Unverwüstlicher "Frantzdampf" wird 75 Jahre alt
Nicht umsonst trägt Justus Frantz den Spitznamen "Frantzdampf", als Pianist, Dirigent, Fernsehmoderator, Orchester-Initiator. Zu seinen zahlreichen Verdiensten gehört zweifelsohne die tragende Rolle bei der Gründung des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Am Sonnabend wurde er 75 Jahre alt. Aber es ist etwas ruhiger geworden um "Frantzdampf".
Ein Grund sind die gesundheitlichen Schwierigkeiten der jüngeren Vergangenheit. Von einer lebensgefährlichen Entzündung an der Wirbelsäule war 2018 ebenso zu lesen wie von einer Blutvergiftung, die ihn das Leben hätte kosten können. Dabei hatte sich Frantz erst Ende 2017 an der heimischen Brotschneidemaschine eine Kuppe des rechten Zeigefingers abgetrennt, die wieder angenäht werden musste. Dennoch zeigte sich der Jubilar im Vorfeld seines Geburtstags unverwüstlich: "Mit 75 ist man ja auch kein Jungspund mehr. Aber ich fühle mich noch so, komischerweise", sagte der Musiker im Gespräch mit der dpa.
Ein früh erkanntes Talent
Frantz begann im Alter von zehn Jahren mit dem Klavierspiel. Trotz seines besonderen Talents studierte er nach dem Abitur zunächst Jura. Unter dem Einfluss seines musikbegeisterten Onkels nahm er ein Studium an der Hamburger Musikhochschule auf - mit den Schwerpunkten Klavierspiel und Dirigieren. Die Öffentlichkeit wurde 1967 auf den jungen Mann aufmerksam, nachdem er beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD erfolgreich gewesen war. Im Alter von 23 Jahren wurde Frantz als Stipendiat in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen.
Sein Durchbruch als Konzertpianist der Spitzenklasse gelang 1970, als ihn der Stardirigent Herbert von Karajan für ein Konzert der Berliner Philharmoniker in London verpflichtete. Unter der Leitung von Leonard Bernstein gab Frantz sein Debütkonzert in den USA 1975 mit den New Yorker Philharmonikern. Mit Bernstein, der zu einem Freund wurde, arbeitete er über lange Zeit immer wieder zusammen.
Geburtshelfer einer großen Festival-Idee
1986 berief die Hamburger Musikhochschule Frantz als Professor. In diese Zeit fällt auch seine Initiative zur Gründung des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Zu den Unterstützern gehörten Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Ministerpräsident Uwe Barschel. Das Klassik-Festival mit Konzerten im ganzen Land entwickelte sich bald zu einem Musikereignis von Weltrang. Frantz war dessen Intendant bis zu seinem Rücktritt 1994, infolge eines Millionendefizits. Mit den Fernsehsendungen "Achtung, Klassik!" oder "Klassik für alle" mit Carmen Nebel im ZDF brachte Frantz klassische Musik einem breiten Publikum nahe. Kinder begeistert er für Klassik mit eigens konzipierten Konzerten, Workshops oder der CD-Reihe "Klassik für Kids".
Lebenswerk Nachwuchsförderung
Immer wieder hob Frantz die Musik als verbindendes Element zwischen Menschen und Nationen hervor, etwa mit dem Gastspiel des SHMF-Jugendorchesters im August 1989 in Schwerin. Seine Idee eines internationalen Orchesters zur Nachwuchsförderung als feste Einrichtung verwirklichte er 1995 mit der Gründung der Philharmonie der Nationen. Das Orchester gilt als Lebenswerk von Justus Frantz, über dem durch den Verdacht der Konkursverschleppung allerdings dunkle Wolken aufzogen. 2003 wurden die Ermittlungen dazu eingestellt. Auch im Vorfeld seines Jubiläums sah sich der Musiker juristischem Ärger ausgesetzt. Das Landgericht Hamburg hatte Haftbefehl gegen Frantz erlassen, um ihn zu einer Vermögensauskunft zu zwingen, wie der "Der Spiegel" berichtete. Demnach sollte er Rechenschaft ablegen für die World Peace Philharmonia of the Nations GmbH, deren Geschäftsführung Franz kurz vor deren Insolvenzantrag abgegeben hatte.
Festkonzert Frantz zu Ehren
Der Konzertkalender des Dirigenten und Pianisten ist heute luftiger als früher. Wer Frantz aber auf der Bühne erleben will, hat auch 2019 die Gelegenheit dazu: Anfang August auf dem Rheingau Musik Festival sowie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, das anlässlich des 75. Geburtstags seines Gründers und früheren Intendanten ein Festkonzert ausrichtet. Zu hören gibt es "Carmina Burana". Aber erst einmal feiert der Jubilar auf Gran Canaria seinen Ehrentag.