Bergen-Belsen: Befreiung eines KZ - in Echtzeit
Wie haben die Häftlinge die letzten Tage im Konzentrationslager Bergen-Belsen erlebt? Wie reagierten die britischen Soldaten auf das unfassbare Grauen, als sie die Tore des Lagers nach der Übergabe passierten? Am 15. April 2020 jährte sich die Befreiung von Tausenden Gefangenen zum 75. Mal. NDR.de/Niedersachsen hat diesen Jahrestag zum Anlass genommen, zurück in die Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs zu schauen. Auf dem Twitter-Account von NDR Niedersachsen unter dem Hashtag #bergenbelsen75 können Sie die Ereignisse der letzten Tage im Lager verfolgen.
In Echtzeit gegen das Vergessen
Bergen-Belsen ist ein Symbol für die Gräuel des Nationalsozialismus. Bei uns in Niedersachsen - aber auch besonders in der angelsächsischen Welt. Denn das Konzentrationslager am Rande der Lüneburger Heide wird nicht, wie viele andere, von der SS geräumt, bevor die Alliierten einrücken. Wehrmacht und britische Armee handeln eine Übergabe vor Kriegsende aus. Die Briten ahnen zu diesem Zeitpunkt nicht, was sie hinter den Zäunen erwartet. Eine Hölle auf Erden. Leichen liegen auf den Wegen, zu Hunderten, Tausenden. Epidemien wüten im Lager. Die Versorgung ist komplett zusammengebrochen. Viele der Häftlinge sind so entkräftet, dass sie trotz der Ankunft der Befreier sterben. Britische Kamera- und Fotoeinheiten, die den Vorstoß der Armee abbilden sollen, halten diese Bilder fest.
Ein anderer Blick
Der Echtzeit-Ticker bei Twitter erzählt die Ereignisse in und um das Lager bis zum 17. April 1945 nach. Am Tag der Befreiung veröffentlicht NDR Niedersachsen auf dem Instagram-Kanal die Geschichte eines Überlebenden. Es ist der in Polen geborene Israel "Lulek" Bron, der das Lager überlebt und später nach Australien auswandert. Zudem richtet ein Visual Storytelling auf NDR.de/Niedersachsen den Fokus auf die Täter, die in der Berichterstattung zum Holocaust oft nicht stattfinden. Was für Menschen begingen solch fürchterliche Verbrechen? Wie ging es nach dem Krieg für sie weiter? Konnten sie bestraft werden?
Ein Bäcker macht SS-Karriere
Erzählt wird die Geschichte von Adolf Haas, dem ersten Kommandanten von Bergen-Belsen. Er stammte aus bürgerlichen Verhältnissen im Westerwald, war gelernter Bäcker und Marinesoldat im Ersten Weltkrieg. In der SS machte er dann eine erstaunliche "Karriere", obwohl viele seiner Vorgesetzten seine Fähigkeiten als eher beschränkt einschätzten. Er war mehr Karrierist als Überzeugungstäter. Und: Vielleicht noch nicht einmal ein Antisemit, schreibt sein Biograf, der Historiker Jakob Saß. In den Wirren des Kriegsendes verliert sich dann die Spur von Haas mehr und mehr. Kam er ungeschoren davon?
Aktuelle Berichterstattung unter NDR.de/Niedersachsen
Erinnern und Mahnen ist bei wachsendem Fremdenhass und Antisemitismus wichtiger denn je. 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen will NDR.de/Niedersachsen mit diesen Projekten auch verstärkt in den nicht-linearen Medien erweiterte Zielgruppen erreichen - frei und immer abrufbar. Neben den Angeboten auf Twitter, Instagram und dem Storytelling finden Sie unter NDR.de/Niedersachsen wie gewohnt die aktuelle Online-Berichterstattung zum Jahrestag und zur Kranzniederlegung vor Ort.
Quellen der Berichterstattung zum 75. Jahrestag der Befreiung:
- Jakob Saß: "Gewalt, Gier und Gnade" (2019)
- Bergen-Belsen - Katalog der Dauerausstellung (2009)
- Ben Shephard: "After daybreak" (2006)
- Alexandra-Eileen Wenck: "Zwischen Menschenhandel und 'Endlösung'" (2000)
- Eberhard Kolb: Bergen-Belsen 1943-45 (1996)
- Konzentrationslager Bergen-Belsen: Berichte und Dokumente (1995)
- Jean-Pierre Renouard: "Die Hölle gestreift" (1993)
- Paul Kemp: "The Liberation of Bergen-Belsen" (1990)
- Derrick Sington: "Belsen uncovered" (1946)
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#bergenbelsen75