Stand: 20.02.2015 09:08 Uhr

Die Causa Christian Wulff - eine Chronologie

13.12.2011 - "Bild"-Bericht bringt Affäre ins Rollen

Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung soll Christian Wulff in seiner Zeit als Ministerpräsident den Niedersächsischen Landtag getäuscht haben. Wulff habe 2008 ein privates Darlehen von 500.000 Euro von der Unternehmer-Gattin Edith Geerkens erhalten, mit dem die Wulffs ihr Einfamilienhaus bezahlt hätten. Als er im Zusammenhang mit der sogenannten Air-Berlin-Affäre Anfang 2010 vom Landtag gefragt wurde, ob er geschäftliche Beziehungen zum Unternehmer Egon Geerkens pflege, antwortete Wulff damals mit "Nein" und verschwieg den Kredit.

15.12.2011 - Wulff meldet sich persönlich zu Wort

Zwei Tage dauert es, bis sich Wulff zu den Vorwürfen gegen ihn äußert: Eine geschäftliche Beziehung zu Egon Geerkens habe nicht bestanden. "Dementsprechend habe ich die gestellten Fragen beantwortet und keine Veranlassung gesehen, den privaten Darlehensvertrag mit Frau Geerkens zu erwähnen." Wulff erkenne an, dass ein falscher Eindruck habe entstehen können, was er bedauere.

16.12.2011 - "Spiegel"-Bericht erhöht Druck auf Wulff

Ehepaar Geerkens in festlicher Kleidung. © AEDT.de
"...viel Geld von mir an Wulff..." - Die Geerkens-Zitate im "Spiegel" setzen Wulff erneut unter Druck.

Am Freitag gerät der Bundespräsident weiter unter Druck, als der "Spiegel" in einer Vorabmeldung berichtet, der Privatkredit habe von Egon Geerkens gestammt, nicht von dessen Frau. "Wir sind beide sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt", zitiert der "Spiegel" Geerkens. Die Anwälte Wulffs beharren weiter darauf, dass das Geld von Edith Geerkens gestammt habe.

18.12.2011 - Wulff lässt Urlaubsliste veröffentlichen

Ausschnitt aus dem Schreiben der Anwälte von Christian Wulff bezüglich dessen privater Urlaubsreisen. © dpa-Bildfunk Foto: Franz-Peter Tschauner
Wulffs Anwälte veröffentlichen die Urlaubsliste des heutigen Bundespräsidenten.

Nach ersten Rücktrittsforderungen bekräftigt Wulff öffentlich, dass er sein Amt behalten will. Auf den Zuruf eines Passanten an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dass er nicht zurücktreten solle, antwortet er: "Nein, das machen wir nicht!" Außerdem fordert die niedersächsische Opposition Aufklärung über Wulffs Urlaubsreisen, die er angeblich auf Kosten von befreundeten Unternehmern gemacht hat. Am Abend lässt Wulff von seinen Anwälten eine Liste mit seinen privaten Reisen veröffentlichen.

19.12.2011 - Unterlagen zum Privatkredit werden öffentlich

Journalisten dürfen in einer Berliner Anwaltskanzlei die Unterlagen zu Wulffs umstrittenem Privatkredit einsehen. Am Abend berichtet die "Bild", dass Wulffs Unternehmer-Freund Carsten Maschmeyer Werbeanzeigen für das Wulff-Interview-Buch "Besser die Wahrheit" bezahlt haben soll. Das Buch soll im Landtagswahlkampf 2007 eine Rolle gespielt haben. Der Bundespräsident lässt über seine Anwälte mitteilen, nichts von den Zahlungen gewusst zu haben.

20.12.2011 - Ältestenrat befasst sich nicht mit der Causa Wulff

Der Ältestenrat des niedersächsischen Landtags. Landtagspräsident Dinkla Mitte. © NDR Online Foto: Birgit Reichardt
Der Ältestenrat des Niedersächsischen Landtags befasst sich nicht mit der Causa Wulff.

Die mit Spannung erwartete Sitzung des Ältestenrats des Niedersächsischen Landtags wird nach nur 15 Minuten beendet - mit dem Ergebnis, dass sich der Ältestenrat nicht mit dem Thema befassen muss. Am Abend bestätigt Wulffs Anwalt der Zeitung "Die Welt", dass Egon Geerkens an den Verhandlungen zum Privatkredit beteiligt war.

22.12.2011 - Wulff bricht sein Schweigen

Zwei Tage vor Weihnachten überschlagen sich die Ereignisse: Zuerst kommt die Meldung, dass Wulffs langjähriger Sprecher Olaf Glaeseker entlassen worden ist. Kurz darauf wird eine "persönliche Erklärung" des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue angekündigt. Kommt nun der Rücktritt? Nein. In den gut vier Minuten seiner Stellungnahme entschuldigt sich Christian Wulff für seinen Umgang mit der Kredit-Affäre und bittet die Deutschen um Vertrauen. Wulff bleibt im Amt. Zu den Gründen für die Entlassung Glaesekers äußert er sich nicht.

23.12.2011 - Spekulationen über Verstoß gegen die Verfassung

Am Freitag berichtet die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" darüber, dass die niedersächsische Staatskanzlei eine Landtagsanfrage der SPD im März 2010 falsch beantwortet haben könnte. Es geht um den Nord-Süd-Dialog, eine private Unternehmer-Party in Hannover, an der sich das Land Niedersachsen - so vermutet die SPD - finanziell und organisatorisch beteiligt hat. Im Landtag hatte die Staatskanzlei eine entsprechende Förderung der Veranstaltung abgestritten. Erstmals gibt es Verdächtigungen, dass die Entlassung von Wulffs Sprecher Olaf Glaeseker im Zusammenhang mit dem Nord-Süd-Dialog und dessen Veranstalter Manfred Schmidt steht.

30.12.2011 - Details zur Kredit-Finanzierung

Die BW-Bank äußert sich erstmals zum umstrittenen Privatkredit des Bundespräsidenten. Demnach hat der den neuen Vertrag zur Abwicklung des Hausdarlehens erst kurz vor Weihnachten unterschrieben. In einer zuvor veröffentlichten schriftlichen Erklärung erweckte Wulff jedoch den Anschein, dass der neue Kredit bereits laufe. Dies ist allerdings erst ab Mitte Januar der Fall. Zudem bestätigt die Bank, dass Egon Geerkens den Kontakt zwischen Wulff und dem Geldinstitut vermittelt hat.

31.12.2011 - Frühere Verbindung zur BW-Bank

In einem Vorabbericht legt der "Spiegel" am Sonnabend nahe, dass Wulff den zinsgünstigen Kredit bei der BW-Bank als Dankeschön für seinen Einsatz im Zusammenhang mit dem VW-Porsche-Deal erhalten hat. Sowohl das Geldinstitut als auch Wulff selbst bezeichnen die Vorwürfe als absurd.

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