Pfeifend durchs Leben - Ilse Werner
"Wir machen Musik": Dieses Lied machte Ilse Werner berühmt. Legendär wurde die Schauspielerin allerdings nicht durch ihren Gesang, sondern durch ihr Pfeifen.
Das Pfeifen hat Ilse Werner nicht etwa auf der Schauspielschule gelernt. Vielmehr war es eine Naturbegabung, gegeben schon in früher Kindheit. "Ich bin die größte Pfeife Deutschlands", sagte Werner einst mit einem Augenzwinkern. Allerdings war ihre erste gepfiffene Platte von ihr gar nicht unbedingt gewollt. Es hat sich durch Zufall so ergeben, wie sich die Künstlerin später erinnerte:
"Ich habe einen Film gemacht, 'Wunschkonzert', und da war der Werner Bochmann, der Komponist, der wunderschöne Evergreens geschrieben hat. Der hat mich in der Garderobe pfeifen hören, kam und sagt:
'Was haben sie denn da eben für ein Instrument gespielt?'
Ich sagte: 'Ich habe kein Instrument gespielt, ich habe gepfiffen.'
'Machen Sie's noch mal?'
'Ja', sagte ich, 'ich machs noch mal.'
Daraus wurde die erste Schallplatte."
Ilse Werner macht Karriere als UFA-Star
Am 11. Juli 1921 wird der spätere UFA-Star in Batavia, heute Jakarta, als Tochter eines begüterten niederländischen Export-Kaufmanns geboren. Die ersten zehn Lebensjahre verbringt Ilse Charlotte Still, wie sie ursprünglich heißt, in der indonesischen Stadt. Nachdem die Familie ihre Existenzgrundlage verloren hat, zieht sie zurück nach Europa. In Frankfurt besucht sie ein Realgymnasium und weiß schon als Schülerin, dass sie Schauspielerin werden will.
Mit 15 geht sie an die Schauspielschule von Max Reinhardt in Wien, wird dort - angeblich auf Anraten von Reinhardt - zu Ilse Werner und hat zwei Jahre später ihre erste Filmrolle in "Die unruhigen Mädchen". Mit 19 zählt sie bereits zu den beliebtesten deutschen Schauspielerinnen. Sie überzeugt in ernst zu nehmenden Filmen wie in "Münchhausen". In den Jahren des Zweiten Weltkriegs macht sie als UFA-Star Karriere.
Großer Erfolg an der Seite von Hans Albers
Einen ihrer größten Erfolge hat die Schauspielerin 1944 an der Seite von Hans Albers in "Große Freiheit Nr. 7", der von der Zensur verboten wird und in Deutschland erst nach dem Krieg gezeigt werden darf. Die NS-Propaganda nutzt Werners Popularität auch zur Truppenbetreuung in der Wehrmacht. "Sing ein Lied, wenn du mal trauig bist" - eine Botschaft, die ihr die Alliierten nach dem Krieg übel nehmen. Zeitweilig wird sie mit einem Berufsverbot belegt.
Von der Leinwand zur Flimmerkiste
Auch ein heftiger Flirt mit dem jungen Axel Springer fällt in diese Zeit. Über zwei Jahre sind die beiden heimlich ein Paar. 1948 heiratet Ilse Werner den amerikanischen Journalisten John de Forest und folgt ihm nach Kalifornien. Bereits in den 50er-Jahren dreht die Schauspielern jedoch wieder in Deutschland. Daneben tritt sie auch als Sängerin auf.
An ihre großen Erfolge kann Ilse Werner nach dem Krieg nicht mehr anknüpfen. Doch sie spielt in Fernsehproduktionen, TV-Serien und Kinofilmen, macht Musik, tritt am Theater und als Entertainerin auf, darunter 1952 neben Cornelia Froboess, Helmut Zacharias und Peter Frankenfeld in der ersten Fernsehshow des NWDR "Eine nette Bescherung". 1973 gelingt ihr dann der Sprung ins Charakterfach. In Fontain Wilders Stück "Wir sind noch einmal davongekommen" verkörpert sie die weibliche Hauptrolle.
Die Musik gab ihr den Halt im Leben
Ihren Beruf übt sie bis ins hohe Alter aus. Hinter der fröhlichen Fassade steckt ein Leben voller Schicksalsschläge: Berufsverbot, zwei gescheiterte Ehen, zwei Fehlgeburten, auch ein Suizidversuch. Auf der Bühne ist Ilse Werner davon nichts anzumerken. Vielleicht gibt ihr die Musik den größten Halt im Leben.
Dabei scheint Umziehen fast so etwas wie ein Hobby der Schauspielerin und Sängerin zu sein: In Berlin, Köln, Frankfurt, München und Hamburg schlägt sie zwischenzeitlich ihr Domizil auf und auch in Buchholz in der Nordheide wohnte sie eine Zeit lang. Nach nahezu 70 Umzügen in ihrem Leben zieht sie 77-jährig in ein Seniorenheim in Lübeck. Dort stirbt die Schauspielerin am 8. August 2005 im Alter von 84 Jahren.