Stand: 30.04.2008 12:17 Uhr

Der Siegeszug der Schallplatte

von Cornelia Wumkes

Caruso leitet den Siegeszug der Schallplatte ein

Porträt des italienischen Tenors Enrico Caruso. © picture alliance / akg-images
Alle wollten Caruso hören und so verhalf der Startenor der Schallplatte zum Erfolg.

Im Jahr 1900 verlegt die Deutsche Grammophon den Sitz der Verwaltung nach Berlin und wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Schallplatten werden weiter in Hannover hergestellt. Als der berühmte italienische Tenor Enrico Caruso 1902 die ersten Schallplattenaufnahmen macht, wird die Scheibe salonfähig und beginnt ihren Siegeszug rund um die Welt. Bald reichen die Kapazitäten in der Kniestraße in Hannover nicht mehr aus, um alle Aufträge zu erfüllen. 1904 wird die Produktion in die Podbielskistraße verlegt.

Der Erfolg der Schallplatte ermuntert andere Unternehmer, Platten und Abspielgeräte zu produzieren. In Europa werden Hannover, Berlin, London, Paris und Wien zu Zentren der neuen Industrie. Gastwirte und Cafébetreiber unterhalten die Besucher mit Schallplattenmusik. Auch in den USA, Asien, Lateinamerika und der Karibik ist die Scheibe der Hit.

Mit Beethoven beginnt 1913 die Aufnahme von Symphonien 

Die Berliner Symphoniker spielen 1913 unter Leitung von Arthur Nikisch Beethovens Schicksalssymphonie ein. Vier Jahre später, 1917, geht die auf Klassikproduktionen spezialisierte Deutsche Grammophon in den Besitz der Polygram Musikwerke in Leipzig über und gehört nach mehreren Besitzerwechseln heute zur Universal Music International Group. Geblieben ist der gute Ruf bei Liebhabern klassischer Musik.

NS-Diktatur bringt Schallplattenindustrie zu Fall

Die Nationalsozialisten enteignen in jüdischem Besitz befindliche Unternehmen und verhängen aus rassistischen oder politischen Gründen Berufsverbote gegen prominente Plattenkünstler wie die Comedian Harmonists. Ausländische Platten dürfen kaum noch nach Deutschland eingeführt werden. Ab 1943 bricht die Schallplattenproduktion weitgehend zusammen. Nur für den gleichgeschalteten Rundfunk und Kinos wird bis Kriegsende weiter produziert.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs geht die Schallplattenindustrie im geteilten Deutschland unterschiedliche Wege. Im Westen nehmen die Schallplattenfabriken, die nicht zerstört sind, ihre Produktion bald wieder auf. Neue Marken entstehen. Im Osten wird die Schallplattenfabrikation als einer der ersten Industriezweige verstaatlicht. Einziger Hersteller ist der VEB Lied der Zeit, später VEB Deutsche Schallplatten mit den Labels Amiga, Eterna, Litera, Nova, Aurora und Schola.

Vinyl löst Schellack ab

Schallplatten © imago/imagebroker
Seit 1948 gibt es Vinyl-Schallplatten. Zwischenzeitlich von der CD verdrängt, sind sie heute wieder in Mode.

Der ungarisch-amerikanische Physiker Dr. Peter Carl Goldmark erfindet 1948 am 21. Juni die Vinyl-Schallplatte. Das neue Material, Polyvinylchlorid (PVC), ermöglicht deutlich schmalere Rillen und dadurch eine bessere Qualität der Tonaufzeichnung. Außerdem ist PVC billiger als Schellack und nicht so empfindlich. Bald stiegen die Plattenfirmen auf Vinyl als Material für ihre Tonträger um. Als letzte Firma stellt EMI 1958 die Produktion von Schellackplatten ein.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | 20.05.2005 | 11:40 Uhr

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