei Kassenknaller ab: "In the Line of Fire" mit Clint Eastwood, "Outbreak" mit Dustin Hoffman und "Air Force One", in dem Harrison Ford als US-Präsident quasi eigenhändig die entführte Präsidentenmaschine zurückerobert. Mit "Troja" realisiert Petersen dann Mitte der 2000er-Jahre mit Brad Pitt und Diane Kruger in den Hauptrollen ein weiteres großes Filmprojekt.

Nachdem der Film "Poseidon" floppt, wird es etwas stiller um den deutschen Regisseur. 2010 erhält er im Rahmen der Berlinale als einer der ersten einen Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin. Mit "Vier gegen die Bank" produziert der Hollywood-Mann 2016 auch noch einmal einen Film in Deutschland. Für Petersen schließen sich gleich mehrere Kreise, denn die Gaunerkomödie mit Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Alexandra Maria Lara und Matthias Schweighöfer basiert auf einem seiner deutschen Fernsehfilme aus den 70er-Jahren.

2022: Petersen stirbt mit 81 Jahren in Los Angeles

In erster Ehe ist Petersen von 1970 bis 1978 mit der Schauspielerin Ursula Sieg verheiratet gewesen. Die Regieassistentin Maria Borgel wird 1978 seine zweite Ehefrau. Am 12. August 2022 stirbt Wolfgang Petersen an Bauchspeicheldrüsenkrebs im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Los Angeles. Er wird 81 Jahre alt. Seine Frau Maria ist bis zuletzt an seiner Seite.

Weitere Informationen
Regisseur Wolfgang Petersen lehnt lässig an einem Steuerrad. © picture alliance/dpa Foto: Felix Hörhager
21 Min

80. Geburtstag von Wolfgang Petersen: Interview mit der ARD

Der Regisseur erzählte 2021 über seine Karriere, seinen Start in Norddeutschland und neue Projekte (aus dem Archiv). 21 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 16.08.2022 | 16:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Leute

Spielfilm

Mehr Geschichte

Schriftsteller Thomas Mann auf einer undatierten Aufnahme © picture-alliance / dpa Foto: Bifab

Thomas Mann: 100 Jahre "Der Zauberberg"

Für die "Buddenbrooks" erhielt Thomas Mann den Literaturnobelpreis. Sein Werk "Der Zauberberg" wird jetzt 100 Jahre alt. mehr

Norddeutsche Geschichte

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?