Rettung aus der eiskalten Ostsee
Am 30. Januar 1945 legt die "Wilhelm Gustloff" von Gotenhafen in Richtung Kiel ab. An Bord des völlig überfüllten Schiffes befinden sich vermutlich mehr als 10.000 Menschen. Etwa 8.800 davon sind Flüchtlinge, die vor der vorrückenden Roten Armee fliehen, darunter auch viele Mütter mit Neugeborenen sowie hochschwangere Frauen, denn das Schiff verfügt über eine Entbindungsstation. Eine von ihnen ist Ingeborg Piepmeyer, die tags zuvor einen Jungen zur Welt gebracht hat. Sie erinnert sich an die dramatischen Ereignisse:
"Auf der 'Löwe' wurde noch ein Kind geboren"
"Als gegen neun Uhr abends das Schiff torpediert wurde, flog ich gegen die Decke. Ich lag auf einem Etagenbett. Nachdem das Licht ausgegangen war, wurden wir erst einmal von Leuten, die auf den Gängen herumliefen, beruhigt. Wir sollten liegen bleiben, es würde uns nichts passieren. Ich habe meinen Sohn aus dem Kinderwagen genommen, ihn in ein Kopfkissen gepackt und ihm ein grünes Mützchen und Jäckchen angezogen. Dann bin ich mit dem Jungen bis zum Hauptaufgang gekrochen.
Es waren unwahrscheinlich viele Menschen, die von unten heraufkamen. Man trat da schon auf Menschen drauf. Durch die Massen bin ich dann regelrecht nach oben geschoben worden. Dort hat man mir den Jungen abgenommen und gesagt, ich solle auf einer Strickleiter herunterklettern, da das Rettungsboot schon nicht mehr da sei. Das habe ich dann auch getan. Nachdem ich rund zwei Stunden auf dem Wasser war, kam das Torpedoboot 'Löwe' und wir wurden einzeln aus dem Wasser gezogen. Auf der 'Löwe' wurde noch ein Kind geboren. Und ich fragte denn, ob mein Sohn auch hier sei, er hätte ein grünes Jäckchen und Mützchen an. Und tatsächlich war er da."