Aschermittwoch: Aktion "7 Wochen ohne" motiviert zum Fasten
Mit dem Aschermittwoch hat das närrische Treiben ein Ende. Nach dem Karneval beginnt nun für Christen eine siebenwöchige Fastenzeit bis Ostern. Fasten ist aber längst kein rein religiöses Ritual mehr. Auch säkular orientierte Menschen üben sich im Verzicht.
"7 Wochen ohne" ist eine Fastenaktion der evangelischen Kirche in Deutschland und erfreut sich seit vier Jahrzehnten großer Beliebtheit. Millionen Menschen machen mit, auch nichtreligiöse, sagt der Theologe Frank Muchlinsky vom Team der Fastenaktion: "Fasten bedeutet in der Art, wie wir das machen, auf etwas zu verzichten, was einem nicht gut tut. Und bei '7 Wochen ohne' geht es immer darum, auf eine gewisse Haltung auch hinzuweisen, die wir leicht einnehmen können und die uns auch nicht gut tut."
2024 lautet das Motto: "Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge". Es geht um Alleingänge in allen Lebensbereichen. In der vierten Fastenwoche beispielsweise steht die Schöpfung im Mittelpunkt. Im Begleitkalender heißt es dazu: "Menschliche Alleingänge ohne Rücksicht auf Pflanzen und Tiere, auf Meere und Landschaften? Darauf sollten wir wirklich verzichten!"
Fasten und Minimalismus haben viel gemeinsam
Tatsächlich wollen immer mehr Menschen raus aus einer konsumorientierten Lebensweise, die nicht nur die Natur belastet oder ausbeutet, sondern auch andere Menschen. So genannte Minimalisten wie Jasmin Mittag aus Hannover ziehen daraus eine radikale, nicht nur zeitlich befristete Konsequenz. "Der erste Schritt im Minimalismus ist immer bewusster Konsum", erzählt Jasmin Mittag. "Also habe ich erstmal aufgehört, Dinge zu kaufen und mich umzuschauen, was ich denn eigentlich alles habe, wie ich auch Dinge bekommen kann, ohne jetzt zwingend wieder Geld auszugeben und zu kaufen. Es geht für mich persönlich auch darum, dass wir das nutzen, was schon an Ressourcen da ist und dass wir dafür dankbar sind."
Minimalismus empfindet die Mittvierzigern nicht als schmerzlichen Verzicht, sondern als spirituelle Richtung und Lebensphilosophie, wie sie sagt: "Ich habe festgestellt, dass es gar nicht darum geht, unbedingt so wenig wie möglich zu haben, sondern darum, dass man sich auf das für sich Wesentliche konzentriert." Genau hier überschneiden sich religiöse und säkulare Verzichtsbewegung, sagt Stephan Loos, Direktor der katholischen Akademie Hamburg: "Die Überzeugung, dass weniger mehr ist, das Zurückfahren von Hab und Gut auf das Wenige, dass im Verzicht der Blick für das Wesentliche frei wird, das eint beide Bewegungen."
Kein Verzicht - eher Geschenk
Maßhalten ist für Stephan Loos ein wichtiges Stichwort, entnommen der Spiritualität des heiligen Ignatius von Loyola. Zwar gehe es darum zu lernen, sich zu zügeln und zu lenken, "aber dass jede extreme Steigerung des Verzichtens oder jede Verabsolutierung auch eine Einseitigkeit bedeutet, die sich selbst einen höheren Wert beimisst, als es eigentlich angemessen ist." Verzicht als Selbstzweck wäre demnach verfehlt.
Frank Muchlinsky von der Fastenaktion "7 Wochen ohne" empfiehlt sogar einen generell anderen Blick auf das Verzichten. Nicht die Entbehrung zu sehen, sondern die Chance, die im Verzichten auch stecken kann. Er meint: "Es geht nicht darum, etwas zu leisten beim Verzichten, sondern es geht darum, sich etwas zu gönnen. Man gönnt sich einen anderen Blick auf die Dinge. Ich versuch jetzt mal sieben Wochen lang etwas und danach guck ich mal, wie diese neue andere Haltung sich anfühlt."