Chronik: Der Schriftsteller Walter Kempowski
1929
Walter Kempowski wird am 29. April in Rostock geboren. Sein Vater, Karl Georg Kempowski; ist Reeder und Schiffsmakler, seine Mutter Margarethe entstammt einer Hamburger Kaufmannsfamilie (geborene Collasius). Er hat zwei Geschwister: Ulla und Robert.
1944
Im September wird Kempowski in eine Strafeinheit der Hitlerjugend eingewiesen.
1945
Einberufung als Luftwaffenkurier im Frühjahr. Am 26. April fällt sein Vater auf der Frischen Nehrung.
1948
Drei Jahre nach dem Krieg wird Walter Kempowski während eines Besuchs bei seiner Mutter wegen angeblicher Wirtschaftsspionage verhaftet. Ein sowjetisches Militärgericht verurteilte ihn zu 25 Jahren Arbeitslager. Walter Kempowski verbüßt acht Jahre seiner Strafe in Bautzen. Die Erfahrungen aus dieser Zeit verarbeitet er später in seiner Erstveröffentlichung "Im Block".
1956
Nach seiner vorzeitigen Entlassung siedelt Kempowski in den Westen über. Zunächst zu seiner Mutter, die seit 1954 in Hamburg lebt. Er studiert an der Pädagogischen Hochschule in Göttingen und arbeitet danach 20 Jahre lang als Lehrer in Niedersachsen.
1961
Abschluss einer Familienbiographie und Beginn von verschiedenen Romanprojekten.
1969
"Im Block. Ein Haftbericht" erscheint im Rowohlt Verlag. In den Folgejahren erscheinen unter anderem "Tadellöser & Wolff" (1971, Hanser Verlag), "Haben sie Hitler gesehen?" (1973 als erster Teil der "Deutschen Chronik"), "Immer so durchgemogelt" (1974, zweiter Teil der Chronik) und 1975 "Ein Kapitel für sich".
1974
Kempowski hält Lesungen an Universitäten und Goetheinstituten in den USA.
1977
Kempowski wird Gastdozent an der Universität Essen. Wechsel zum Knaus-Verlag, wo 1978 "Aus großer Zeit erscheint".
1980
Kempowski wird Lehrbeauftragter für Fragen der Literatur-Produktion an der Universität Oldenburg. Er gründet ein Archiv für unpublizierte Autobiographien.
1993
"Das Echolot. Ein kollektives Tagebuch 1.1.-28.2.1943" erscheint in vier Bänden. Die drei weiteren Echolot-Veröffentlichungen folgen 1999 (Fuga Furiosa), 2002 (Barbarossa 41) und 2005 (Abgesang 45)
1994
Konrad-Adenauer-Preis für "Echolot". Gründung eines Werk-Archivs in Rostock.
Die Stadt Rostock verleiht Kempowski die Ehrenbürgerwürde.
1996
Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes.
2002
Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Rostock.
2003
Kempowski erhält eine Honorarprofessur für neuere Literatur- und Kulturgeschichte an der Universität Rostock.
2004
Der Schriftsteller erhält den Verdienstorden des Landes Niedersachsen.
2006
Kempowskis letztes Buch "Alles umsonst" erscheint. Darin geht es um die dramatische Flucht der Deutschen im Kriegswinter 1945 aus dem von der Roten Armee besetzten Ostpreußen.
Im Oktober erhält Kempowski in Rostock den Hans-Erich-Nossack-Preis für sein Lebenswerk.
2007
Am 19. Mai eröffnete Bundespräsident Horst Köhler in Berlin eine Ausstellung über Leben und Werk Kempowskis. Der Schriftsteller kann wegen seiner schweren Erkrankung nicht dabei sein. Die Werkschau mit dem Titel "Kempowskis Lebensläufe" schöpft aus dem Fundus seiner drei Archive: Aus dem persönlich-literarischen, aus einer Sammlung mit 300.000 Alltagsfotografien und aus dem Biografien-Archiv mit mehr als 8.000 Lebensläufen. Gezeigt werden 1.600 Exponate, darunter Fotos, Briefe und Manuskripte, aber auch eine Gefängnistür, Schiffsmodelle und Spielzeugsoldaten.
In der Nacht zum 5. Oktober stirbt Walter Kempowski in einem Krankenhaus in Rotenburg/Wümme bei Bremen.